Aquaponik-Forum
Das 1´ste Jahr - Druckversion

+- Aquaponik-Forum (https://aquaponik-forum.de)
+-- Forum: Algemeine Infos (https://aquaponik-forum.de/Forum-Algemeine-Infos)
+--- Forum: Anfängerinfos + HowTo's (https://aquaponik-forum.de/Forum-Anfaengerinfos-HowTo-s)
+--- Thema: Das 1´ste Jahr (/Thread-Das-1%C2%B4ste-Jahr)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19


Das 1´ste Jahr - Stephan - 24.10.2020

Hallo Zusammen,



hier die ausführliche Zusammenfassung des ersten Jahres mit unserer AP. Angefangen hat alles in der ersten Januar-Woche 2020. Das Jahr 2019 war super anstrengend und am ersten Januar-Wochenende hatte ich vom Job die Nase schon wieder so richtig voll. Am liebsten hätte ich das ganze Wochenende eine weisse Wand anschauen wollen. Stattdessen bin ich Freitags bei YT surfen gegangen und auf Go-Aquaponik gestoßen, alle Videos in Deutsch https://www.youtube.com/watch?v=VwJMBgkjOmk&list=PLT1NKmMT5BNW8bQsCvwx9cMKqu2YpPUpF
und schon war es um mich geschehen, auch meine Frau war sofort begeistert.





Mit der folgenden Anleitung nach Bernstein, die ich ebenfalls im www gefunden habe, hatte ich dann am Sonntag alle notwendigen Angaben zum Starten.




Vorgehen (nach Bernstein, 2011)


  • Das System bepflanzen.
  • Ammoniak zugeben bis 2-4 ppm erreicht sind. Die gebrauchte Menge notieren.
  • Diese Menge gibt man täglich zu, bis mindestens 0,5 ppm Nitrit im Wasser messbar sind. Falls der Ammoniakpegel gegen 8 ppm geht, wartet man so lange mit weiteren Ammoniakgaben, bis er wieder auf 2-4 ppm zurück geht.
  • Sobald Nitrit erscheint, werden die Ammoniakgaben halbiert. Falls der Nitritpegel über 5 ppm geht, mit den Ammoniakgaben aufhören, bis der Pegel auf 2 ppm fällt.
  • Sobald Nitrat 5-10 ppm erreicht, wartet man bis Nitrit- und Ammoniakpegel auf Null sind. Dann kann man Fische einsetzen.
  • Der pH-Wert sollte bei 6,8 bis 7,0 liegen und kann vorsichtig mit Essig (zu hohe Werte) oder Calciumcarbonat (zu niedrige Werte) eingestellt werden – bevor Fische eingesetzt werden.

Es war entschieden, eine AP muß in den Garten.




In der 2´ten Januar-Woche wurde das Gewächshaus (GW) bestellt. Geplant war 3,80 m x 1,90 m, dummerweise haben wir 3,80 m x 2,50 m bestellt und somit war der Kirschbaum im Weg. Die Lösung, wir haben das GW um den Baum herum gebaut und bei der Dachverglasung einfach einen Ausschnitt in die Doppelstegplatten geschnitten. Jetzt kann der Kirsch-Baum fröhlich weiter wachsen und da er in der nord-östlichen Ecke des GW steht klaut er fast keine Sonne, aber beschattet im Hochsommer den Fischtank.



Geplant war die Fertigstellung des GW und der AP für Ende Februar, leider sind im Februar die ganzen Stürme über Deutschland gefegt und da das Hochleistungs-GW 9,5m^2 Grundfläche für 407,-€ beim Aufbau doch etwas „schwugelich“ war, die Kaufempfehlungen im Netz lauten in etwa: „Nur mit hohem handwerklichen Geschick sieht das GW nach dem Aufbau aus wie dargestellt“, war an ein Aufstellen bei Sturm nicht zu denken, dann Urlaub und die Fertigstellung des GW und der AP erfolgte erst im April.




Weiter ging´s: Wasser einfüllen, Hydrokultursteine bestellen - hat schon wieder Zeit gekostet. Endlich war es so weit, das System war am Zirkulieren. Gemäß der oben angeführten Anleitung nach Bernstein wollte ich das System mit Geduld und Eigen-Urin einfahren (Klappt einwandfrei, spart Euch das Geld für gekauftes Ammonium). Nach 2 Wochen tapferem warten hatten wir außer Ammonium nichts messbares und mir ist der Geduldsfaden gerissen. Teichstarter-Kulturen mussten her – wieder eine Woche warten - auch in dieser Lieferwoche nur Ammonium. Teichstarter da – endlich! Rein damit und siehe da nach drei Tagen war alles wie es sein sollte, Ammonium und Nitrit weg und Nitrat bei 50ppm. Jetzt noch mal zur Sicherheit drei Tage Werte prüfen, kein Ammonium, kein Nitrit, aber dafür 150 ppm Nitrat. Also Plan A) Teilwasser-Wechsel mit 50% und keine Urin-Gaben mehr und die 20 Tillies mit 7-10 cm konnten am 20.05.20 einziehen.




Aber wieviel fressen die? Die Antwort findet Ihr im Folgenden Link http://www.fao.org/3/i8442en/i8442en.pdf auf Seiten 6 „Futter-Menge in Relation zum Körper-Gewicht“ und auf Seite 25 „Futter-Faktor in Abhängigkeit zur Wasser-Temperatur“. Das Dok. ist Englisch aber die Tabellen erklären sich von selber. Bitte beachten; Seite 6 u. 25 des Textteils des Buchs, das Buch hat eine Ellen-Lange Einleitung.




Nachtrag 08.11.20

1.      Download in dem Ihr eine Tabelle findet in der die „Relation von Fischlänge zu Fischgewicht“ angegeben ist. (Dokument ist Englisch aber die
      Tabelle auf Seite 4 von 10 versteht sich von selber) https://cals.arizona.edu/azaqua/ista/ista6/ista6web/pdf/500.pdf

2.      Die Homepage der: „Food and Agriculture Organization of the United Nation (fao)“ mit sehr viel Informationen zu Tilapia und Tilapia-Zucht.
     
http://www.fao.org/fishery/affris/species-profiles/nile-tilapia/nile-tilapia-home/en/

3.      Einen Link vom Forum-User Oliver alias Kessy zur Anzahl Fische und der benötigten Menge Wasser, super wichtig bei der Planung.
      Der Link fumpt sofort in den Download-Ordner https://aquaponik-forum.de/attachment.php?aid=3033

4.      In Antwort 10 dieses Post findet Ihr nochmals Infos zur möglichen Fischanzahl und einen Link zur Geschlechter-Trennung (Sexing)
      bei Tillies vom Forum-User Wolf-Aqua

5.      Im Thema Fische des Forums habe ich einen Post zu Fingerlingen erstellt, ist aber nur interessant wenn Ihr
      Gewächshaus-Aquaponik (GW-AP) mit Tillies plant. 





Unsere AP ist ein sehr großes System mit vielen Pflanzen und wenig Tillies, nach dem Einfahren haben wir nie wieder einen Nachweis von Ammonium und Nitrit gehabt, auch nicht wenn große Futtermengen auf dem Boden lagen (Ja! Ist ein Anfänger-Fehler). Futterreste stören bei unserer AP nicht allzu sehr - außer im Filter - und wenn die Futtermengen auf dem Tankboden (abgesunkenes Schwimm-Futter) zu groß war haben wir die Fütterung einfach ausgesetzt, beim nächsten Füttern sind es wieder Freu-Tillies mit großem Hunger gewesen. Meistens wussten wir vor dem Füttern, ob sie fressen werden oder nicht. Ich habe eine Plexiglas-Scheibe in den IBC eingebaut und die Tillies waren darauf trainiert, das Futter kommt wenn wir an einer bestimmten Stelle der Scheibe mit den Fingern gerieben haben. Bei sehr großem Hunger kamen die Tillies an die Scheibe geschossen und ich bin mir heute noch nicht sicher, ob die dann zu sehenden Freu-Tillies mit den Schwänzen wedelten oder ob die Schwänze die Tillies gewedelt haben.




Häufig liest, hört und sieht man die Aussage, soviel Futter geben wie die Tillies in 5 Minuten gierig fressen. Zu Beginn der Saison hatten wir viel zu viel Spaß am Füttern, daher die vorher erwähnten hohen Mengen an Futterresten. Ab Juli haben wir dann die 5 Minuten-Regel bei dreimaliger Fütterung am Tag mit Erfolg eingehalten und die Futterreste gab es nicht mehr bzw. nur selten mal.



Ein weiterer guter Link mit einer guten Erklärung der Grundlagen der AP (auch auf Englisch, aber einfach geschrieben), der für unsere erste Saison leider zu spät kam, den wir aber noch sehr genau studieren werden. http://www.fao.org/in-action/globefish/publications/details-publication/en/c/338354/


Und wer dann hardcore mäßiges Englisch braucht kann den Stand der AP-Forschung kennen lernen und die folgenden 619 Seiten runterladen.  https://www.springer.com/de/book/9783030159429)




Da wir die ganzen Verzögerungen hatten und der Prozess des Aufbauens und des Einfahrens der AP sehr spannend war und unsere Ungeduld mit jeder Woche größer wurde, hatte meine Frau in dieser Zeit den Traum von einem Fisch namens Heinrich. Nach dem die kleinen Flundern erstmal im Tank waren, war am nächsten Tag klar, welcher Fisch „Heinrich“ heißen solle. Heinrich war im Gegensatz zu allen anderen Fischen grau gestreift und somit einmalig, der Rest hatte lediglich vereinzelte schwarze Flecken. Es haben auch noch andere Fische Namen bekommen z.B. hatten wir Dorie im Tank. Dorie hatte einen Unterbiss und daraus resultierend ein ganz spitzes Maul, genau wie die Dorie bei „Findet Nemo“.



Jetzt zur AP: Die AP haben wir unter dem Gesichtspunkt des Fischwohls gebaut. Der Fischtank ist 40 cm in der Erde vergraben und hat ein Volumen von 800l, die installierte Heizleistung hat 1000W (2x 500Watt falls mal ein Heizstab defekt geht), von dort mittels Pumpe mit 1500l/h abzgl. Hebe-Leistung in das Ebbe und Flut Beet, die Pumpe bzw. das Pumpen-Set ist ausgestattet mit UV C-Licht, Grob- und Fein-Filter. Die Taktung des Ebbe und Flut Beets ist bei 9 Minuten, der Bell-Siphon ergießt sich in den Helix-Tank um die Helix ordentlich in Bewegung zu halten, der Helix-Tank hat ca. 600l Wasser u. 100l Helix, weiter geht es mittels kommunizierender Röhren in den Wassertank ebenfalls ca. 600l Wasser und von dort zurück in den Fischtank. Mit diesem Aufbau haben wir bei 100l Wasser im Ebbe und Flut-Beet im Fischtank einen Gezeitenhub von nur 3 cm um die Fische nicht zu stressen. Im Beipass läuft ein Schwimmbeet (ca. 250l Wasser) ausgestattet mit 80 Jogurt-Bechern als Blumentöpfe, schwimmend in 1m2 Styropor. Ja das sind viel zu viele auf zu wenig Fläche, der Abstand der Becher ist nur 5 cm, aber die Kombi von z.B. Porree, dann Salat, dann Schnittlauch, dann wieder Pak-Choi usw. also immer hoch und schmal wachsende Pflanzen neben breit wachsenden Pflanzen funktioniert.




Die Joghurt-Becher sind im unteren Drittel seitlich geschlitzt, im Boden habe ich 3mm Bohrungen eingebracht. Zur Bepflanzung fülle ich die Joghurt-Becher zu ca. 3/4 der Höhe mit 8-10mm Blähton, darauf Blähton mit 2-5mm damit die Samen nicht durchrutschen. Entsprechend der Aussaatempfehlung werden dann die Samen, wenn vorgegeben mit dem feinen Blähton abgedeckt. Bis zum Keimen der Samen kommt ein transparenter Bier-Plastikbecher als Mini-GW, falschherum auf den Joghurt-Becher. Klappt hervorragend.
Sind die Pflanzen gekeimt und die Wurzel durch den Becher bis in das Wasser gewachsen, werden die Pflanzen, die Wasserbad an den Wurzeln nicht mögen hochgelegt, indem ich den Boden eines weiteren Joghurt-Becher abschneide diesen falsch herum über das Loch im Styropor setze und den bepflanzten Joghurt-Becher mit den Wurzeln einfädele, so haben die Wurzeln 5 cm bis 7 cm Luft bis zur Wasseroberfläche und trocknen nicht aus.




Da wir immer wieder gelesen und gehört haben das in der AP die Gurken und Tomaten den 5-6 fachen Ertrag  erbringen sollen, habe wir jeweils alle Pflanzen doppelt gezogen 1x für die AP und 1x für das GW. Natürlich war ich für die GW Saison mit Ende Mai viel zu spät unterwegs, aber über den Aufbau der AP hatten wir vollständig vergessen die Pflanzen rechtzeitig vorzuziehen, aber was solls! Die Saison im GW ist ja länger. Um hier das Ergebnis vorweg zu nehmen, bei den Snack-Gurken hat es geklappt ca. 70 Gurken/Pflanze im Ebbe u. Flut Beet und „nur“ 21 Gurken/Pflanze im Gewächshaus, bei den Tomaten bitte das folgende Kapitel zur Brennesel-Jauche lesen.




Jetzt kam die Wartezeit bei der wir lediglich den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zuschauen konnten und ich hatte Zeit mir neue Dinge zu überlegen.




Als erstes haben wir ausprobiert ob Tillies, wie in einem der Videos von Go-Aquaponik behauptet, handzahm werden. Stimmt. Ich habe unsere Tillies mit der Hand-Verfütterung von Salat handzahm bekommen, die schwammen uns sogar durch die Finger um an den Salat zu kommen und ab und zu durfte ich Einzelne auch streicheln.


Mir war schon bei der Planung der AP bewusst, das wir zu viele stark zehrende Pflanzen im Ebbe und Flut Beet hatten und nochmals viel zu viele Pflanzen im Schwimmbeet, für viel zu wenig Fische als Düngerlieferanten.


Auf Grund dieses Wissens bin ich auf die Idee gekommen, Brennnessel-Jauche (BJ) als biologischen Dünger anzusetzen um den Düngerunterschuss auszugleichen. An sich eine gute Idee, aber nicht wenn man(n) es übertreibt wie ich es getan habe. Dann hat man(n) einen Grund sich hier im Forum anzumelden weil die Fisch irgendwann Rückenschwimmen lernen bzw. kurz davor sind. Mein Grund mich anzumelden war ein absolut und ausschließlich durch mich erzeugtes Problem in der AP und da konnte mir niemand mit Ratschlägen helfen.



Die BJ ist ein ziemlich saures Zeug und mein Lackmuß-Papier war zu ungenau. Um ganz genau zu sein es war China-Billig-Sch…! Es hat mir immer, wie gewünscht, pH 7 angezeigt, tatsächlich war ich vermutlich nach einem Monat schon deutlich unter pH 6 und als ich das Problem erkennen konnte, leider an der Tatsache das die Tillies schon leichte Schlagseite hatten, musste ich zum zweiten Mal Plan A) ausführen den "Teilwasser-Wechsel!" aber diesmal 75%. Erste erkennbare negative Folge meiner BJ-Attacke war, das Schiefmaul im Gegensatz zu allen anderen Fischen nach dem Teilwasser-Wechsel schlapp geblieben ist.


Die einzelne Gabe BJ war im Verhältnis 400ml BJ zu 2.250 Litern Wasser mit pH 7,5 unerheblich, auf Basis der Messwerte für Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat habe ich zuerst 1 Becher pro Woche gegeben , aber dann schrittweise  auf 1 Becher pro Tag erhöht , mit immer guten Messwerten der Wasser-Zusammensetzung. Um mit den Tröpfchentests in den Meßbereich zum kommen musste ich die BJ 1:500 verdünnen und lang dann bei Nitrit, Nitrad und Phosphat an der oberen Nachweisgrenze.

Die Pflanzen sind gewachsen wie verrückt und das hat mir gut gefallen. Wie bereits zuvor geschrieben, es war das Lackmus-Papier das uns beinahe die Tillies gekostet hat. Über die Dauer ist ein Säuresturz entstanden den ich nicht erkennen konnte. Ich denke Schiefmaul hätte meine erste Frühwarnstufe sein können. Es war insbesondere sein Pech, das ich ungeeignetes Lackmus-Papier hatte.


Ich habe natürlich versucht Schiefmaul zu retten, in dem ich aus einem großen 40l Eimer eine "Intensiv-Station" inkl. Beatmungsgerät (Luftsprudler) und Frischwasserinfusion (Beipass aus dem Wasserlauf) improvisiert habe. Bereits in der ersten Nacht ist Schiefmaul aus dem Notfalleimer gesprungen, natürlich entgegen meinem ausdrücklichen Rat. Im Tank hat er wahrscheinlich sehr schnell das Rückenschwimmen gelernt da er, geschwächt wie er war, von den vier Super-Stänkern (Thema „Super-Stänker“ kommt gleich) zu Tode gehetzt worden ist. Bitte glaubt nicht es wäre mir egal gewesen, aber mehr als das Getane war nicht möglich ggf. hätte ich noch einen Deckel auf den Eimer machen können, aber am Ende wäre der Fisch wahrscheinlich so oder so in den großen Teich zurück-gewechselt und so wie der aussah, hätte ich Ihn auch nicht essen wollen. Irgendwo hier im Forum habe ich irgendwann später gelesen das auch andere AP’ler dieselbe Erfahrung mit geschwächten Fischen gemacht haben, auch bzw. obwohl Sie Ihre Fische aufpäppeln konnten.


OK zurück zur BJ. Die langfristigen Folgen aufgrund der Überdüngung waren die Folgenden:


1.      Der Säuresturz


2.      Der Tod von Schiefmaul


3.      Sehr langsames Wachstum der Fische. Unser Durchschnittsgewicht war 220 g nach knapp 5 Monaten.


4.      Die Tomaten im Ebbe und Flut-Beet sind gewachsen wie verrückt und haben die Wasser-Werte i.o. gehalten, aber sie haben nicht
      angesetzt, die Blüten sind einfach abgefallen.



5.      Die schwach zehrenden Pflanzen im Schwimmbeet sind nicht mehr gewachsen bzw. zum Teil verkümmert


6.      Lediglich die Snack-Gurke und der Pak-Choi haben Gas gegeben


Zusammenfassend: Wir können BJ nutzen, da unser Brunnen-Wasser extrem stark bei pH 7,5 gepuffert ist, aber nur in wohl dosierten Mengen und nicht im vom mir ausgeführtem Über-Maß.



Ein anderes Problem unserer AP ist das Schwimmbeet, nach dem ich die BJ-Attacke beendet hatte waren anschließend zu wenig Nährstoffe im Schwimmbeet und die eh schon schwachen Pflanzen haben weiter vor sich hin gemickert. Die Durchspülung des Schwimmbeetes im Beipass des Ebbe und Flut Beet war zu gering, die Wasseraufteilung von 10% zu 90% war zu wenig. Als Problem-Lösung wollte ich zuerst durch ein Ebbe-Flut-System mit nur 7 cm Gezeitenhub diesen Nährstoffmangel ausgleichen, habe aber letztlich das Schwimmbeet höher gelegt als das Ebbe und Flut-Beet und jetzt pumpen wir das gesamte Wasser aus dem Fischtank zuerst in das Schwimmbeet und der Überlauf erfolgt in das Ebbe und Flut Beet, alles andere wie oben beschrieben.


Eigentlich war die GW-AP ganzjährig geplant aufgrund folgender Überlegungen:


1. Die Tanks sind alle mit 8 cm Styropor isoliert


2. Der Spalt zwischen Kunststoffblase und Gitter ist mit Bauschaum abgedichtet, sodass an dieser Stelle die thermische
    Zirkulation gestoppt ist


3. Das Styropor wiederum ist aus optischen Gründen mit Nut-Feder Brettern verkleidet, aber auch die isolieren zusätzlich


4. Das GW wird im Winter komplett mit einer Gewebeplane abgedeckt um die thermische Zirkulation der Warmluft aus dem GW zu
    stoppen. Das Hochleistungs-GW in unserer billig Version hat 16m^3 und ist undicht an allen Scheiben.


5. Ich habe mir überlegt den Wasserstand im Fischtank von 800l auf das zulässige Minimum zu reduzieren je nach Fischgewicht
    bis dahin. (Anmerkung: Ist aktuell erst wieder für die nächste Saison relevant)


6. Die 2.250l Wasser-Zirkulation werde ich kurzschließen, sodass das Ebbe u. Flut Beet (ca. 100l) direkt wieder zu den Tillies geht,
    also Punkt 5 zzgl. der 100l


7. Final noch die Rest-Wasser-Menge auf ca. 19°C absenken.


8. Ich habe ein DN 120 PE-Rohr 1m tief im Garten unter der Erde liegen ca. 80m lang. Die Luft wird mittels Rohrventilator aus dem
    Wintergarten abgezogen und direkt in das Gewächshaus gepustet. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich schnell mit der Sonnenwärme
    des Wintergartens das Erdreich von 10°C auf aktuelle 18°C gebracht. Ich habe aber noch keine Erfahrung zum Verhalten des
    Systems im Winter, jetzt bleibt abzuwarten, wie sich der Winter und daraus resultierend die Temp. entwickelt.
    Heute 22.10.20 = 14, 6 Grad Celsius.


(9. In Planung: Hinter dem GW Luft-Sonnen-Paneel gekoppelt mit einer Wärmesenke bestehend aus den Speichersteinen einer
     Nachtspeicherheizung unter dem Plattenweg des GW. Ggf. noch koppeln mit dem PE-Rohr. Muss ich aber noch basteln.)


Die Wasser-Temp. haben wir im Sommer mit 2.250l zirkulierendem Wasser bei konstanten 25°C gehalten, die Kostet lagen bei 1,50 €/Tag in der Zeit von Mai – September.


Ab Oktober hat der Stromzähler angefangen seine Rotationsgeschwindigkeit auf 3,60 €/Tag zu erhöhen und das bei Tagestemperaturen von immerhin noch 10-15°C und Nachttemperaturen von 4-8°C und das obwohl wir die Wasser-Temp. von 25°C auf 23°C abgesenkt hatten. Wir wollten gar nicht erst herausfinden ob der Stromzähler auf Grund noch niedrigerer Temp. und noch höherer Rotationgeschwindigkeiten das Schweben beginnt, jetzt sind die Baby-Tillies im Wintergarten und die großen in der Tiefkühltruhe und die Saison beendet.


Wir haben die Hoffnung auf Winter AP mit Tillies, die sich Richtung 2 kg entwickeln können noch nicht aufgegeben. Ein Versuch den ich zur Kostenreduzierung in diesem Winter noch durchführen werde (als Ergänzung zu Punkt 6 der obigen Lise) ist das Ebbe und Flut-Beet noch besser zu isolieren. Mit dem oben erwähntem Kurzschluss im Wasserkreislauf, bei vielleicht 500l hoffe ich auf moderate Stromkosten im Winter.


Wie oben in der Auflistung der Isolations-Aktionen unter Punkt 4 genannt, dass „GW mit Gewebeplane eintüten“ zieht ein neues Problem nach sich. Das GW wird zur Tropfsteinhöhle und die Pflanzen, im Besonderen die Tomaten bekommen durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit Pflanzenrost, aber auch die Paprika, das mehrjährige Basilikum usw. fangen an zu schimmeln. Abhilfe soll hier die Wärmesenke bringen. Durch die zwangsläufig entstehende Kondensat-Kühlung in der Wärmesenke wird, wie ich vermute, die Wärmesenke auch zur Kältefalle für die Luftfeuchtigkeit. Wir werden es erfahren.


Wir kannten AP im Jahr 2019 noch gar nicht, wir haben GW-AP innerhalb von einem Wochenende aus YT-Videos gelernt, wir haben Messwerte auf Basis von www-Informationen festgelegt und einfach angefangen.



Es hat Spaß gemacht die GW-AP zu bauen, in Betrieb zu nehmen, den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zu zu schauen und wir haben viel gelernt. Nächstes Jahr werden wir vieles besser machen. Wir sind dann immer noch Anfänger und wir werden weiter lernen.


Gruß


Stephan und Birgit



PS. Ein letzter Rat. Niemals, aber auch wirklich niemals Mexikanische-Mini-Gurken in die AP des GW pflanzen.


RE: Das 1´ste Jahr - scurth - 24.10.2020

Tolle Zusammenfassung und Hut ab für das erfolgreiche Durchziehen dieses Experimentes. Was war das Problem mit den Mexikanischen Gurken?


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 24.10.2020

Hallo Sascha,

Danke für das Kompliment, ich würde sofort wieder starten.

Könntest Du bitte ein paar Argumente für Geschlechtertrennung hier posten.

Ich habe die zwei Biester erst im Juni augesät da ich wie geschrieben viel zu spät in der GW-Saison dran war. Nach dem die Biester die 1m Länge überwunden hatten gab es kein halten mehr und ich hatte ein "Nur-Mini-Gurken-GW". Kurzfristig habe ich über die Anschaffung einer Machete nachgedacht.

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - kessy - 25.10.2020

Hallo Sascha,

ja, wirklich Hut ab.
So einen Aufwand würde mir meine Frau nicht erlauben trotz das genug Platz da ist.

Wieviel Gewicht hatten Deine großen Tilapias?
Wie war der Gemüseertrag im Vergleich?

Ich bin ja noch auch mitten im "Lernen", bei mit sind im DWC vorallem Salat und Basilikum Erträge sehr gut, im Ebbe Flut Becken wächst Salat und Basilikum minimal langsamer aber auch gut.
Tomaten, Paprika und Gurken im Zeitlupentempo, Zuccini haben vermutlich zu viele Nährstoffe, blühen zwar fleissig aber nur männliche Blüten. (Ich habe alles Indoor mit 100% Kunstlicht)

Grüße

Oliver


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 25.10.2020

Hallo Oliver,

bei Sascha bist Du mit Deinen Fragen zur Pflanzenzucht bei Kunstlicht auf jeden Fall richtig. Da kann ich Dir nicht helfen, da ich in der GW-AP gezogen habe.

Die Ernte des ersten Jahr:

- Die Tilapia hatten im Durchschnitt 220g nach 5 Monaten was viel zu wenig ist auf Grund meiner Brennesel-Jauche-Attacke.
- Tomaten hatten wir bis zum Abwinken im GW, die schwerste Ochen-Herz-Tomate hatte ein Gewicht von 1011g
- Die 90 Snack-Gurken sind uns irgendwann aus den Ohren herausgekommen.
- Der Pak-Choi ist ein Traum gewesen
- Den Pflücksalat und den Eisbergsalat habe wir zu 50% selber gegessen und mit den restlichen 50% habe ich die Tilapia handzahm bekommen.
- Schnittlauch immer und reichlich
- Knoblauch-Schnittlauch in außreichender Menge
- Die Möhren, ich schätze ca. 3 kg sind auch noch in der Erde des GW
- Der Sommerfeldsalat wollte überhaupt nicht und den Winterfeldsalat habe ich zu spät gesät
- Auch für den Portulak war ich zu spät dran
- Aktuell ziehe ich Sonnenblumenkeimlinge für Salat
- Paprika hatten wir ungefähr 30 Stück und die letzten sind noch im GW
- Ca. 20 milde Pepperoni sind auch noch im GW

Ich beginne aktuell einen ausführlichen Bericht zum Thema GW-AP mit dem Focus auf Gewächshaus, kommt in ca. einer Woche als Fortsetzung zu diesem Bericht.

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - WasserUndErde - 26.10.2020

Hallo Stephan und Birgit,

ein beeindruckender Bericht mit vielen "sportlichen" Stellen: Winter-AP sowieso, aber auch die Komplexität eurer Anlage und das genaue Theorie studieren.

Bin mal gespannt, wie es weitergeht, insbesondere, ob nicht ganz triviale Dinge wie Verstopfen, Wurzelwachstum in Rohre und grosser Strombedarf auch bei immer besserer Isolierung (1.5 EUR/d bedeutet ja erhebliche Kosten pro kg Fisch). Aber auch Wartungs- und Putz-Aufwand. Ich bin lang nicht so perfekt wie ihr rangegangen und hatte auch bei einfacherer Anlage immer Probleme. Glaubt also nicht, dass ihr zuviele Fehler gemacht habt, das gehört dazu. Auch Fischverluste gehören dazu, wobei die ersten dramatisch sind, während die Orientierung an der Natur ergibt, dass Fische halt sterben.

Viel Spass trotz Problemen wünscht euch:
Burkhard


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 26.10.2020

Hallo Burkhart,

Dank, ich freue mich, das Dich die Fortsetzung interessiert. Wie angekündigt, wir sind schon wieder fleißig am Tippeln und die Ersten Reaktionen hier im Post, genau wie Deine Reaktionen motivieren. Aber, es wird bei der Fortsetzung eine Verzögerung geben da der Umbau größer wird als geplant.

Hier im Forum gibt es jede Menge stummer Neuanmeldungen und insbesondere denen möchte wir helfen, von Anfänger zu Anfänger. Im www kann man, so wie wir und mit Hilfe anderer alle Infos finden, aber bei den vertrauenswürdigen Links mussten wir lange graben, die sind alle in irgendwelchen wissenschaftlichen Datenbanken versteckt und dann meistens auf Englisch.

Verstopfte Rohre werden kein Problem sein. Manchmal neige ich zur Faulheit. Ich habe die Rohrdurchführungen mit einem 40mm Forstner-Bohrer erstellt, DN 40 Rohre da rein gesteckt und das wars, keine Dichtung, kein Kleber. Nichts!

Unsere eigentliche Sorge war, das die IBC auf Grund des Gewichts in der Erde versinken, so geschehen mit unserem Komposter-IBC und jetzt steht ein Zaun-Pfosten leicht schräg in den Nachbargarten. Ich will dieses Problem, wenn es nochmal entsteht, schnell korrigieren können, das GW bzw. die IBC stehen auch wieder direkt an selbigem Zaun.

Zugegeben, diese Schwerverbrecher-Version der Rohrdurchführung funktioniert nur in einem GW denn Undichtigkeiten sind egal. Aber bis dato habe wir noch keine Leckagen, mal schauen was der Winter bringt.

Putzen der AP ist super simpel! Im Schwimmbeet den Stöpsel ziehen und damit das Wasser in den Helix-Tank ablassen, Schwimmbeet durchspülen, 1 Tag warten das sich die Schwebstoffe absetzen, dann den Boden vom Helix-Tank mit dem Vakuumsauger abziehen, bei Langeweile noch kurz den Wassertank ebenfalls abziehen und das war es.  Zeitbedarf ca. 30 min. habe ich zum ersten Mal nach 1 Monat gemacht um den Abrieb und Staub der Hydrokultursteine zu entfernen und dann zum Ende der Saison nochmals als Winter-Putz.

Ja! Fische sterben, aber bitte durch mich und für den Grill. Am Ende bin ich den vier Super-Stänkern sogar dankbar, denn sie haben auch Heinrich zu Tode gemoppt und das wiederum hat mich so stänkerich gemacht, das ich meine Unentschlossenheit überwinden konnte und mein theoretisches Wissen zum: „Ausgehfein machen von Fischen“ in die Praxis umgesetzt habe. War die Premiere.

Übrigens wenn Du auch Knoblauch-Schnittlauch ziehst, bitte nicht zu viel verwenden, ich war überrascht wie stark das sogar Super-Stänker würzt.

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - Enrique - 27.10.2020

Zum Thema Stromkosten, man darf die Pumpenreinigung nicht außer Acht lassen. Wenn die mal teils zugesetzt sind, oder Ablagerungen die Freigängigkeit beeinflussen, fressen die zunehmend Strom und bringen immer weniger Leistung.


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 29.10.2020

Hallo Enrique,

Danke für den Hinweis. In der GW-AP habe ich eine Pumpe mit 50 Watt, aber eine Heizleistung von 2x 500 Watt und bei einem Strombedarf von 5 kWh/Tag im Sommer fällt der Verdacht sofort auf die Heizung da die Pumpe max. 1,1 kWh/Tag bei max. Leistung benötigen kann.

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - Wolf-Aqua - 02.11.2020

Moin Stephan,

schön ausführlich beschrieben.

Ein paar Bilder wären toll.

Würde die Tilapien dichter halten und wenn möglich der Größe nach sortieren. Dann verteilen sich die Aggressionen einiger auf viele. Ich hatte in der Saison 2012 ca. 75 Fische auf knapp 1000l. Mit "gemopten" Fischen hatte ich keine Probleme, obwohl die Größen teils sehr unterschiedlich waren.

Geschlechter trennen soll wohl auch helfen. Wie es geht wird hier erklärt: https://www.aquanet.com/sexing-tilapia

Allerdings brauchen die Fische eine gewisse Größe. Oder man holt sich direkt rein männlichen Besatz.


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 03.11.2020

Hallo Wolfgang,

hier das gewünschte Foto, das Datei-Format des Bild ist ein wenig groß, aber mit Gedult wir der Anhang auch geöffnte. Im Hauptbild fängt der Kreislauf mit dem untersten Pfeil an, versteht sich eigentlich von selber, aber da ich soviele Infos in das Bild gequetscht habe ist es auf den ersten Blick vielleicht ein wenig unübersichtlich.

Für Deine Infos zur Anzahl Tillies und auch das Sexing-Video besten Dank. Ich werde folgenden Weg einschlagen um dem Mobbing aus dem Weg zu gehen. Ich werde das Wasservolumen an die Größe der Fische anpassen und den Overcrowding-Effekt nutzen, da ich am Ende der Saison nicht SOVIELE Tillies haben möchte.

@Burkhardt, der Stöpsel des Schwimmbeets - für die Reinigungsaktion - ist direkt über dem Bell-Siphon bei etwas höherer Vergrößerung des Bilds kann man den Überlauf über dem Ende des Bell-Siphon-Pfeils erkennen (erahnen).

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 08.11.2020

Gewächshaus-Aquaponik (GW-AP) mit Tillies

Vorab eine kurze redaktionelle Anmerkung. Ich habe im ersten Bericht, zur Vervollständigung der Informationen des ersten Posts „Das 1´ste Jahr“ noch Links ergänzt:

1. Download in dem Ihr eine Tabelle findet in der die „Relation von Fischlänge zu Fischgewicht“ angegeben ist.
    (Dokument ist Englisch aber die Tabelle auf Seite 4 von 10 versteht sich von selber)
2. Die Homepage der: „Food and Agriculture Organization of the United Nation (fao)“ mit sehr viel Informationen zu
    Tilapia und Tilapia-Zucht.
3. Einen Link vom Forum-User Oliver alias Kessy zur Anzahl Fische und der benötigten Menge Wasser, super wichtig bei der Planung.
    Der Link fumpt sofort in den Download-Ordner.
4. In Antwort 10 dieses Post findet Ihr nochmals Infos zur möglichen Fischanzahl und einen Video-Link zur
    Geschlechter-Trennung (Sexing) bei Tillies vom Forum-User Wolf-Aqua
5. Im Thema Fische des Forums habe ich einen Post zu Fingerlingen erstellt, ist aber nur interessant wenn Ihr
    GW-AP mit Tillies plant. 

Jetzt zum Thema!

Tilapia-Aquaponik im Gewächshaus erzeuget Wiedersprüche:

1. Die Tillies wachsen optimal bei 28°C (siehe Link im ersten Post) aber die wenigsten Pflanzen im GW wollen eine Temperatur
    von 28°C, das ist denen zu warm
2. Die meisten Pflanzen möchten wegen der hohen Luftfeuchtigkeit im GW durchgelüftet werden, wir möchten aber nicht
    das die aus dem Fischtank kommende Warmluft von 28°C aus dem GW gepustet wird und die Stromkosten durch die
    Decke knallen.

Im Gegensatz dazu unsere Zielsetzung:

1. Tilapien das ganze Jahr in der GW-AP damit wir in absehbarer Zeit Fische mit 1- 2 kg haben
2. Stromkosten sollen verträglich sein
3. Gemüseernte von März bis Dezember

Und jetzt?

Jetzt wissen wir das die bereits durchgeführte Isolation nicht ausreichend ist! Und das bei folgender Faktenlage in 2020:

Warm, trocken und sonnig – der Sommer 2020 (Daten kopiert von https://www.klimaatlas.nrw.de/Witterungsverlauf)
Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,3 °C liegt der Sommer 2020 2 °C über dem Wert von 16,3 °C der langjährigen Referenzperiode 1961-1990. Damit ist er nicht ganz so heiß einzuordnen, wie die letzten beiden Jahre, landet aber immer noch auf Platz 7 der wärmsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn in NRW. Insgesamt besteht ein Trend zu wärmeren Sommern in NRW. Im Mittel lagen die letzten 30 Jahre 1,2 °C über dem Schnitt der langjährigen Referenzperiode, nur 3 Sommer der letzten 30 Jahre zeigten eine negative Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert 1961-1990. Vergleicht man die Sommertemperatur der letzten 30 Jahre mit dem Mittel des ersten 30-Jahreszeitraums (1881-1910) seit Aufzeichnungsbeginn, beträgt die Temperaturzunahme sogar 1,4 °C.

Unsere Zahlen-Daten-Fakten:

Zeitraum: 20.05 bis 30.09.20

Ø-Sommer-Temp. NRW:       18,3°C
Wasser-Temperatur AP:        25°C
Wasser-Volumen AP:            2.250l Gesamt-Zyklus ist gelaufen
Stromverbrauch AP:              5 kWh/Tag = 1,50€/Tag
Gesamt Sommer AP:             700 kWh =  210€


Zeitraum: 01.10.20 bis 09.09.20

Ziemlich konstant:                  Tag 15°C und Nachts 10°C
Wasser-Temperatur AP:          23°C
Wasser-Volumen AP:              Kurzschluß Ebbe u. Flut-Beet mit 100l in den Fischtank mit 800l
Stromverbrauch AP:               12 kWh = 3,60€/Tag
Hochgerechnet auf 1 Monat:   360 kWh = 108 €/Monat

Wie können wir die Isolation nachbessern ohne das Fischwohl zu gefährden?

Im ersten Post hatte ich den Bau einer Wärmesenke mit gekoppeltem Luft-Sonnen-Panel in Erwägung gezogen, aber eine schnelle Recherche und Berechnung hat ergeben das bei 250 kg Betonsteinen eine Wärmespeicherung von ca. 310 Watt erreicht wird wenn das ΔT 5°C ist.
Wasser hat gegenüber Beton die 14´fache Speicherkapazität, also muß ich die warme Luft irgendwie in ein isoliertes 200l Wasserfaß manövrieren. Wie ich das integrieren werde muß ich wegen des entstehenden Platzbedarfs noch überlegen.

Auch zum Rest des Posts gibt es Plan-Änderungen.

Wir haben es mit der zirkulierenden Wassermenge von 2.250l übertrieben. Ein Basis-System besteht aus einem einzelnen IBC und es können dann bei 600l Fischtank und 300l Ebbe und Flut-Beet bis zu 30 Tillies gehalten werden, wir haben diesem einzelnen IBC noch das Volumen von zwei weiteren IBCs hinzugefügt und das war „to much“.

Hier nochmals die bereits durchgeführten Isolations-Aktivitäten und die geplanten Verbesserung. Die Verbesserungen sind ab Punkt 9 fett markiert:

1. Die Tanks sind alle mit 8 cm Styropor isoliert
2. Der Spalt zwischen Kunststoffblase und Gitter ist mit Bauschaum abgedichtet, sodass an dieser Stelle die thermische Zirkulation
    gestoppt ist
3. Das Styropor wiederum ist aus optischen Gründen mit Nut-Feder Brettern verkleidet, aber auch die isolieren zusätzlich
4. Das GW wird im Winter komplett mit einer Gewebeplane abgedeckt um die thermische Zirkulation der Warmluft aus dem GW zu
    stoppen. Das Hochleistungs-GW in unserer billig Version hat 16m^3 und ist undicht an allen Scheiben.
5. Ich habe mir überlegt den Wasserstand im Fischtank von 800l auf das zulässige Minimum zu reduzieren je nach Fischgewicht bis
    dahin. (Anmerkung: Ist aktuell erst wieder für die nächste Saison relevant)
6. Die 2.250l Wasser-Zirkulation werde ich kurzschließen, sodass das Ebbe u. Flut Beet (ca. 100l) direkt wieder zu den Tillies geht, also
    Punkt 5 zzgl. der 100l
7. Final noch die Rest-Wasser-Menge auf ca. 19°C absenken.
8. Ich habe ein DN 120 PE-Rohr 1m tief im Garten unter der Erde liegen ca. 80m lang. Die Luft wird mittels Rohrventilator aus dem
    Wintergarten abgezogen und direkt in das Gewächshaus gepustet. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich schnell mit der Sonnenwärme
    des Wintergartens das Erdreich von 10°C auf aktuelle 18°C gebracht. Ich habe aber noch keine Erfahrung zum Verhalten des
    Systems im Winter, jetzt bleibt abzuwarten, wie sich der Winter und daraus resultierend die Temp. entwickelt.
    Heute 08.11.20 = 14, 6 Grad Celsius.
9. In der Findungsphase: Luft-Sonnen-Paneel gekoppelt mit einer Wärmesenke bestehend aus einem isoliertem 200l
     Wasserfaß.

10. Die IBC Kunststoff-Blasen des Fisch- und Wasser-Tanks werden entfernt der dann sichtbare Erdboden und die
      Innenseiten der beiden Gitterkörbe mit 14cm dicken Styropor-Platten verkleidet. Um den Anschluß zu den unter
     Punkt 1 stehenden 8 cm Styropor-Platten zu bekommen werden die alten und die neuen Platten mit Bauschaum
     verklebt, die Wandstärke des Styropors ist dann 22 cm an den Seitenwänden und 14 cm am Boden. Die so
     entstehende Wanne von 1,9 m x 0,7 m bei einer max. Höhe von 60 cm wird mit EPDM-Teichfolie auslegen.

     Bilder des aktuellen Chaos im Anhang: „Es muß immer erst schlimmer werden bevor es besser werden kann!“
11. Resultierend aus dem voran stehendem Punkt wird dadurch das Ebbe-Flut-Beet vollständig an den Seitenwänden
      und am Boden isoliert.

12. Über der neuen Fischwanne die dann bis unter das Ebb-Flut-Beet geht und dem Ebbe-Flut-Beet wird jeweils
       mit 4 mm Doppelsteg-Platten ein GW im GW gebaut um das durch Strahlungswärme beheizte Raum-Volumen
       zu reduzieren.

13. Der Gezeitenhub im Ebbe-Flut-Beet wird auf 50l reduziert, so daß die Isolations-Wirkung der Hydrokultur-Steine
      steigt.

14. Das Bell-Siphon wird abgeschafft und durch einen permanenten Bodenablauf ersetzt der weniger Turbulenzen
      erzeugt so daß die Wärme nicht aus dem Wasser gesprudelt wird.

15. Die Pumpe wird mittels Zeitschaltuhr auf 4´fache Gesamt-Volumen-Umwälzung pro Tag reduziert.
16. Unter dem Ebbe-Flut-Beet werde ich aus den Styropor-Klötzen Treppenstufen im Becken erzeugen, so daß das
      Wasservolumen bzw. die Wasser-Oberfläche im Winter reduziert werden kann. 

17. Falls das immer noch nicht reicht. Über dem Fischtank ist im hinteren Bereich des GW nicht genutzter Raum. Hier
      werde ich die Anbau-Fläche für Dauerkräuter mit einem kleinen 200l Ebbe-Flut-Beet erweitern und sollten die
      Temperaturen die Kosten wieder mächtig antreiben wird das System, auf den Fischtank und dieses Beet reduziert.
      Da die Fische in dieser Situation bereits bei 19°C sind sollte die Reinigungs-Leistung dieses 200l Beetes
      ausreichend sein.
18. Wasseroberfläche im Fischtank durch 50% Styrodur-Abdeckung nochmals isolieren.


Wenn ich das so lese kann ich nur konstatieren das ich scheinbar einen echten Sockenschuß habe. Einzig beruhigender Aspekt, die Kosten sind -  in Relation zu den bereits ausgegebenen Beträgen – verträglich. Das Styropor ist geschenkt bzw. handelt es sich bei meiner Verwendung um upcycling , die Teichfolie ist ein Restposten für 70,-€, der Bauschaum schlägt mit 40,-€ zu und die Doppelstegplatten (14Stck. LxBxH 120cm x 60,5 cm x 0,4cm) sind ein Angebot für 38,-€.

Ich werde Euch nach der Fertigstellung und dem Probelauf berichten.

Eine letzte Idee zum Winterbetrieb der AP. Falls die Wasserwerte auf Grund des zu kleinen Filterbeetes nach oben gehen, werden wir herausfinden wie Sonnenblumenkeimlinge schmecken. Sonnenblumen keimen schon bei sehr niedrigen Temp. und sind Starkzehrer, so daß wir möglicherweise die Durchführung des üblichen Plan A) Teilwasser-Wechsel im Winter vermeiden können. 


Was können wir machen um das Pflanzen-Wohl zu steigern? Warum ist Luftentfeuchtung wichtig?

1. Diese Jahr hatten wir 2 Bulgarische-Riesen-Tomaten und an beiden Pflanzen, sowohl in der AP als auch im GW waren jeweils
    5 fast reife Tomaten mit locker 350 g/Tomate, aber auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit hat sich Tomaten-Rost gebildet und wir
    mussten die Pflanzen schnellstens entsorgen damit die restlichen Tomaten nicht ebenfalls erkranken.
2. Es hat sich die weise Fliege eingefunden und viele der kleinen Pflanzen befallen, diese Fliegen mögen hohe Luftfeuchtigkeit, aber
    keinen Wind und der entsteht durch einen Ventilator.
3. Zum Ende der Saison waren dann auch vereinzelte Paprika und Peperoni angeschimmelt

Bei der Wasser-Temp. im System hatten wir bereits Abstriche gemacht und „nur“ 25°C gewählt, werden wir auch nächste Saison im Sommer beibehalten, sonst vergeht den Fischen der Appetit und sie wachsen zu langsam. Die Luftentfeuchtung ist wie ich hoffe durch Punkt 12 der vorherigen Liste erledigt da wir im Sommer lüften können ohne die Warmluft über dem Fischtank weg zu pusten.

Eine weitere Überlegung für den nächsten Sommer. Bei einer Wärmesenke mit Beton oder Steinen funktioniert diese, indem mittels Ventilator die warme Luft unter dem Dach des GW in eine Steinpacket gepustet wird das die Wärme speichert (wie oben geschrieben, lächerlich wenig Wärme speichert). Das Steinpacket wird am Tag immer kälter sein als die GW-Luft, dadurch wird die Luftfeuchtigkeit an den Steinen kondensieren und die Wärmesenke wird durch Verdunstungs-Kühlung zur Kältefalle der Luftfeuchtigkeit.

Besonders spannend. Wir werden eine Recherche zu tropischem Gemüse durchführen und neue Gemüsesorten ausprobieren die 28°C klasse finden. Bin gespannt was es zu finden gibt und wie es schmeckt. Der Pak-Choi war  neu für uns und ist jetzt regelmäßiger Bestandteil unseres Speiseplans.

Für Ideen bzw. über Erfahrungswerte zu unbekannten Gemüse-Sorten würden wir uns sehr freuen.

Gemüseernte von März bis Dezember; Thema Temperatur halten.

A) Egal wie gut wir den Wasserkreislauf isoliere, es wird immer Wärmeverluste geben die das GW beheizen und frostfrei halten
    werden.
B) Als zweiten Trumpf habe wir noch das PE-Rohr unter dem Garten (Punkt 8 der obigen Liste). Wir werde das PE-Rohr nicht an die
    Wärmesenke anschließen sondern einfach nur tuckern lassen um das GW frostfrei zu halten

Im Idealfall sollte die Temp. im GW von März bis Dezember bei >10°C liegen, das sollte inkl. Pflanzenlicht für einen Salat-Start in die Saison Anfang Februar ausreichen. Im kommenden Frühjahr werde ich das System ohne Attacke, aber mit Brennesel-Jauche düngen bis wir wieder Fische eingesetzt haben.

Der GW-Fehler diesen Jahres. Wir haben die Winter-Ernte zu spät ausgesät. Wichtig für das kommende Jahr,  das Wintergemüse rechtzeitig aussäen.

Erst Ende September diesen Jahres habe ich die Winter-Ernte ausgesät (AP war noch beheizt), die Pflanzen sind mit meiner Joghurt-Becher-Methode sehr zeitnah gekeimt. Und seit Mitte Okt. (AP ist nicht mehr beheizt / Temp. im  GW aktuell ca. 10°C)  habe ich eine 28 Watt LED Pflanzenleuchte über den Keimlingen. Die Lampe ist 120cm lang und über dem Schwimmbeet platziert. Es ist erkennbar das die Lampe für die verspäteten Keimlinge eine ausreichende Leistung zur Gesunderhaltung der Pflanzen hat.

Die Keimlinge im Einzelnen:

1. Kresse wächst, aber Kresse wächst sowieso immer
2. Portulak mickert mit sehr sehr langsamem Wachstum vor sich hin
3. Winterfeldsalat wächst langsam
4. Blatt-Salat wächst langsam
5. Porree will überhaupt nicht
6. Radieschen wachsen, setzen aber keine Knolle an
7. Pak-Choi, die Keimlinge wollen nicht, lediglich eine etwas ältere Pflanze wächst sehr langsam

Die selbe Beobachtung der Pflanzen-Kräftigung kann ich auch bei den bereits im Sommer gesäten Kräutern der Petersilie, dem Knoblauch-Schnittlauch, dem normalem Schnittlauch, den Erdbeeren (wilde und veredelte) und dem mehrjährigen Basilikum bestätigen.
Die Lampe werde wir in diesem Winter solange betreiben bis es auf Grund der Temperaturen im GW für die Pflanzen keinen Sinn mehr macht. Es geht nur darum Erfahrungswerte zu sammeln.
Ein weiterer Sinn der Lampe. In diesem Frühjahr ist mir z.B. der Pak-Choi im Mai sofort in die Blüte geschossen, da das Tageslicht noch zu kurz war. Ich hoffe mit der Lampe kann ich den Pak-Choi nächstes Frühjahr austricksen. 

In Antwort 5 dieses Post habe ich schon die Ernte diesen Jahres aufgezählt und ich bin der Meinung das wir schon reichlich beschenkt wurden. Wichtig zu wissen, von der Gesamtfläche des GW mit 9,5m2 hat die AP 3,6m2, der Kirschbaum seinen eigenen Quadrat-Meter und abzüglich des Plattenwegs im GW bleiben nur knappe 4m2 übrig und mit dieser begrenzten Fläche haben wir so viel geerntet.

Das Wichtigste, nächstes Jahr werden wir den Saisonstart nicht verpassen und zusätzliche 4 Monate haben, für die Pflanzen, aber auch für die Fische.

Gruß
Birgit und Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - kessy - 08.11.2020

Hallo Birgit und Stephan,

danke für die Infos und weiter viel Erfolg.

Hier noch der Link zu den englischen Dokumenten http://www.fao.org/fishery/affris/publication/en/

Evtl. könnt Ihr im Winter mit 2 Wassertemperaturen fahren, habe mir auch schon überlegt nach Becken und Filter Plattenwärmetauscher einzubauen um Wärme im Becken zu halten.
(Auch evtl. Pool Wärmetauscher)
Pflanzen brauchen ja nicht unbedingt so warmes Wasser.

Grüße

Oliver


RE: Das 1´ste Jahr - Stephan - 09.11.2020

Hallo Oliver,

wenn ich Deine Idee richtig verstehe würdest Du den Kreislauf unterbrechen und das Wasser von den Fischen muß zu den Pflanzen damit die Reinigung stattfindet.
Eine leicht schräge Idee, die ich aber nicht weiter verfolgen werde ist, einen Kühlschrank zu zerlegen und den Kühlkreislauf als Wärmepumpe zu nutzen. Die Rippen hinter dem Kühlschrank die die Wärme in den Raum abgeben müssten in das Tillie-Becken und die im Kühlschrank verbauten Rohre in das Pflanzenbeet um dort die Wärem ab zu holen.

Gruß
Stephan


RE: Das 1´ste Jahr - scurth - 09.11.2020

Das mit dem Kühlschrank macht keinen Sinn. Der durchschnittliche Kühlschrank verbrauch ~100kwh/jahr und auf diese Laufleistung ist der Kompressor ausgelegt. Systembedingt wirst du nicht im Ansatz die Leistungszahl einer Wärmepumpe erreichen, ganz zu schweigen vom dem Rohrmaterial das vermutlich schneller korrodiert als das Jahr rumgeht.