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Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - Druckversion

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Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - kultex - 29.11.2015

Nachdem für meine geplante Anlage Fischmehl und Soja im Futter genausowenig wie PVC in den Rohren in Frage kommen, würde ich mal gerne darüber diskutieren, welche Alternativen es gibt.

Warum?: 85 Prozent der weltweiten Sojaproduktion von 210 Millionen Tonnen landen im Kraftfutter und 20 Millionen Tonnen kleine Meeresfische werden jährlich zu Fischmehl verarbeitet. Das entspricht etwa einem Viertel der weltweiten Fangmenge von Fischen und Meeresfrüchten und macht Edelfische, Hühner und Schweine, die zur Ernährung des Menschen gedacht sind, auch noch zu unseren direkten oder indirekten Nahrungskonkurrenten.

Die Alternative - Insektenmehl statt Fischmehl - steht leider in der EU noch nicht zur Verfügung. Es gibt Informationen im Netz, dass sich das bereits 2014 ändern sollte, aber keine, dass das jetzt Ende 2015 schon geschehen ist.

Als Vorbild dient hier Vancouver mit der Firma Enterra - http://www.enterrafeed.com/ - die Nahrungsmittelreste in Insektenmehl und organischen Dünger verwandeln. Das wäre in jeder europäischen Stadt möglich.
Proteine aus Fliegenlarven sind hochwertiger als die aus Soja und vergleichbar mit denen aus Fisch. Und Insekten sind ja auch natürlicher Nahrungsmittelbestandteil von Fischen, aber auch Hühnern und Schweinen. Die Chinesen wissen das schon seit längerem - dort fressen viele Hühner bereits gezüchtete Insektenlarven. Und die Bauern können sie dann teurer verkaufen – weil nicht wenige Chinesen überzeugt sind, dass mit Insekten gefütterte Hühner besser schmecken. Und ich finde, das trifft auch auf die Fische zu.

Des weiteren gibt es Untersuchungen, dass man Teile des Fischmehls und Fischöls im Futter durch Kürbiskern-, Leinsamen- und Rapspresskuchen ersetzen kann. http://diepresse.com/home/science/3848347/Wenn-Fische-statt-Fischmehl-Kurbiskernkuchen-fressen

Welche Alternativen stehen uns zur Verfügung - Wurmfarm, eigene Zucht der Soldatenfliege, Wasserlinsen - was gibt es noch für Tiere, die man selber leicht züchten kann? Bachflohkrebse und Kaulquappen?

Nun zu den Fischen:

Nummer 1: Weißer Amur

kann sich rein vegetarisch ernähren - Wasserlinsen, kann Gemüseabfälle direkt verwerten und soll laut Recherchen im Internet auf Pferdepellets aus Gras fliegen, aber auch Würmer, Insektenlarven und Schnecken. Nachteil - für 1 kg Fisch braucht man ca. 40 kg Nahrung.

Nummer 2: Schleien und/oder Karpfen

Würmer, Kleinkrebse, Insektenlarven, Pflanzenteile aber auch altes Brot und Getreide

Nummer 3: Regenbogenforelle, wenn es ohne Fischmehl/öl geht

Neben kleinen Fischen Insekten, Würmern, Kaulquappen, Bachflohkrebsen und auch Maden

Nummer 4: Tilapia

hier halt die Frage, ob die nur mit altem Brot, Würmern, Insektenlarven und Presskuchen auskommen.

Freue mich auf eure Antworten


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - m86m - 29.11.2015

Zitat:Warum?: 85 Prozent der weltweiten Sojaproduktion von 210 Millionen Tonnen landen im Kraftfutter
Warum spricht das gegen die Verwendung von Soja?
Rein pflanzliches Futter gibt des bei lets-grow. Allerdings mit Soja.
http://www.lets-grow.de/shop/fischfutter/28/fischfutter-rein-pflanzlich-1kg
Ohne Soja ist der Eiweißanteil des Futters sehr gering.


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - jjacoo - 30.11.2015

Hi.
So eine Forma gibt es auch in Deutschland.
Ich habe da eine Reoprtage auf ZDF Info oder so gegsehen.
der Name der Firma hatte,glaube ich, mit dem lateinischen Namen der Soldatenfliege zu tun.
Die Larven gehen dann als Futter für Zierfische und Echsen raus.
Wie willst PVC vermeiden? Woraus sind in deiner Planung Röhre und Tanks?

Viele Grüsse
Jens


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - joe-ponix - 30.11.2015

Wenn du den Tilapia viel vegetarisch fütterst, so sollte viel viel weniger Ammoniak entstehen (durch den geringeren Protein-Anteil findet auch eine geringere Ammonifikation statt was natürlich ahnen lässt, dass die Futtermenge hochgeschraubt werden könnte, jedoch auch langsameres fettigeres Wachstum beim fisch)

Leider ist aber dann gleichzeitig viel Kohlenstoff in Form von Zuckern und Cellulose (auch ein Poly-zucker) enthalten (N/C-Verhältnis im Futter) die, da nicht immer voll verdaut, natürlich super Substrat für die Gährung sind. Bei der Gährung entstehen ein paar miese faulgase die deinen Fisch so richtig aus der Bahn werfen können.

Denke, das trifft auf alle allesfresser Fische zu, die dann veggy werden.
Der Filter wird dadurch halt anders beansprucht und superschnell sollten die Nil-Barsche damit dann auch nicht wachsen.


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - Wolf-Aqua - 30.11.2015

Passt ganz gut hier rein:

http://advocate.gaalliance.org/insect-meals-novel-protein-fat-sources-for-farmed-shrimp/

Bakterien/ Pilze [Hefen] als Proteinquelle sind auch intressant.


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - kultex - 30.11.2015

@m86m
gib mal "Soja und Regenwald" in eine Suchmaschine ein und dann verstehst Du vielleicht, warum ich kein Soja verfüttern will - ist ein selbstgestecktes Ziel - ich weiß dass es ein Vegi Futter bei Dom gibt....

@jjacoo
hab ich schon bei der Soldatenfliege verlinkt - http://hermetia-zucht.de - aber 9€ pro kg ist selbst mir ein wenig zu viel. Hab mal die Preise von Vancuver angefragt. Das Problem in Europa ist, dass solange es als Tierfutter nicht zugelassen ist, es sich nicht lohnt, in großem Stil herzustellen.

@joe-ponix
ich will die nicht veggi ernähren - ich will das Fischeiprotein bzw. das Sojaprotein durch das Protein der Insekten bzw. Würmer ersetzen. In Bezug auf Wurmmehl gibt es schon Untersuchungen aus den 80ern des letzten Jahrhunderts, dass das Regenwurmmehl in etwa die gleiche Zusammensetzung hat, wie Fischmehl http://www.regenwurm.de/pdf/eco-lombrico.pdf Seite 14. Für das Insektenmehl aus der Soldatenfliege gilt das gleiche.


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - joe-ponix - 30.11.2015

Jooo war eher als Faustregel gemeint was in der Anlage passiert, wenn das N/C-Verhältnis im Futter verschoben wird. :cool:


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - kultex - 26.12.2015

Hab beim Stöbern gestern Alberts Beitrag gefunden, der sich bisher vor mir versteckt hat

http://aquaponik-forum.de/showthread.php?tid=333&highlight=fisch+und+algen
http://www.algen-fisch-cityfarmdornbach.at/

durch seine Anlage hat sich für mich die Reihenfolge geändert:

Sommer im Glashaus: Tilapia

Sommer draußen + Winter im Glashaus: sibirischer Stör


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - DomWeb - 04.01.2016

Hey Kultex,
kannst du etwas genauer sagen warum ?
Also die Anlage bei Ihm (finde die recht interessant) hat mit der üblichen Aquaponik nichts zu tun.
Albert suchte halt einen Fisch für die Algenverwertung, und da sind Tilapien unschlagbar.
Auf der Homepage sieht man aber auf mehreren Bildern das große Risiko was ich sehe: Sauerstoffmangel !!!

Sibirischer Stör wurde soweit ich weiß noch nicht groß versucht.
Franz macht damit gerade paar Versuche, aber ob bodenlebende Arten als monokultur ideal sind ?
Wir gehen da lieber auf den Spiegelkarpfen, die Zwischenmuskelgräten kann man durch schröpfen super zubereiten.

So long...


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - kultex - 06.01.2016

Hi Dom,

super, dass Du Dich einklinkst - dachte schon, es widerspricht mir Greenhorn niemand - ich mache einstweilen ja nur Gedankenexperimente.

Zuerst zu dem Thema, dass Alberts Anlage nichts mit üblicher Aquaponik zu tun hat. Das finde ich nicht. Per Definition - ich verwende hier Wikipedia: Aquaponik bezeichnet ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet.Es handelt sich dabei um einen geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf, welcher in automatisierten Abläufen bewirtschaftet wird.

Jetzt ist die Frage, ob Algen Pflanzen sind - stimmt nicht ganz, aber als Vorläufer der Pflanzen würde ich sie als pflanzenartige, Photosythese betreibende, eukariotische Lebewesen bezeichnen und in diesem Sinn sind sie den Flanzen zuzuordnen. Auf jeden Fall sind sie - hier ein Zitat von Alberts Seite ein hochwertiges Nahrungsmittel, sie haben 10% Fett, 30% Proteine, eine äußerst hohe Wachstumsrate, sie können sich innerhalb von 24 h verdoppeln undmir ist keine heimische Agrarpflanze bekannt die dies nur annähernd zustande bringt - in dem Sinne ist es auf jeden Fall Aquaponik.

Und für den Rest gib mit bitte ein wenig Zeit - treffe mich nächste Woche mit Albert und werde dann weiteres berichten.

Guß Thomas


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - Albert - 06.01.2016

Hallo zusammen,
Wir halten Störe im Glashaus in einem Rundbecken (3,6 m D.) jetzt im zweiten Jahr.
Schwimmen in Algensuppe, gut belüftet, (die Algen liefern tagsüber zwar Sauerstoff, nachts verbrauchen sie jedoch zusätzlich Sauerstoff)
- gefüttert wird mit Forellenpellets, 4mm, schwimmend.
- fressen das Futter von der Oberfläche.(Bauch nach oben, haben immer Hunger)
- gutes Wachstum,
problemlose Haltung,
LG
Albert


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - DomWeb - 06.01.2016

Hey Männers,
erstmal ich meine nie etwas böse, nur falls mich wer nicht kennt :-)

Wir hatten letztes, ach nee vorletztes Jahr (ist ja schon 2016 - frohes neues :D) keine Schattierung auf dem Teich, und dadurch schnell sehr grünes Wasser (Peasoup).
Was wir schnell gemerkt haben, das du kein Nitrat mehr im Wasser hattest, Eisen sofort auf 0mg/l gefallen ist, und auch 200g sofort Dosierung binnen Stunden verschwunden sind.
Die Pflanzen auf den Beeten mangelten, die Fische waren nicht zu sehen, Sauerstoffmangel am morgen trotz 100L Lufteintrag pro Stunde, PH-Wertschwankungen, uvm.
Bei uns bleiben die Algen gerne fern, wir schattieren mit Rafts und sind froh die Methode gefunden zu haben.
Bei Stören geht das vielleicht, aber schön sieht es auch nicht aus.

@Albert: Würde gerne wissen wie du das mit den Nährstoffen machst, immerhin hast du mit den Algen ja einen extremen Zehrer der auch die Biologie durch dauerhaften Zellaufbau und Abbau stark belastet.


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - kultex - 06.01.2016

was mich betrifft - nur Kritik bringt uns weiter - es gibt eh viel zu viel zu wenig Diskurs - ich hoffe, das das auch in diesem Forum so gehalten wird....


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - Albert - 06.01.2016

(06.01.2016, 14:23 )tiggar schrieb: Hey Männers,
erstmal ich meine nie etwas böse, nur falls mich wer nicht kennt :-)

Wir hatten letztes, ach nee vorletztes Jahr (ist ja schon 2016 - frohes neues :D) keine Schattierung auf dem Teich, und dadurch schnell sehr grünes Wasser (Peasoup).
Was wir schnell gemerkt haben, das du kein Nitrat mehr im Wasser hattest, Eisen sofort auf 0mg/l gefallen ist, und auch 200g sofort Dosierung binnen Stunden verschwunden sind.
Die Pflanzen auf den Beeten mangelten, die Fische waren nicht zu sehen, Sauerstoffmangel am morgen trotz 100L Lufteintrag pro Stunde, PH-Wertschwankungen, uvm.
Bei uns bleiben die Algen gerne fern, wir schattieren mit Rafts und sind froh die Methode gefunden zu haben.
Bei Stören geht das vielleicht, aber schön sieht es auch nicht aus.

@Albert: Würde gerne wissen wie du das mit den Nährstoffen machst, immerhin hast du mit den Algen ja einen extremen Zehrer der auch die Biologie durch dauerhaften Zellaufbau und Abbau stark belastet.

Hallo Dom,
die Algen müssen mit dem zufrieden sein was die Fische ausscheiden.
Tilapia, Karpfen werden mit Karpfenfutter und die Störe, Welse werden mit Forellenfutter gefüttert.
Das Algenwasser wird zum Gießen und Düngen der Pflanzen im Glashaus verwendet, bzw. die Algen abgeschöpft oder gefiltert und zu Futter verarbeitet (arbeitsintensiv).
LG
Albert

(06.01.2016, 14:23 )tiggar schrieb: Hey Männers,
erstmal ich meine nie etwas böse, nur falls mich wer nicht kennt :-)

Wir hatten letztes, ach nee vorletztes Jahr (ist ja schon 2016 - frohes neues :D) keine Schattierung auf dem Teich, und dadurch schnell sehr grünes Wasser (Peasoup).
Was wir schnell gemerkt haben, das du kein Nitrat mehr im Wasser hattest, Eisen sofort auf 0mg/l gefallen ist, und auch 200g sofort Dosierung binnen Stunden verschwunden sind.
Die Pflanzen auf den Beeten mangelten, die Fische waren nicht zu sehen, Sauerstoffmangel am morgen trotz 100L Lufteintrag pro Stunde, PH-Wertschwankungen, uvm.
Bei uns bleiben die Algen gerne fern, wir schattieren mit Rafts und sind froh die Methode gefunden zu haben.
Bei Stören geht das vielleicht, aber schön sieht es auch nicht aus.

@Albert: Würde gerne wissen wie du das mit den Nährstoffen machst, immerhin hast du mit den Algen ja einen extremen Zehrer der auch die Biologie durch dauerhaften Zellaufbau und Abbau stark belastet.

Hallo Dom,
die Algen müssen mit dem zufrieden sein was die Fische ausscheiden.
Tilapia, Karpfen werden mit Karpfenfutter und die Störe, Welse werden mit Forellenfutter gefüttert.
Das Algenwasser wird zum Gießen und Düngen der Pflanzen im Glashaus verwendet, bzw. die Algen abgeschöpft oder gefiltert und zu Futter verarbeitet (arbeitsintensiv).
LG
Albert

Nachtrag:
Lufteintrag ca. 1000 l/h pro Becken (3,6m D).
LG
Albert


RE: Der ökologisch nachhaltigste Fisch? - DomWeb - 06.01.2016

Oh falsche Einheit 100l/min feuern wir rein.
Ok dann hast du keine Pflanzen die nicht in Erde stehen, also keine nft oder growbeds?