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Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Druckversion

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Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Paraguayo - 04.11.2016

Für unsere entstehende Öko-Selbstversorger-Gemeinschaft hier in Tres Corazones ( Heart Heart Heart ) im Osten Paraguays planen wir, bis zum Jahresende 2016 eine erste kleine Aquaponik-Pilotanlage aufzubauen.

Bislang habe ich mich zwar in der Theorie schon seit ein paar Jahren in das Thema eingelesen und etliche Videos angesehen. Aber in der Praxis haben wir noch keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet - auch weder mit Hydroponik noch mit Aquakultur und auch nur Fischhaltung im Aquarium. Fische waren mir bislang eigentlich immer zu still, zu glitschig und zu unnahbar - und ich habe sie fast durchweg nur tiefgefroren aus dem Supermarkt geholt :-).

Mit Gemüseanbau im Freiland hat zumindest mein österreichischer Partner hier schon etwas Erfahrung. Und wir haben hier in Paraguay natürlich einige Vorteile gegenüber dem kalten Mitteleuropa. 

Es wächst hier normalerweise alles ca. 4 mal so schnell - im Freiland aber natürlich ebenso das Unkraut und das Ungeziefer. Deshalb bekommt man auch hier im Supermarkt und auf den Wochenmärkten praktisch nur Obst und Gemüse, dass mit einem reichen Chemiecocktail - meist von Monsanto aufgewachsen ist.

Das möchten wir für unsere wachsende Gruppe von Anfang an ändern und jetzt schon mit einer kleinen Anlage anfangen und die dann mit wachsender Erfahrung und Gruppengröße immer nach Bedarf weiter ausbauen. 

Es gibt hier aber auch einige Nachteile, die wir berücksichtigen müssen. Im Sommer kann es schon recht heiß werden. Die Stromversorgung ist sehr instabil. Und viele Dinge, die man in Deutschland einfach mal über Amazon oder Ebay bestellt, die sind hier schwer zu kriegen. Und eine geregelte Postzustellung gibt es schon mal gar nicht. 

Aber Aquaponik ist ja gerade auch interessamt, weil man da viel improvisieren kann und oft auch muss. Da haben wir nicht so die Angst davor. INsgesamt geht das hier wohl trotzdem einfacher als in Mitteleuropa.

Eine Winterpause soll es bei uns nicht geben. Unser Ziel ist es, hier das ganze Jahr über Fisch und Gemüse zu produzieren. Und in normalen Jahren sollte das bei dem Klima hier ja auch weitgehend reibungslos funktionieren, ohne heizen zu müssen. Über ein paar Plastikplanen und ein paar Schläuche auf dem Dach des Gewächshauses und in der Erde sollte die Temperaturstabilisierung auch im kurzen Winter hier nicht das Problem sein. 

Wir wollen bei den Fischen mit Tilapien anfangen. Die sind ja hier heimisch und somit auch recht einfach zu bekommen. Und sie sind ja nach dem, was ich gelesen habe, ja wohl auch der am besten "unkaputtbare Anfängerfisch" und vertragen die hier eher höheren Temperaturen sehr gut.

Beim Gemüse wollen wir vor allem das erzeugen, was hier besonders teuer ist und dabei noch meist ziemlich schlecht ausschaut:
- Tomaten
- Paprika
- Blumenkohl
im Growbed und dazu
- Salat und verschiedene Kräuter
in NFT-Rohren.

Wie ich schon hier im Forum gelesen habe, brauchen Tomaten schon mal viel Nährstoffe und schmecken aus der Aquaponik dann oft wässrig. Ich denke mal, Paprika und Blumenkohl werden auch viel Futter brauchen - oder?

Wir planen, mit einem 1000 Liter-Fischtank IBC-Container als Fischtank anzufangen.
Und da wir für das geplante Gemüse reichlich Nahrung benötigen, dachte ich an 50 Tilapien, wie hier auch schon irgendwo für 1000 Liter vorgeschlagen wurde.

Wie ich schon im Selbstbauset von Lets-Grow gesehen habe, sollte man bei der Besatzdichte von da aus das Wasser in eine 200L-Tonne mit Bürsten leiten, um die Feststoffe vorzufiltern und zu vermeiden, dass die schnell den Kies im Growbed zu setzen. 

Von da aus wollen wir das Wasser direkt ins Growbed und die NFT-Rohre leiten und dann in einen Sumptank oder direkt in den Fischtank zurück. Ein zusätzlicher Biofilter ist also im Moment nicht geplant.

Als Pumpe haben wir hier verschiedene Aquarium-Pumpen von BOYU zur Auswahl:
FP-2000 (2000 L/h, 3,0 m)
FP-3000 (3000 L/h , 3,5m)
oder auch noch stärkere, aber auch teurere.

Ich denke, eine FP-3000 ist für die Größe unserer Anlage richtig - oder?

Fragen:
Normalerweise wird bei einem einfachen IBC-System ja die Pumpe in den Fischtank gesetzt und das Wasser von da in die Beete gepumpt.

Wenn man jetzt die Filtertonne mit den Bürsten einsetzt, wird das Wasser da dann reingepumpt.
Sollte man die dann in eine größere Höhe setzen, damit das Wasser von da aus per Schwerkraft in die Beete und die NFT-Rohre läuft?

Und was mir noch nicht so klar ist, wie das dann mit dem Sumptank funktioniert. Reicht da dann immer noch eine Pumpe oder braucht man zwischendrin noch eine weitere? Aber ich denke, dass werden wir dann auch noch rausbekommen...


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Wolf-Aqua - 05.11.2016

Kannst du den Jahrestemperatur Verlauf für deine Region herafusfinden z.B. über die letzten 5 Jahre?

Wo und in was für einer Qualität (Protein und Fettgehalt) bekommt ihr Futtermittel her?

Kann eine Energieversorgung durch z.B. einen Generator mehr oder weniger 100% sicher gestellt werden?

Als "einheimisch" würde ich den Tilapia nicht bezeichnen. Ja, es ist ein vergleichweise "einfacher" Fisch, wenn ihr an afrk. Welse (Clarias garipinus) kommt, würde ich eher zu dem raten, weil er auch Luft atmen kann und ungalublich schnell wächst und m.E. noch robuster ist als Tilapia.


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Paraguayo - 05.11.2016

(05.11.2016, 10:52 )Wolf-Aqua schrieb: Kannst du den Jahrestemperatur Verlauf für deine Region herafusfinden z.B. über die letzten 5 Jahre?

Die meiste Zeit des Jahres liegen die Tageshöchstemperaturen hier tagsüber zwischen 25 und 32°C, im Sommer an einzelnen Tagen auch mal 36°C. Nachts sind es so 10 bis 15°C weniger. Tiefsttemperaturen von 5°C gibt es normalerweise nur an wenigen Wintertagen in der Nacht.

Dieses Jahr war da allerdings völlig anders wegen El Niño - da hatten wir von Ende April bis Anfang September meist nur Höchsttemperaturen von 20° und teilweise darunter. Aber das kommt nur so alle 9 Jahre mal vor.

(05.11.2016, 10:52 )Wolf-Aqua schrieb: Wo und in was für einer Qualität (Protein und Fettgehalt) bekommt ihr Futtermittel her?

Pelletfutter für Fische können wir hier kriegen, ich weiß ich nur noch nicht, wie teuer das dann ist.

Moringa pflanzen wir hier schon selbst an. Ich denke, damit haben die Fische schon mal das meiste, was sie brauchen. 

Moringa-Blätter haben nach meiner Recherche ca. 22% pflanzliche Proteine, 5% Fettgehalt und jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Da stellt sich dann die Frage, wie weit man direkt Grünfutter und z.B. Mais einsetzen kann, ohne dass die Filter ständig verstopfen. Hat jemand Erfahrung damit? 

(05.11.2016, 10:52 )Wolf-Aqua schrieb: Kann eine Energieversorgung durch z.B. einen Generator mehr oder weniger 100% sicher gestellt werden?

Grundsätzlich wäre das möglich. Ist halt nur eine Kostenfrage. Wie lange kann ein Stromausfall denn etwa sein, ohne dass das System zusammenbricht? Oder ab welcher Zeit wird es kritisch?

(05.11.2016, 10:52 )Wolf-Aqua schrieb: Als "einheimisch" würde ich den Tilapia nicht bezeichnen. Ja, es ist ein vergleichweise "einfacher" Fisch, wenn ihr an afrk. Welse (Clarias garipinus) kommt, würde ich eher zu dem raten, weil er auch Luft atmen kann und ungalublich schnell wächst und m.E. noch robuster ist als Tilapia.

Ok, da müssen wir dann nochmal schauen, ob wir den kriegen können.


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Paraguayo - 05.11.2016

Ich habe gerade einen interessanten Artikel zum Thema Tilapien mit Moringa füttern gefunden:

http://www.thefishsite.com/fishnews/22530/aquaculture-america-2014-effectiveness-of-moringa-leaf-and-sunflower-seed-cake-as-tilapia-feed/

Ist hier ist noch die Studie dazu: https://www.was.org/documents/MeetingPresentations/AA2014/AA2014_0502.pdf

Da müssen wir dann wohl noch Sonnenblumen anpflanzen.


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - robbanu - 06.11.2016

Hallo nach Paraguay,
Gutes Projekt!

Schön, so eine Idee mit dem Selbstversorgerhof! Selbstversorgung ist ja heute die einzige Möglichkeit, der Erwerbsarbeit das Erpressungspotenzial zu nehmen und gleichzeitig völlige Freiheit zu erlangen. Mach ich seit nun 13 Jahren. Und Aquaponik ist ein wichtiger Teil!
Zur Aquaponik in wärmeren Gebieten unter schwierigen Bedingungen (Strom): Ich pumpe nur einmal am Tag das gesamte AP System durch und es funktioniert, allerdings muss man eine Menge probieren und Abstriche machen.
Ausser Tomaten, CHilli und Kräutern braucht man da getrost nix weiter zu erwarten.
Auch das Fischwachstum ist bei einmaliger Stromverfügung am Tag eher langsam. Tilapia sind gut, denn die sind auch Luftatmer. Clarias hab ich wieder gelassen, zu aggressiv untereinander (gerade auch unter meinen schlechten Bedingungen) – aller 2 Tage ein Toter und kann man nur schwer verkaufen. Ausserdem schmecken Clarias nach nichts, Tilapia dagegen haben ein sehr feines Aroma! (Wenn ihr an ein Restaurant denkt, würd ich den Fisch produzieren, der dort auch gegessen wird – und nicht den, der am schönsten schwimmt;)
Also ich hier niemals Clarias, aber immer Tilapia!

Das Futter baue ich alleine an(Mais, Soja, Leguminosen, Maniok, Palmöl), trockne es, mahle es klein und koche es aller 2 Tage für die Fische. Also keine Futterkosten, allerdings eher langsames Fisch-Wachstum. Aber dafür sehr wohlschmeckendes Fischfleisch. Nach 12-15 Monaten kann man mit 500g Fischen rechnen. Die dann aber purer Reingewinn. Wir machen neben unseren Verzehrfischen (genannt Küchenfische - Ernte 2mal wöchentlich) so ca. 1000 EUR aller 2 Jahre nebenher.

Achtung, Aquaponik ist NICHT billig besonders in ärmeren Ländern eben ohne Baumarkt und Internetbestellung.
Moringa spielt keine Rolle, den Hype darum versteh ich nicht. Ich habe die asiatische und die afrikanische Variante, die asiatische Variante ist schöner, vollblättriger und gehaltvoller, also satter, aber man braucht Unmengen Blättchen um auf irgendein Gewicht zu kommen. Vergiss es einfach als Tierfutter, wenn du nicht mehrere Hektar nur damit bepflanzt, was Arbeiter voraussetzt, …du wirst es nicht machen. Moringa eher als Spinat essen (für Menschen). Schmeckt sehr gut  gedünstet. Und mit der Blatternte eines Baumes (2 Jahre alt) hat man eine ausgezeichnete reichliche Gemüsebeilage für 5 Personen. Ansonsten einfach pflanzen und Ziegen langlaufen lassen.

Für ein Restaurant (mit Aquaponik) nur den Fisch kalkulieren, sieh Pflanzenwachstum in der Aquaponik  nur als kostenlosen Filter, aus dem ab und zu ein paar Früchte kommen. Ansonsten sind Gemüse und Früchte immer besser auf Boden! Und wegen  Insektizid: Vergiss Landwirtschaft in den Tropen ohne Insektizid. Vergiss es einfach. Dachte ich auch, aber ich habe immer eine Sprühflasche voll übelstem chinesischem Insektizid (was anderes gibt’s hier nicht) und brauch es doch gelegentlich. Obwohl ich nur einen kleinen 1000m² Garten habe.
Denke  dir eine Möglichkeit aus, die Fische abzufischen, ohne all das Wasser abzulassen. (Bzw. bedenke das später bei deiner Beckenkonstruktion) Wir fischen monatlich das jeweilige Becken mit den größten Fischen ab und die größten Tiere kommen ins Küchenbecken, aus dem dann die Kinder den Fisch fürs jeweilige Abendbrot keschern (Großes Bohei).

Hast du Geld und keine Zeit: Fertigfutter. (unökologisch in jedem Fall, da Transport) Hast Du Zeit, aber kaum Geld (wie ich): dann selber kochen.(aus eigenem Garten, transportfrei, nachhaltig)
(Was soll Selbstversorgung, wenn man Fischfutter kauft=Unsinn)

Generell gilt, Fischmehl wird von Fischen besser aufgenommen und verwertet, als Sojamehl. Aber Zeit spielt bei mir keine Rolle, meine Fische fressen, was ich selber anbauen kann. Soja in jedem Fall vorher toasten!

Was ich aber sagen kann ist, seit ich Fische von Hand täglich 3mal füttere (die Zeit nehme ich mir), Fische zu beobachten ist eine der entspannendsten Tätigkeiten, die man sich vorstellen kann. Man ist fasziniert von der Eleganz der Tiere und findet Ruhe.

Und noch was zum Schluss: Wenn du wirklich! Mit der Aquaponik anfängst (die meisten sagen es ja nur, machen es dann aber nicht, weil es doch am Anfang recht arbeitsintensiv ist) wirst du besser sein, als jeder einheimische Klempner. Lerne die Klempnerei von Anfang an alleine und lasse keine lokalen Klempner an DEINE Anlage ran. Dann wird’s wenigstens so, wie du dir das denkst. (Soll keine schlechte Nachrede sein, ich habe meine Erfahrungen und nur mein alter Schwiegervater, der Klempner ist, darf mir mündlich Ratschläge geben. Meinen Schwager, der Klempner ist, lasse ich nicht auf 10m an meine Anlage. Aber dazu bin ich wohl doch zu anspruchsvoll, also deutsch;)
 
Viel Spaß und Grüße aus Westafrika! 
 


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Paraguayo - 09.11.2016

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Schön, so eine Idee mit dem Selbstversorgerhof! Selbstversorgung ist ja heute die einzige Möglichkeit, der Erwerbsarbeit das Erpressungspotenzial zu nehmen und gleichzeitig völlige Freiheit zu erlangen. Mach ich seit nun 13 Jahren. Und Aquaponik ist ein wichtiger Teil!

Bei uns geht es nicht darum. als Einzelkämpfer Selbstversorgung zu machen. Wir wollen hier eine Gruppe von 10 bis 20 deutschsprachigen Familien ansiedeln, die an einem Strang ziehen und dabei eben auch Bio-Lebensmittel in erster Linie für den Eigenbedarf anbauen, aber das mittelfristig durchaus in größerem Stil unter Mitbeschäftigung regionaler Arbeitskräfte.

Wir haben hier jetzt schon insgesamt 33 Hektar zur Verfügung, wovon 8 Hektar für Obstbäume, Moringa und Sonnenblumen vorgesehen sind mit Schafen als Rasenmäher und Laufenten für die Ungeziefervertilgung, 1 Hektar für die Fisch- und Gemüsezucht und ca. 24 Hektar auf dem Außengelände für die Tierzucht.

Dabei kann jeder den Bereich machen, den er/sie gerne möchte. Gemüseanbau zum Teil im Freiland, zum Teil in Gewächshäusern, zum Teil in Hydrokultur als auch in Erde wird alles dazugehören. Ob das im "Hobbymaßstab" nur für die Gruppe passieren wird oder später auch kommerziell, um Überschüsse für das Restaurant und den Wochenmarkt zu erzeugen, wird sich dann zeigen, wenn wir mehr Leute hier angesiedelt haben, die sich an dem Projekt finanziell und mit Mitarbeit beteiligen. Das alles ist nicht SOO wichtig.

Aber es geht uns in jedem Fall darum, insektizidfrei anzubauen. Sonst können wir es auch gleich hier am Markt kaufen. Und das geht durchaus mit Hydroponik und Aquaponik im Gewächshaus.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Zur Aquaponik in wärmeren Gebieten unter schwierigen Bedingungen (Strom): Ich pumpe nur einmal am Tag das gesamte AP System durch und es funktioniert, allerdings muss man eine Menge probieren und Abstriche machen.

Das wollen wir nicht. Wir wollen das Ganze durchaus auf die höchstmöglichen Mengen hin optimieren.

Wir beabsichtigen, so zu pumpen und die Fische so zu füttern, dass das Wachstum deutlich besser wird. Und dass es das wird, liegt, denke ich nur am richtigen Gleichgewicht zwischen Fisch und Pflanzen und möglichst konstanten Wasserwerten und Temperaturen. Als Diplomchemiker mit handwerklichen Fähigkeiten und Grundwissen in der Physik und Messtechnik sollte man das hier im subtropischen Klima besser hinbekommen als in Hobbyanlagen in Europa. Notfalls muss man den Strom halt puffern - oder einen Generator dazu haben.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Ausser Tomaten, CHilli und Kräutern braucht man da getrost nix weiter zu erwarten.

Wieso nicht? Wir wollen da weit mehr produzieren, speziell z.B. auch Paprika, Blumenkohl, Avocados.
Für Chili brauche ich keine Aquaponik. Das wächst hier so am Busch. Und Kräuter kann man auch im Freiland haben.

Wir haben hier ja nicht ständig Stromausfall, nur halt öfter mak kurz, was die Anlage kaum stört, ab und an bei Gewitter aber auch mal 4 bis 6 Stunden. Deshalb war meine Frage, wann es da ohne Generator Tote gibt.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Auch das Fischwachstum ist bei einmaliger Stromverfügung am Tag eher langsam. Tilapia sind gut, denn die sind auch Luftatmer. Clarias hab ich wieder gelassen, zu aggressiv untereinander (gerade auch unter meinen schlechten Bedingungen) – aller 2 Tage ein Toter und kann man nur schwer verkaufen. Ausserdem schmecken Clarias nach nichts, Tilapia dagegen haben ein sehr feines Aroma! (Wenn ihr an ein Restaurant denkt, würd ich den Fisch produzieren, der dort auch gegessen wird – und nicht den, der am schönsten schwimmt;)
Also ich hier niemals Clarias, aber immer Tilapia!

Hier ist Tilapia auch der Normalfisch - Clarias habe ich hier noch nicht gesehen.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Das Futter baue ich alleine an(Mais, Soja, Leguminosen, Maniok, Palmöl), trockne es, mahle es klein und koche es aller 2 Tage für die Fische. Also keine Futterkosten, allerdings eher langsames Fisch-Wachstum. Aber dafür sehr wohlschmeckendes Fischfleisch. Nach 12-15 Monaten kann man mit 500g Fischen rechnen. Die dann aber purer Reingewinn. Wir machen neben unseren Verzehrfischen (genannt Küchenfische - Ernte 2mal wöchentlich) so ca. 1000 EUR aller 2 Jahre nebenher.

Das Futter selbst produzieren hatten wir so schnell wie möglich auch vor - aber nicht Mais und Soja.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Moringa spielt keine Rolle, den Hype darum versteh ich nicht. Ich habe die asiatische und die afrikanische Variante, die asiatische Variante ist schöner, vollblättriger und gehaltvoller, also satter, aber man braucht Unmengen Blättchen um auf irgendein Gewicht zu kommen. Vergiss es einfach als Tierfutter, wenn du nicht mehrere Hektar nur damit bepflanzt, was Arbeiter voraussetzt, …du wirst es nicht machen. Moringa eher als Spinat essen (für Menschen). Schmeckt sehr gut  gedünstet. Und mit der Blatternte eines Baumes (2 Jahre alt) hat man eine ausgezeichnete reichliche Gemüsebeilage für 5 Personen. Ansonsten einfach pflanzen und Ziegen langlaufen lassen. 

Aber nach der relativ neuen Studie wollen wir das dann auch mit einem Mix aus getrocknetem Moringa-Blattpulver und Sonnenblumenkern-Kuchen machen. Das soll nach der Studie besser sein als mit Fischmehl und Soja. - vitaminreicher und gesünder ist es allemal. Platz für den Anbau sehe ich nicht als Problem. Und Moringabäume muss man eh regelmäßig stutzen, da sie sonst 8 Meter im Jahr wachsen und die Blätter nicht mehr erreichbar sind.

Wir wollen dabei im Normalfall bei den Fischen in etwa 5 Monaten auf das 500 g-Gewicht kommen und das ganze Jahr über produzieren.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Für ein Restaurant (mit Aquaponik) nur den Fisch kalkulieren, sieh Pflanzenwachstum in der Aquaponik  nur als kostenlosen Filter, aus dem ab und zu ein paar Früchte kommen. Ansonsten sind Gemüse und Früchte immer besser auf Boden! Und wegen  Insektizid: Vergiss Landwirtschaft in den Tropen ohne Insektizid. Vergiss es einfach. Dachte ich auch, aber ich habe immer eine Sprühflasche voll übelstem chinesischem Insektizid (was anderes gibt’s hier nicht) und brauch es doch gelegentlich. Obwohl ich nur einen kleinen 1000m² Garten habe.

Das kommt für uns nicht in Frage. Wir werden hier auch Niembäume pflanzen und dann das Niemöl mit Kokosöl gemischt als Sprühmittel verwenden. Das ist genauso effektiv und für Mnschen ungiftig.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Und noch was zum Schluss: Wenn du wirklich! Mit der Aquaponik anfängst (die meisten sagen es ja nur, machen es dann aber nicht, weil es doch am Anfang recht arbeitsintensiv ist) wirst du besser sein, als jeder einheimische Klempner. Lerne die Klempnerei von Anfang an alleine und lasse keine lokalen Klempner an DEINE Anlage ran. Dann wird’s wenigstens so, wie du dir das denkst. (Soll keine schlechte Nachrede sein, ich habe meine Erfahrungen und nur mein alter Schwiegervater, der Klempner ist, darf mir mündlich Ratschläge geben. Meinen Schwager, der Klempner ist, lasse ich nicht auf 10m an meine Anlage. Aber dazu bin ich wohl doch zu anspruchsvoll, also deutsch;)

Das wird nicht das Problem sein denke ich. Die Pilotanlage baue ich allein - und ab Juli 2017 kommt dann ein Elektriker und Wasserinstallateur zu unserer Gruppe dazu und baut an der Erweiterung der Anage dann mit.

Wir werden das 100% testen und auch nicht so schnell aufgeben, wenn es am Anfang Fehlschläge gibt. Dazu interessiert mich das Ganze zu sehr.

(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Achtung, Aquaponik ist NICHT billig besonders in ärmeren Ländern eben ohne Baumarkt und Internetbestellung. 

Das ist uns schon klar. IBC Container kosten hier schon 80 USD pro Stück, die Pumpe auch um die 40 USD und Kies ist auch kaum zu kriegen - alle anderen Medien erst recht nicht. Bei Schotter ist der Nachteil, dass der maschinell gebrochen und relativ scharfkantig ist und eventuell auch zu viele Chemikalien ausgespült werden, die die Wasserqualität beeinflussen. Der hat so bläuliche Flecken, wo ich noch nicht weiß, was für Mineralien das sind. Das werden wir noch alles testen müssen.

Und um die restlichen Teile zu besorgen, werden sicher auch mehrere Tagesreisen in verschiedene Städte hier notwendig sein. Aber da wir selbst eine Baufirma haben, ist das vielfach ein Weg, der dafür sowieso öfter nötig ist. Das eine muss man dann halt bestmöglich mit den anderen Besorgungen kombinieren.

Grüße aus Paraguay
Werner


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Wolf-Aqua - 10.11.2016

Zitat:in etwa 5 Monaten auf das 500 g-Gewicht

Mach 12 Monate raus und es könnte passen.

Nach ca. 20min sollte Strom wieder da sein, hängt aber von eingen Faktoren ab.

Mal davon abgesehen das Aquaponik eine "tolle Sache" ist, was ist euer/ dein Grund damit anzufangen?
Ich mein, wenn ich so viel Land zur Verfügung hätte würde ich meine Resourcen (Zeit, Geld, Manpower...) in diesem Kontext nicht auf Aquaponik verwenden sodern "normaler" Agrakultur was m.E. produktiver und günstiger ist.


RE: Aquaponik-Pilotanlage Tres Corazones - Paraguay. - Paraguayo - 11.11.2016

(10.11.2016, 18:22 )Wolf-Aqua schrieb:
Zitat:in etwa 5 Monaten auf das 500 g-Gewicht
Mach 12 Monate raus und es könnte passen.

Ok, für die Pilotanlage wäre das auch akzeptabel.
Profis kriegen das bei optimalen Bedingungen aber offenbar schon deutlich besser hin.

In dem Video https://www.youtube.com/watch?v=1RlAilZEnYw&feature=youtu.be
ist von 700 - 750 g in 6 Monaten die Rede.

Und in der Studie aus Westafrika, wo mit Moringa und Sonnenblumenkern-Kuchen gefüttert wurde, waren ebenfalls ähnliche Wachstumsraten angegeben.

Ok. wir müssen das erst üben - und unsere Klimabedingungen hier im subtropischen Paraguay sind sicher auch etwas schwankender als auf den Virgin Islands, aber wohl mit Westafrika durchaus vergleichbar. Ich denke auf jeden Fall, sie sind immer noch weit besser als in USA und Europa und erwarte daher auch mittelfristig höhere Ausbeuten.

(10.11.2016, 18:22 )Wolf-Aqua schrieb: Nach ca. 20min sollte Strom wieder da sein, hängt aber von eingen Faktoren ab.

Dann werden wir den Generator brauchen. Ist aber für das Restaurant eh auch eingeplant.

(10.11.2016, 18:22 )Wolf-Aqua schrieb: Mal davon abgesehen das Aquaponik eine "tolle Sache" ist, was ist euer/ dein Grund damit anzufangen?
Ich mein, wenn ich so viel Land zur Verfügung hätte würde ich meine Resourcen (Zeit, Geld, Manpower...) in diesem Kontext nicht auf Aquaponik verwenden sodern "normaler" Agrakultur was m.E. produktiver und günstiger ist.

Ok, da sind wir auch noch am Überlegen. Umweltbewusstsein, Strom- und Wasserkosten und Platz sind hier alles nicht das Thema wie in Europa.
Wir planen für unsere Wohnanlage ohnehin einen großen Badesee mit biologischer Kläranlage und einem permanenten Wasserzufluss aus zwei vorhandenen Quellen. Da können wir auch nebenbei Fische drin züchten.

Zum anderen kann man hier auch im Gewächshaus gute Ergebnisse erzielen - und speziell mit Hydrokultur weitgehend ohne Ungeziefer produzieren - wahrscheinlich auch kostengünstiger, weil das technisch einfacher und mit weniger Risiko verbunden ist.

Auf der anderen Seite interessiert es mich aber als Naturwissenschaftler und Computertechniker auch, was man hier in dem Klima aus der Aquaponik heraus holen kann. Offenbar gibt es auf dem Gebiet hier so gut wie nichts bislang - und man hätte damit ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Selbstversorgergruppe hier.

Wenn das rentabel ist und man die arme Bevölkerung damit auf ein etwas höheres Niveau bringen kann, dann wird das hier auch gefördert und man kann mit Schulungen dafür auch Geld in unserer Gruppe verdienen.

Und wir machen unser Projekt mit einer großen Vielfalt verschiedener Selbstversorgungsansätze und möglicher Einnahmequellen natürlich auch interessanter

Deshalb wollen wir das auf jeden Fall ausprobieren.

Möglicherweise werden wir das Ganze dann vielleicht zeitlich etwas nach hinten verlagern und im ersten Jahr erstmal das Futter durch reichlich Moringa-Bäume und Sonnenblumen schaffen. Denn optimales Pelletfutter wird hier schwer zu beschaffen und teuer sein.