17.09.2016, 08:05
(16.09.2016, 19:31 )dukeboris schrieb: Ich habe nun das Buch von Bernstein fast durch und wirklich viel gelernt. Ein gravierender Unterschied zu den hier vorgestellten Anlagen ist die Filterung. Im Buch wird explizit gesagt, dass eine Filterung vor dem Beet nicht sinnvoll sei, da man wichtige Nährstoffe entferne. Wieso wird dann trotzdem gefiltert? Habt ihr dann keine Würmer?
Ich hab das Bernstein-Buch (damit alle wissen, worum es geht: https://www.amazon.ca/Aquaponic-Gardenin...086571701X) auch vorher gelesen und mir dieselben Fragen gestellt. Die Antwort, die ich für mich gefunden hab, ist folgende:
Klar kannst du das genauso machen wie im Buch beschrieben. Dann musst du aber auch, wie ebenfalls im Buch beschrieben, regelmäßig alles auseinanderbauen und alle Komponenten reinigen (Substrat spülen, Schläuche durchpusten). Das erwähnt die Autorin ausdrücklich an mehreren Stellen.
Die Nährstoffe, die sich in den Feststoffen befinden, sind sehr wichtig für das Pflanzenwachstum. Bei Sylvia werden diese in das Beet gespült, und lagern sich da ab. Würmer finden das gut, siedeln sich an und verarbeiten die Feststoffe. Alles gut soweit, mit dem einen Nachteil: Irgendwann bildet sich eine regelmäßige Feststoffschicht im Beet, und wenn diese dick genug ist, kommt es zum Sauerstoffabschluss, die Feststoffe beginnen zu gären und das gute NO3 (Nährstoff) wird zu NO2 (Gift) reduziert. Also muss man dann regelmäßig das Substrat rausnehmen und alles ausspülen. Ziemlich viel Aufwand, dachte ich mir.
Wenn man nun einen Feststofffilter (bspw. mit Bürsten) betreibt, sammeln sich die Feststoffe da an einem Ort und lassen sich einfacher entfernen. Eine Reinigung des Substrates ist nicht mehr notwendig. Um den Regenwurmeffekt zu erzielen, werden die entnommenen Feststoffe außerhalb des Systems anaerob behandelt (Stichworte: Mineralisierung, Bioreaktor; vgl. http://aquaponik-forum.de/showthread.php...1#pid19281 und https://www.youtube.com/watch?v=DX56g99P4SE).
Wenn man nur die Feststoffe betrachtet, ist das alles. In unseren Kreisen wird jedoch auch die Nitrifikation (NH+ -> NO2 -> NO3) vom Kiesbeet separiert. Dazu wird ein weiterer Behälter benutzt, in dem Material mit einer hohen Oberfläche (z.B. Hel-X) belüftet wird. Vorteile sind die höhere Oberfläche im Vergleich zum Substrat im Beet, und die durchgängige Reaktion (im Beet passiert die Nitrifikation nur während der Flut).
Wie man es nun macht, ist eine Frage der Größenordnung: Ein "Barrelponics"-System auf dem Balkon braucht keinen separaten Feststofffilter. Für einen Gartenteich ist es aber schon sinnvoll.
Ich hoffe, damit etwas Klarheit geschafft zu haben. Ansonsten empfehle ich den Workshop von Let's Grow, wo du wirklich alle deine Fragen loswerden kannst.