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Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - hansundbirgit - 07.02.2017

Zunächst mal ein herzliches Moin :) aus Flensburg.
Ein herzliches Danke an alle, die dieses Forum hier mitgestalten, Wir finden es außerordentlich hilfreich.
Der Grund dafür, dass wir uns hier im Forum angemeldet haben, ist vielschichtig. Wenn ihr aber ein wenig Zeit opfert, möchten wir es Euch gerne erklären.

Vor etwa einem und einem viertel Jahr, lernten wir hier in Flensburg einen „Hempels-Verkäufer“ kennen. (Straßenzeitung). Ein sehr netter, freundlicher, hilfsbereiter 47 jähriger Mann aus Rumänien. Nach einer Weile des Kennenlernens boten wir ihm an, uns zum Deutsch lernen zu treffen. Daraus entstand mit der Zeit eine Freundschaft unserer beiden Familien. Seine Zukunftsprognose ist katastrophal. Haus und Grundstück ist in Rumänien vorhanden, allein es fehlt an Arbeit und somit am Geld um zu leben, den Strom zu bezahlen und für das Alter zu sorgen. Die Aussichten sind durch die bestehende Politik und Korruption von Hoffnungslosigkeit und fehlenden Perspektiven geprägt   :huh: . Neben dem Deutsch lernen entstand sehr schnell die Frage: „Was kann Alexandru" in Rumänien machen um seine Familie zu ernähren und seinen kranken dort noch lebenden Eltern zu helfen?“ 
Ihm steht eine bebaubare Fläche von 6,5 mal 21,5 Metern in West-Ost Ausrichtung zur Verfügung. Mit der richtigen Technik könnte Aquaponik eine ganzjährige Ernte möglich machen. Soweit der Stand der Dinge. 
Ich selbst bin von der Aquaponik - Idee :idea:  begeistert. War selbst leidenschaftlicher Hobbygärtner und in jungen Jahren Pächter einer großen Forellenteichanlage. Inzwischen ist mein Rücken jedoch so kaputt, dass ich mir allein durch Aquaponik, ein Gärtnern in Tischhöhe vorstellen könnte.
Doch hier soll es zunächst um unseren Freund Alexandru gehen, denn sein Straßenzeitungsverkauf ist auch nur noch begrenzte Zeit möglich.

Was verspreche ich mir vom Forum?
Klar, Antworten auf Fragen und viel zu lernen, was ich unserem Freund aus Rumänien weitergeben kann.

Und hier gleich die ersten zwei Fragen:
1. Gibt es eigentlich Erfahrungswerte, ab wie viel bepflanzter Fläche der Betrieb einer Aquaponikanlage wirtschaftlich ist? Ab wann kann man durch Gemüse - Verkauf 
    davon Leben? In Rumänien gilt nicht der gleiche Lebensstandart wie hier, der Bedarf ist deutlich geringer als hier, wenn man keine Bestechungsgelder ausgeben 
    muss.
2. Gibt es Erfahrungswerte oder Studien, wie die Reifezeit von Gemüse und Salaten, durch Aquaponik verkürzt wird? Oder andersherum gefragt, in welchen Intervallen 
    muss gepflanzt werden für eine ganzjährige Ernte?

Wir denken, das ist erst einmal genug für den Anfang. Eine dritte Frage wäre dann:“Wer soll das bezahlen?“ Aber das ist eine andere Baustelle.


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - D Mark - 07.02.2017

Hallo
erstmal vorweg finde ich es sehr lobenswert was Ihr da macht. Wenn jeder ein bischen so handeln würde wäre die Welt ein besserer Ort.

Warum baut ihr nicht auf die neuen Deutschkenntnisse auf und versucht Alexandru in Deutschland in Arbeit zu bringen? Ich kenn ettliche Rumänen die das so machen: Halbes Jahr hier arbeiten, dann halbes Jahr zuhause bei der Familie.

Die knapp 140qm reichen glaube ich nicht aus für eine Selbstversorgung, könnten aber eine gute Ergänzung sein. Über Mischkultur und Folgekultur findest Du allerhand bei Googel.
Wenn man das RICHTIG macht geht da schon einiges! Ev. ein kleines Gewächshaus um Pflanzen vorzuziehen und abgeerntete Bereiche gleich wieder zu bewirtschaften( alternativ drinnen auf der Fensterbank).
Will Dir die Aquaponik nicht ausreden, ist nur meine Meinung zur Fragestellung.

Ich sehe den Vorteil daß "keine Technik" weder Betreung braucht noch kaputtgehen kann.



schönen Abend
Mark


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - Lukas - 09.02.2017

Die Frage ist vor allem, wo er wohnt?
Ein Bekannter von mir war letztes Jahr für längere Zeit in Rumänien.
In den Städten kann man durchaus von einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland reden. Aber in ländlichen Gegenden herrscht teilweise ein starker Rückstand. Da sind auch Esel als Transportmittel im Einsatz.
Als allererstes müsste geklärt werden:
Besteht vor Ort überhaupt Bedarf an Aquaponik-Gemüse? Bzw. sind die potentiellen Konsumenten bereit, das Geld zu zahlen, was es kosten würde?
Selbst in Deutschland sind viele Konsumenten nicht bereicht, den Mehrpreis für Biogemüse und -obst zu zahlen. Von Aquaponik ganz zu schweigen.

Viele hier im Forum machen das als Hobby.
Um im kommerziellen Bereich mittelfristig zu bestehen, müsste eine Anlage wohl in der Größe entstehen:
https://www.youtube.com/watch?v=4dxS3i2hIJ0

Denn mit ~130 m² wird es schwer, da fast keine Skaleneffekte nutzbar sind.
Ohne die Gegebenheiten genauer zu kennen würde ich dennoch aus dem Bauch heraus sagen, dass Aquaponik (vor allem ohne Erfahrung) nicht die erste Wahl für ein finanzielles Investment zur Sicherung/Unterstützung des Familieneinkommens in Rumänien darstellt.


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - hansundbirgit - 11.02.2017

(07.02.2017, 17:38 )D Mark schrieb: Hallo
erstmal vorweg finde ich es sehr lobenswert was Ihr da macht. Wenn jeder ein bischen so handeln würde wäre die Welt ein besserer Ort.

Warum baut ihr nicht auf die neuen Deutschkenntnisse auf und versucht Alexandru in Deutschland in Arbeit zu bringen? Ich kenn ettliche Rumänen die das so machen: Halbes Jahr hier arbeiten, dann halbes Jahr zuhause bei der Familie.

Die knapp 140qm reichen glaube ich nicht aus für eine Selbstversorgung, könnten aber eine gute Ergänzung sein. Über Mischkultur und Folgekultur findest Du allerhand bei Googel.
Wenn man das RICHTIG macht geht da schon einiges! Ev. ein kleines Gewächshaus um Pflanzen vorzuziehen und abgeerntete Bereiche gleich wieder zu bewirtschaften( alternativ drinnen auf der Fensterbank).
Will Dir die Aquaponik nicht ausreden, ist nur meine Meinung zur Fragestellung.

Ich sehe den Vorteil daß "keine Technik" weder Betreung braucht noch kaputtgehen kann.

schönen Abend
Mark

Hallo Mark,
na das ist doch mal `ne nette Begrüßung, Danke dafür!
Die Eltern oder besser gesagt das Alter und die Krankheit der Eltern, sind der Grund dafür, dass Alexandru keine „feste“ Anstellung in Deutschland eingehen kann. Es kommt immer wieder vor, dass er „mal eben kurz“ nach Rumänien muss. Dann sitzt er zwei bis drei Tage in einem vollgestopften Kleinbus. Bei einer Festeinstellung würde das sein Chef wohl nicht sehr oft mit tragen denn für so etwas gibt es ja normalerweise eine Urlaubsplanung.
Als Hempelsverkäufer kann er von jetzt auf gleich zum Rücksack greifen. Er darf nur nicht so lange weg bleiben, dass bei seiner Rückkehr jemand anderes seinen Standplatz, hier beim Edeka, eingenommen hat, das wäre dramatisch denn die Verkaufsplätze sind hart umkämpft.
Zur Aquaponik:
Danke für Deine Sichtweise, es trifft in etwa meine Befürchtung. Die Idee mit dem kleinen Gewächshaus zum Vorziehen ist aber schon hilfreich und dafür denke ich wäre auch noch ein weiterer, kleiner Platz (5 x 12 m), parallel zum geplanten Grundstück vorhanden.
Eine Alternative wäre evtl. noch das Grundstück seiner Eltern im gleichen Ort, das ist größer, die Fragen dazu sind aber noch nicht abgeklärt.
Also herzlichen Dank nochmal für Deine Einschätzung. Erfahrungswerte oder Studien gibt es jedoch wie es aussieht noch keine, sowohl zur Frage nach dem Beetbedarf, als auch nach der Veränderung der Reifezeiten. Nach ja, was noch nicht ist kann ja noch kommen.


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - hansundbirgit - 11.02.2017

(09.02.2017, 21:30 )Lukas schrieb: Die Frage ist vor allem, wo er wohnt?
Ein Bekannter von mir war letztes Jahr für längere Zeit in Rumänien.
In den Städten kann man durchaus von einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland reden. Aber in ländlichen Gegenden herrscht teilweise ein starker Rückstand. Da sind auch Esel als Transportmittel im Einsatz.
Als allererstes müsste geklärt werden:
Besteht vor Ort überhaupt Bedarf an Aquaponik-Gemüse? Bzw. sind die potentiellen Konsumenten bereit, das Geld zu zahlen, was es kosten würde?
Selbst in Deutschland sind viele Konsumenten nicht bereicht, den Mehrpreis für Biogemüse und -obst zu zahlen. Von Aquaponik ganz zu schweigen.

Viele hier im Forum machen das als Hobby.
Um im kommerziellen Bereich mittelfristig zu bestehen, müsste eine Anlage wohl in der Größe entstehen:
https://www.youtube.com/watch?v=4dxS3i2hIJ0

Denn mit ~130 m² wird es schwer, da fast keine Skaleneffekte nutzbar sind.
Ohne die Gegebenheiten genauer zu kennen würde ich dennoch aus dem Bauch heraus sagen, dass Aquaponik (vor allem ohne Erfahrung) nicht die erste Wahl für ein finanzielles Investment zur Sicherung/Unterstützung des Familieneinkommens in Rumänien darstellt.

Hallo Lukas,
auch Dir ein herzliches Danke für Deine Einschätzung. Du hast Recht, der Lebensstandart in Bacioiu, so heißt dieser Ort ist mit dem Unsrigen hier nicht vergleichbar. Alexandru sagte mir, dass ca 500,-€ im Monat ausreichen um seine Familie zu ernähren und die laufenden Rechnungen zu bezahlen. Das ist für uns nur schwer vorstellbar. Genauso schwer ist es für uns vorstellbar, dass es in Bacioiu drei Ziehbrunnen für die Wasserversorgung von 4000 Einwohnern gibt. Ja, ihr habt richtig gelesen, „Ziehbrunnen“. Deshalb kamen wir ja auf Aquaponik, weil das Landwirtschaft ist, die mit dem wenigsten Wasser auskommt, (notfalls auch mit zuvor gesammeltem Regenwasser.) und mit der richtigen Technik, auch im Winter Erträge erwirtschaften kann.
Die Anlage in Berlin die sich hinter dem von Dir vorgeschlagenen Link verbirgt, produziert im Jahr 30 Tonnen Fisch und 25 Tonnen Gemüse und Kräuter. Das ist denke ich eine, wenn nicht mehr Nummern zu groß. Ein Gewächshaus, um sich selbst mit Fisch und Gemüse zu versorgen und um mit dem Kleinbus an 5 Tagen die Woche die umliegenden
Dörfer ab zu fahren und seine Produkte an zu bieten, das wäre seine Vorstellung. d.h. Dörfer ohne Lidl und Co.. Ein Beispiel: Der Liter Öl den er in Bacau, der nächsten Stadt, die etwa 40 Km von seinem Dorf entfernt ist kostet logischerweise schon 1,50€ mehr, wenn er es im Wohnzimmerladen seines Nachbarn in Bacioiu kaufen muss. Hier greifen vollständig andere Denkmuster als die Frage danach, ob mir jemand den Preis für ein Produkt mit oder ohne Gütesiegel erstatten kann, es geht darum zu überleben, für viel mehr Menschen als wir es uns vorstellen können und das obwohl Rumänien ein EU Mitgliedsstaat ist. Geld gibt`s nur in den Städten. In vielen Dörfern träumt man noch von fließendem Wasser, wie wir sehen. Trotzdem, Danke für Deine Einschätzung.


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - D Mark - 13.02.2017

Hallo
ohne Wasser ist natürlich richtig blöd.....wenns im Sommer mal heiß und trocken wird kommst Du mit 2oder3 Tausend Litern Regenwasser nicht weit! Dafür ist die Fläche dann wieder zu groß. :blush:
In der Gegend gibt es aber sicher noch mehr Menschen, die Gemüse anbauen und die entsprechenden Sorten kennen. Meistens die alten Leute. Und wenns keinen Lidl gibt, bauen Die auch das ganze Jahr über an.

Das ist doch bei uns in D ähnlich. Die Älteren wissen noch wie man Salat und Gemüse übers Jahr anbaut....aber die Jungen....die wissen höchstens noch wo man das fertige Essen bestellen kann.....per App.... :dodgy:

Grüße
Mark


RE: Neu hier? Dann stell ich mich mal vor! - Wolf-Aqua - 13.02.2017

Zitat:notfalls auch mit zuvor gesammeltem Regenwasser.


Regenwasser ist mit eine der besten Quellen die man haben kann. Zudem sollte es auch fast für ein Jahr ausreichend vorhanden sein. Wobei man voher in Niederschlagstabellen schauen sollte.
Und man brauch ein ausreichend großes Becken zum auffangen.

RO ist ein spannendes Land, nur leider wird es ziemlich "ausgenommen" von anderen Ländern...