09.01.2013, 13:01
(09.01.2013, 10:51 )tiggar schrieb: Habe für Karpfen auch eine andere Meinung als viele anderen.
Ich finde den Fisch weiterhin super geil, und je nach Haltung schmeckt der auch fantastisch.
Beim Gedanken an unseren Weihnachtskarpfen, bekomme ich schon wieder Hunger ;-)
Hallo Dom, ich mag karpfen auch sehr gerne und ich denke Du sprichst hier wirklich genau den punkt an, der dabei, glaube ich, der entscheidenste ist: „je nach haltung“.
Karpfen werden, wenn überhaupt, in der regel zwischen 1 – 7 tage ausgewässert. (meine persönliche beobachtung bei fischzuchtkollegen) Längeres auswässern wird vermieden, da der fisch einerseits dazu neigt im frischen wasser, respektive im betonbecken, zu verpilzen, andererseits verlieren sie gewicht. Zudem verletzen sie sich häufig, da sie bei längerer hälterung oft an die beckenabdeckung springen.
Ich habe ein anderes auswässerungsverfahren entwickelt. Die Weihnachtskarpfen wurden bereits im oktober in ein auswässerungsbecken gegeben, dass von reinem quellwasser in trinkwasserqualität durchflossen wurde. (Fisch nimmt zu einem teil immer genau den geschmack an, den das wasser hat indem er schwimmt – in diesem fall neutral).
Zudem habe ich die karpfen mit ganz wenig proteinreichen forellenfutter (also ungewöhnlich für karpfen) gefüttert.
Sie verloren bei dieser prozedur, trotz proteinreichen futters, bis zu 30% ihres körpergewichtes. (aufgrund der wassertemperatur und der daraus resultierenden gehemmten nahrungsaufnahme).
Dafür konnte ich aber bedeutend höhere preise erzielen. Es gab sie nur einmal im jahr und das in begrenzter stückzahl. Einige kamen dann noch im jänner und wollten genau diese karpfen, aber es gab sie nicht mehr. Das waren dann genau jene, die im nächsten jahr als erste kamen.
Das fleisch hat irgendwie nach champignons geschmeckt und die rückmeldungen der kunden waren äußerst positiv.
Ausnahme waren dabei nur karpfen, die ich zugekauft hatte und mit mais gefüttert wurden. Mais legt sich unter anderem als gelbliches fett im karpfen an und der für mich unangenehme geschmack, ist irgendwie nicht mehr aus dem karpfen rauszubringen.
Fairerweise muß ich aber dazu auch sagen, dass es auch ein paar leute gab, die meinten meine karpfen schmecken nicht typisch nach karpfen und ich verlor sie als kundschaft.
Ich denke wir müssen, gerade hier in der arbeits- und kostenintensiven aquaponik absolut, neue wege suchen. Finde z.b. die idee von karstenk mit dem QR-Code als hervorragend. Man könnte nicht nur zeigen wie die fische leben, sondern auch leckere rezepte präsentieren.
Ich hatte bei meinem speisefischverkauf auch gewürzsäckchen für die zubereitung angeboten. Damit war ich leider nie erfolgreich, denke aber im falle der aquaponik, wenn man absolut frische kräuter aus der eigenen anlage beilegt, dass das allein schon optisch gut aussieht und vor allem als besonderheit weitererzählt wird. Wenn man dann vielleicht auch noch ganz besondere kräuter hat, die dem fisch einen neuen geschmack oder eine ungewöhnliche optische note verleihen, so verhelfen wir dem kunden sich als spitzenkoch präsentieren zu können und er wird wiederkommen, auch wenn es etwas teurer ist.
Originell finde ich in diesem zusammenhang auch die idee eines kollegen, der einen teil seiner fische in frische große pflanzenblätter verpackt. Sieht anstatt einer schleimverschmierten plastikverpackung appetitlicher aus und vor allem die leute reden darüber - es wird weitererzählt.
Sorry, bin jetzt eventuell etwas vom thema abgewichen, aber ich denke halt die vermarktung ist der wesentlichste punkt in diesem zusammenhang. Es ist, glaube ich, leichter einen fisch einen euro teurer zu verkaufen, als einen euro bei der produktion einzusparen.