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Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Druckversion

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Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - doppeldecker1678 - 27.12.2020

Liebe leute,

hallo erstmal. Ich finde das Thema Aquaponik sehr spannend und erwäge den Einstieg. Habe schon lange CO2 reduziert im Leben wo es geht, nun ist die Ernährung dran. Fleischkonsum ist so gut wie erledigt, bestenfalls noch Wild aus heimischen Wäldern.

Ich würde mir zutrauen, eine Aquaponik für Talapia zum Laufen zu bringen. Becken, Filter und Biofilter wäre schnell gebaut. Belüftet, umgewälzt und beheizt wird ab März mit Solarstrom, kann auf 35 kWp-PV zurück greifen.

Ich will mich allerdings nicht mit dem Gemüse abplagen, bestenfalls ein paar Cocktail-Tomaten, am liebsten floating. Mal sehen.

Wenn ich allerdings weitgehend auf Pflanzen verzichte, darf ich wohl einen signifikanten Nitrat-Überschuss erwarten. Darf ich darauf hoffen, diesen mit Wasserlinsen bzw. algen im Becken in den Griff zu bekommen?
einige Berichte deuten darauf hin, dass man damit quasi auch das passende Fischfutter produziert. Ausserdem habe ich noch Zugriff auf Kartoffeln und Weizen, ggf. wäre das auch beizumischen, aber beim Thema Futter fehlt mir noch der Durchblick.

Also, nochmal klar: Habe ich eine Chance ohne Beete den Nitratgehalt in den Griff zu bekommen mittels Wasserlinsen und/oder Algen und damit gleichzeitig die Fische zu füttern? Welche Art von Becken wäre dann wohl am besten? Große Oberfläche?

Gruß
Sascha


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - kessy - 28.12.2020

Hallo Sascha,

der Nitrat-Überschuss läßt sich gut mit Wasserwechseln in den Griff bekommen, habe meine Anlage auch mit wenig, zeitweise auch ohne Pflanzen betrieben.

Wasserlinsen und Algen sind gut und werden gerne gefressen, Verstopfen aber gern das System.

Größere wachsen sehr gut aber werden von Tilapias nicht gefressen bei mir
z.B. Muschelblume (Pistia stratiotes)

Wenn Wasserwechsel kein Problem sind einfach anfangen, habe genauso vor 7 Monaten angefangen

Grüße

Oliver


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Wolf-Aqua - 28.12.2020

Wasser Linsen und Algen werden kaum reichen. Dies hängt aber von einigen Faktoren ab...

Wenn du einen Garten hast kann man dort das Wasser gut unterbringen.

An gekauften Futtermittel wird man wohl kaum drum herum kommen. Fischfutter ist recht anspruchsvoll in der Herstellung.

Vlt. ist das Thema Bio-Floc und Tilapia interessant für dich.


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Remo - 28.12.2020

Guten morgen,

ich bin jetzt kein experte was Futter angeht, allerdings habe ich von Systemen gehört die nur mit einem Gemisch aus Wasserlinsen und Azola (Wasserfarn) gefüttert werden.
Hier z.B. eine Doktorarbeit zum Thema Futtermittelproduktion aus Wasserpflanzen.

https://www.youtube.com/watch?v=fWM8Its_8ns

Persönlich würd ich sagen das man einen Großteil des Futters über Wasserlinsen und Azolla gewninnen kann, allerdings mit anderen Quellen zufüttern sollte um eine Monotone Fütterung zu verhindern.
Je nach Größe des Wasserlinsen/Azolla beets könnten sich genügend Mückenlarven und andere Insekten ansiedeln um so abwechlungsreich zu füttern. Vorrausgesetzt man hat den Platz dazu.

Zum Thema Lebendfutter - für mein Aquarium habe Daphnien gekauft und erstmal verscuht die in einem 50 Liter Aquarium zu kultivieren, da ich gehört habe das die nur bei Sauberem Wasser gedeihen. Mir sind fast alle eingegangen. Die übrigen hab ich dann in eine Regentonne(200 l) geschüttet und nach wenigen Tagen war die ganze Tonne voll. Da das so gut geklappt hat hab ich einpaar abgefischt und in zwei Weitere Regentonne kultiviert. Im Sommer hatte ich somit genügend Lebendfutter (zwischendurch die Daphnien mit paar Tropfen Milch füttern). Jetzt zum Winter wollte ich wieder einen neuen Versuch starten und habe ein paar Daphnien mit dem Wasser in das kleine Aquarium gefüllt. Nach ein paar Tagen wieder alle Tod.

Also ich hab keine Ahnung warum das im kleinen Maßstab nicht funktioniert aber die Kultur in den Regentonnen lebt trotz Frost und Eisdecke immer noch, so das ich denke im nächsten Jahr wieder Lebendfutter füttern kann.

Sorry wenn das jetzt zu sehr ausgeschweift ist. Das zeigt aber das man nicht unbedingt auf Futter aus dem Handel angewiesen ist - ob man die Fische dann trotzdem genauso schnell groß bekommt wie mit dem aufs Gramm Abgestimmte Proteinfutter, weiß ich nicht.

Viele Grüße
Remo


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Remo - 28.12.2020

Wenn du keinen Wasserwechsel machen möchtest kannst du dich auch mal mit dem Thema pflanzenkläranlage beschäftigen - anstatt Kulturpflanzen zur Ernte benutzt du da Moorpflanzen zum reinigen. sie reinigen das Wasser effizenter als Kulturpflanzen da sie an die Wasserzone angepasst sind.


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - doppeldecker1678 - 28.12.2020

Ja hallo, das ist ja mal superschnele Antwort. Schonmal danke allen.

Vermutlich ist ja alle Theorie grau, und sowohl die richtigen Fragen als auch die richtigen Antworten dazu ergeben sich erst aus der Praxis.
Habe seit meinem ersten Post auch noch viel gelesen und gedacht und auch meine Wünsche an so ein System nochmal verfeinert.
Aber der Reihe nach:
1. BioFloc habe ich noch kein hinreichendes Verständnis. Irgendwie wird hierbei wohl das Nitrat wieder in was essbares verwandelt... muss da einsteigen, aber für den Anfang ggf. bisschen zu krass.
2. Die Soldatenfliege wäre nach allem was ich finde, eine einfache Fischfutterergänzung. Man braucht halt nen warmen Raum dafür... mit Ihr lässt sich der Kreislauf über BioWaste wohl gut schließen. Ich glaube an Insekten als zukünftige Lebensmittel, wäre ne schöne Ergänzung. Aber 27 Grad muss man erstmal haben. Da sehe ich schon ein gut gedämmtes, mit Infrarotstrahlern beheiztes Gartenhaus... Der aufwand steigt....;-)
3. Das mit den Moorpflanzen klilngt interessant... da werde ich mich kurzfristig vertiefen.
4. Wasserwechsel ist eigentlich kein großes Problem. Der Rasen wird es danken und ggf. kann man das ja zyklisch mit den Regenfällen synchronisieren....Aber geschlossenes System klingt noch verlockender.
5. Zum Wunschsystem:
Die neue Prämisse Nr. 1 ist ein kleiner geometrischer Fussabdruck. Am liebsten alles auf der Fläche des IBC-Behäters. Die Idee wäre folgende:
- Den IBC nicht abschneiden, sondern nur einen ordenlichen Deckel im vorderen Bereich reinmachen. Über der hinteren Hälfte des IBC werden 90l-Betonkübel (rechteckig) gestapelt bzw. in einer Art überbautes Regal gestellt. Die Pumpe pumpt vom Boden des IBC in den obersten Betonkübel. Dieser ist mit Bürsten besetzt und dient als Grobfilter. Per Überlauf geht es in einen zweiten, tieferen Betonkübel als Biofilter (Wasser plätschert ein zur Belüftung). Kartoffelnetz, Helix oder wieder Bürsten wären die Oberflächenvergrößerer.
Frage: Könnte man hier auf den Wasseroberflächen bereits Wasserlinsen ziehen? Möglicherweise ein feines Netz auf Rahmen knapp unter der Wasseroberfläche angebracht, und den Eintrag ins System zu verhindern?
Frage: Welche Volumina für den Biofilter sind notwendig? Nach 1:1 Regel wäre ich ja noch weit unter soll, oder ist ein Biofilter um einen so hohen Faktor effektiver als ein Blähbetonbeet? Möglicherweise am einfachsten wäre es, einen zweiten IBC neben den ersten zu stellen, diesen zu teilen und beide Filterungen in diesem vorzunehmen. Ggf. das Fischwasser in die Mitte einer Bürstenwurst einbringen, diese verschmutzt von innen nach außen. Unten ein Sedimentsammler. Rundherum findet Biofilterung statt.... oder passt das nicht mit der Sauerstoffanreicherung?
Zwei IBC verdoppelt zwar den Fußabdruck, erzeugt aber gut handhabbare Module.
Die Fläche über den IBC kann dann mit hängenden oder liegenden Röhren überbaut werden, wenn man sich doch mit Pflanzen anlegen will. Salat soll ja nicht soviel Arbeit machen...

Nochmal Wasserlinsen: Könnte man diese auf der Wasseroberfläche der Filter züchten (Für den Fall, dass die Fische drauf abfahren).

Zum Fisch: Der Talapia ist wohl am verzeihendsten und er wäre auch noch die erste Wahl. Gäbe es eine von euch eine Empfehlung für eine Alternative für einen Fisch, der mit etwas kälterem Wasser klar kommt?

Soweit zum Stand der Gedanken...

Gruß
Sascha


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Stephan - 28.12.2020

Hallo Sascha,

erstmal "Herzlich willkommen!"

Was mich wundert ist, Du willst Deine CO2-Emission reduzieren und das ist Dir so wichtig das es gleich als erstes in Deinem Post auftaucht, aber den Mehrwert des Gemüse willst Du links liegen lassen. Abgesehen davon, warum machst Du Dir so viele Gedanken um die Pflege des Gemüse? Pack einfach kleine Eimer mit Blähton in Deine 90l Beton-Kübel-Filter und da rein 1 - 2 Schlangengurken, 1 - 2 Strauch-Tomaten, einen Kürbis und eine Zucchini und dann ignorierst Du die Pflanzen bis zur Ernte und Deine Nitrit und Nitrat-Werte sollten i.o. sein. Die genannten Pflanzen kommen auch ohne betüddelt zu werden klar. Tomaten wachsen auch hängend wenn man sie nicht hochbindet und die Strauchtomaten muß man nicht ausgeizen. Falls Du kein Gemüse magst verschenk es einfach.

Als Fische für kaltes Wasser kommen Europäischer Wels, Schleie und Karpfen in Frage, die wachsen allerdings alle deutlich langsamer.

Zum Thema Kosten kannst Du meine Erfahrungen in dem Kapitel Anfänger und dem Post "Das 1´ste Jahr" nachlesen, ich bin auch gerade dabei die Strom-Euros zu reduzieren. Ich habe auch eine Solar-Anlage auf dem Dach. Das Problem damit ist das die Anlage immer dann Strom liefert wenn Du/ich Ihn eigentlich nicht benötigst, es sei denn Du hast einen Akku. Der eigentliche Strombedarf für die Tilli-Wärme entsteht Nachts und bei bedecktem Wetter.

Gruß
Stephan


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - doppeldecker1678 - 29.12.2020

Moin Stephan,

ja, die Pflanzen nicht zu nutzen tut schon weh, drückt mich zusehends. Aber bin einfach da kein Gärtner, dann Blattläuse und was da nicht alles zu beachten ist. Salat war meine letzte Idee, mal sehen.

Ich habe bei der PV einen recht großen Speicher, Tendenz wachsend. Und bei der installierten Leistung reicht es im hellen Halbjahr auch bei bedecktem Wetter leicht...
Da meine Frau Wels sehr lecker findet, wäre das ggf. die Kaltwasser-Alternative, mal sehen. Es geht mir eigentlich gar nicht um Kosten, ich will sowas mal gemacht und weitgehend verstanden haben. Ich sehe in dem Konzeot der Aquaponik zusammen mit BioWasteTreatment den Schlüssel für urbanFarming. Das interessiert mich beruflich, weil ich da indirekt in einer Zulieferbranche zu hängen glaubte. Zwischenzeitlich meine ich aber zu erkennen, dass es weniger Technik aus meinem Bereich braucht, als isch dachte. Und das ist gut so ;-)
Ich nehme mir immer ein Gebiet pro Jahr vor, in dem ich mich der Bildung hingebe. Für 2021 soll es Aquaponic sein.

Bin an einer Quelle für IBC zu 30€/Stück dran, das wäre ja günstiger als Regentonnen. wenn das klappt, werde ich es wohl einfach mal probieren....

Gruß
Sascha


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Stephan - 29.12.2020

Hallo Sascha,

bei den genannten Pflanzen gibt es nichts zu beachten, die wachsen einfach so vor sich hin und das war es! Die sind alle super robust. Bei den Tomaten wäre ein Dach hilfreich, bei den anderen rankenden Pflanzen mußt Du ab Mitte Sommer lediglich drum herum Mähen und beim Salat wirst Du Dich wundern wie hoch Schnecken in einer Nacht kriechen können. Versuch es doch einfach, was soll schon passieren? Bei den Welsen solltest Du 2 Bildungs-Jahre einplanen oder sofort größere kaufen.

Was bedeuten den die Sätze: "Weil ich da indirekt in einer Zulieferbranche zu hängen glaubte." und "Dass es weniger Technik aus meinem Bereich braucht"?

Bei den Soldaten-Fliegen streickt meine Frau sonst wären die auch schon in der Planung. Oliver alias Kessy hat da einen Link von "Ofera" gepostet, da bekommst Du sofort eine vollständige Zuchtstation.

Natürlich ist AP eine top Zukunfts-Alternative für die Ernährung der Menschheit, selbst in Deutschland wird das Wasser schon knapp: https://www.youtube.com/watch?v=XZa43ekOyrI

Gruß
Stephan


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - Stephan - 05.01.2021

Hallo Sascha,

ich habe heute Morgen Wissen erhalten das die Welt nicht unbedingt benötigt, aber bei WDR 2 (Radiosender in NRW) von der Maus gelernt (Sendung mit der Maus als Radio-Version) das eine Weinbergschnecke 7 cm/min. schafft => 4,2m/h => 12,6 m in drei Stunden rauf, eine Stunde fressen und dann wieder 12,6 m runter in das Versteck. Oder sie bleibt gleich oben, da es ja schön feucht ist, dann hat sie 7h zum Fessen.

So hoch willst Du das Wasser nicht pumpen, damit die Schnecken es nicht schaffen Deinen Salat zu erreichen

Gruß
Stephan


RE: Anfänger möchte einsteigen - offene Fragen - kessy - 09.01.2021

Hallo zusammen,

hier habe ich auch ein Schneckenproblem.
Habe mir Winkel aus Edelstahl biegen lassen für Hochbeete.

https://www.google.com/search?q=schneckenzaun

Einfach auf Bilder umschalten, das tut bei mir gut.
Kann man aus div. Materialen im Netz bestellen

Grüße

Oliver