Kannibalismus (Tilapien)

[fischesser]

Hi,

Auf der einen Seite sind dunklere Ecken als Ruhezonen nicht verkehrt, leider sind genau diese Ecken auch gefaehrlich fuer die kleineren. Inzwischen habe ich keine kleineren mehr. Nach meinen Beobachtungen gibt es (grosse)Agressoren die erst die Seitenflossen und dann die Augen rauspicken. Dann werden die Kiemen abgefressen.

Ich denke das ist normales Barschverhalten, trotzdem wuerde mich interessieren ob ihr "dunkle" Ecken vermeidet oder anbietet ?
Ich habe Tagsueber Tageslicht und Nachts eine kleine UV Notbeleuchtung. Richtig tiefschwarz ist es nirgendwo zu keiner Zeit aber es gibt dunklere Schattenbereiche.

Kommerzielle Anlagen sind gleichmaessig ausgeleuchtet, ob die Lichtintervalle benutzen oder wechseln weiss ich leider nicht.

Welche Beleuchtung und Timing benutzt ihr ?
Habt ihr auch Kannibalen ?
Habt ihr Einzeltaeter oder Gruppenverhalten beobachtet ?

[DomWeb]

Meine Naturform hat sich bisher nicht an den Geschwistern vergriffen.
Nur wenn sie ins Maul passen sind sie Beute.
Vielleicht eine Art der roten ???

[cosmo]

Hab ich auch schon festgestellt. Die Bande frisst sich gegenseitig auf. Wenn, gerade eines der kleineren Tiere etwas Schwäche zeigt, wars das. Ich habe noch kein totes Tier gesehen, ausser am Anfang, da hatten ich ja schon mal drüber berichtet, aber ich hab das Gefühl dass es schon ein paar weniger geworden sind. Werd sie bald ins Gewächshaus bringen, da zähl ich sie mal. Dieses Verhalten kenne ich aber aus der Zeit als ich noch den Keller voller Malawi und Tanganjika Cichliden hatte. Ganz schlimm sind die verschiedenen Tropheus Varianten aus dem Tanganjikasee. Wenn die sich einen ausgeguckt hatten wars um ihn geschehen. Selbst dieses zerfledderte Tier heraus zu nehmen und in einem anderen Becken wieder gesund zu pflegen half nix. Sobal der nach ein paar Wochen wieder zu den andere kam fing der ganze Spass von vorne an. Das tat dann schon mal richtig weh. 100.- DM waren keine Seltenheit für so einen Fisch. Auf Verstecke kannste verzichten, wenn die sich finden wollen, dann finden die sich auch. Die besten Erfahrungen in der Zucht habe ich gemacht indem ich nur einen etwas größeren Stein im Becken hatte. Das war das Revier vom stärksten Bock und die andere hatten keinen Grund sich zu streiten. Wenn du sie nur hältern willst dann mach am besten gar nix ins Becken, da haben sie auch keinen Grund sich um was zu kloppen. Wenn's genügend Tiere sind, sollten sich die Agressionen sowiso besser verteilen. Wie viele schwimmen den in deinem Becken oder Tank rum?
Als Licht hab ich im Keller eine 9W Sparlampe und nachts so eine kleine Funzel an, die man in die Steckdose steckt wenn man 's Klo nachts nicht finden kann.
Fressen deine Tiere denn alle oder sondert sich der ein- oder ander schon mal ab?
Gruß..
Jürgen

[fischesser]

Hi,

Ich habe ca. 70-80 Stueck pro 250L Tank, keine Einrichtung.
Deine Beschreibung trifft auch bei mir zu, jetzt wo du es sagst. Die Opfer sind Einzelgaenger, unterentwickelt und duenn. Oft sieht man am Schwimmstil das was nicht passt, sie separieren sich und suchen auch Schutz an der Oberflaeche, an Raendern. Beim Fuettern bekommen sie natuerlich kaum was ab.
Retten macht kein Sinn, stimmt, habe ich auch schon probiert.

Ich werde mal ueberlegen ob ich genauer und oefter nach Gewicht sortiere und trenne - ich denke das der schwerste 5x mal mehr wiegt als der leichteste - das obwohl sie etwa gleiches Gewicht vor wenigen Wochen hatten. Vielleicht sollte man hochstens 50% Abweichung zulassen und zusammen halten.

[MATdG]

Das Aufteilen nach Größe ist auch in der Haltung von Tilapien in Aquakultur üblich (schon allein wegen der verschiedenen Futtergrößen sinnvoll). Die Agressivität der Fische untereinander ist ja hinlänglich bekannt. Gegenmaßnahmen sind hohe Besatzdichte, strikte Geschlechtertrennung, keine Möglichkeit Laichplätze auszuheben und Sortieren nach Größe, aber das ist dir ja offensichtlich auch bewusst.

50% Abweichung wäre sicher schon ein guter Ansatz.

[cosmo]

Hab gerade noch einmal deine Artikel gelesen und festgestellt, dass du deine Fische bei Til-Aqua geholt hast. Meine sind auch daher und ich habe das gleiche Problem gehabt wie du. Jeden Tag 1/2/3 die schwerfällig geschwommen sind, nicht gefressen haben und eine helle Farbe bekommen haben bis sie dann auf einmal weg waren. Anfangs habe ich noch mal ein paar Gräten gefunden. Ich habe dann Ende Dezember zwei Tiere nach Gießen ins Veterenärmedizinische Untersuchungsamt Hessen zu Dr. Nilz gebracht und untersuchen lassen. Darüber gibts hier schon einen Artikel von mir. Lies den mal. Als ich dann noch einmal mit ihm telefonierte sagte er mir, dass sich das wohl im laufe der Zeit geben würde, (was für einTrost) aber was ich mache findet er sehr interessant. Als die Fische dann größer wurden und das Wasser nicht mehr so hell war, dass ich auf den Grund des Tanks sehen konnte war eine solch genaue Kontrolle nicht mehr möglich. Ich habe mir dann aber auch nicht mehr so viele Gedanken gemacht, da ich, machdem ich meine Fischen zu Hause gezählt hatte ca. 60-70 Stck. mehr hatte als ich eigentlich wollte und auch bezahlt habe. Das lag wohl daran dass die Fische gewogen und nicht gezählt werden. Und allem Anschein nach ging es den Tieren gut, denn sie haben gut gefressen und auch tüchtig an Gewicht zugelegt. Bin echt mal gespannt wieviele das jetzt noch sind.
Gruß,
Jürgen

[fischesser]

Hi,

@Matdg
Danke fuer die Tips, werde das soweit wie moeglich umsetzen. Die Groessten habe ich schonmal umgesetzt. Ist erstaunlich wie unterschiedlich das Wachstum sein kann.
@cosmo
Das mit der hellen Farbe trifft auch zu. Ich hatte eine Phase von 2 Wochen wo ich fuer ca. 10 Tage Karpfenfutter und anderes zerbroeselt gefuettert habe, vielleicht sind dadurch einige Fische zusaetzlich geschwaecht worden.

[cosmo]

@Fischesser
Hier ist er noch einmal--
RE: Fischfutter
Hallo zusammen,
Anfang Dezember habe ich mir bei Til-Aqua ca 300 "Rote" super male geholt. Waren ca. 3,5 - 4 cm groß und sind mit Forellenfutter bis heute auf ca. 10, z.T. schon auf 11 cm gewachsen. Allerdings hatte ich immer wieder mal einen oder zwei Laichen im Tank leigen, oder besser gesagt Laichenreste. Nachdem das nicht aufhörte habe ich 2 Tiere in Giessen im Hessischen Landeslabor untersuchen lassen. Hier der Befund:
Beide Tiere ca.8cm, guter Ernährungszustand,Leber stark vergrössert,Gallenblase hochgradig gestaut, Verdauungstrakt leer, Milz mittelgradig geschwollen, bei einem sogar hochgradig, alle anderen Organe ohne Befund. Der untersuchend Fachtierartzt, Dr. Nilz riet mir KEIN Forellenfutter mehr zu geben, ich solle lieber auf Karpfenfutter umstellen und ab und an die Pellets mal in etwas Speiseöl mit Vitaminzugabe "schwenken". Kurzum, jetzt giebts Karpfenfutter und das Sterben hat aufgehört. Wie's mit dem Wachstum dann allerdings aussieht bleibt abzuwarten. An das Forellenfutter sind sie allerdings lieber ran gegangen. Erst nachdem ich die Pellets (5mm) einweiche und etwas zerdrücke fressen sie besser.
Könnte natürlich auch sein, dass ich einfach zuviel gefüttert habe. War kürzlich ne Woche im Urlaub und mein Sohn hat die Fische versorg, ca. die Hälfte der Menge die ich gegeben habe und da ist dann auch schon keiner mehr in den Fischhimmel aufgestiegen. Trotzdem hatt ich das Gefühl, das sie auch in dieser Woche an Größe zugelegt hatten. Werd' weiter berichten.
Gruß,
Jürgen

[fischesser]

Hi,

Danke,
Hatte ihn gefunden und mein Beitrag schon geandert !
Werde alles beobachten und berichten, die naechste Leiche wird genau untersucht und dokumentiert.

[DomWeb]

Hey Andreas,
du fütterst doch das Futter aus Holland oder?
Magst du uns fix die Werte mal schicken?

Wie ist generell dein Eindruck der Fische?
Weil das was ich nun mehrfach gelesen habe, das es schwache Tiere gibt, die auch nicht wachsen, oder missbildungen haben ist mir bisher bei unseren Tiere nie aufgefallen.
Was ich natürlich dazu sagen muss, das wir nicht nur ein Futter geben, sondern auch viel mit Lebendfutter arbeiten.
Gerade was in dem Larvenstadium, in unseren Augen, ein fundamentaler Baustein ist.
Tiere die als Larven abwechselungsreich und mit viel Vitaminen und Nährstoffen angezogen wurden, habe ein starkes Immunsystem und wachsen gut ab...

[fischesser]

Hi,

Ja, ich benutze Futter von coppens.
Die Zusammensetzung ist hier genau beschrieben (pdf 800kb)

Die Fische sind aktiv und verfressen, sie machen ein gesunden und frischen Eindruck. Es fallen natuerlich einige auf, die sind oft heller und kleiner und separieren sich hier und da. Lebendfutter habe ich leider nicht zur verfuegung, nur das wenige was vom Filter Becken eingespuelt wird - das sind einige Larven pro Tag.

Von meinen zusammen ca. 200 Fischen habe ich 3 Faelle von bestaetigten Kannibalismus, die Dunkelziffer ist vielleicht nochmal so hoch. Also keine significant Zahl. Ein Rueckschluss auf das verwendete Futter wuerde ich nicht ziehen, eher auf andere Umstaende wie von Matdg aufgelistet.

Auch habe ich meine leisitungstarke Pumpe/Filter im 30min Intervall an/aus, so dass den Fischen in den "Pausen" langweilig ist. Ich kann mir vorstellen das wenn die Stroemung permanent an waere der Mob mit Stellunghalten beschaeftigt ist und keine Kraftreserven fuer Ueberfaelle mehr hat. Das habe ich noch nicht probiert.

[seebär]

Hallo Andreas,
Das ist auch meine Erfahrung, ein möglichst unaufgeräumtes Becken mit z.B. blanchierten Brennesselbüscheln, Algen oder feinem Salat, eine gute Durchströmung, Luftblasen etc.und die Fische zeigen längst nicht mehr so viel Kalbereien, wie ohne. Den meisten von uns wird es im Gefängnis ja auch langweilig. (Siehe hohe Kriminalitätsrate im Knast)

Gruss Sigi

[DomWeb]

Habe es genau anders bemerkt.
Macht man viel Einrichtung, dann bilden sie Reviere...

[seebär]

Hab ja nichts von Einrichtung gesagt, alles muss dynamisch im Becken verteilt sein (schwimmend, schwebend, durcheinander)

Spielzeug!, keine Schränke!

Gruss Sigi

[fischesser]

Hi,

Ich habe jeweils ein paar Brenneseln und Sprudler reingetan, das Verhalten aendert sich sofort, es entstehen mehre kleine Gruppierungen. Ich teste das mal bei mir auf Wirkung.

Fischsortieren werde ich auch besser verfolgen. Eine Saugvorrichtung mit der man einzelne Rauspicken kann waere fein....Bis auf wenige Zentimeter kommt man ja mit dem Kescher gut ans Zielobjekt ran. Ich stelle mir ein mechanisches grosses Karpfenmaul vor mit Einhandbedienung. Eine Klappe die beim oeffnen Unterdruck erzeugt und ca. 1L aufnimmt und incl. Fisch verschliesst. Kescher jagen ist schon eine wilde Angelegenheit, viel Stress fuer alle. Arbeit sollte Spass machen :-)