10.06.2014, 19:22
(03.06.2014, 13:31 )Gurke schrieb: Konkurrieren Bakterien eigtl. um Besiedlungsfläche?
Wenn die Ammonium zersetzenden Bakterien zB. den besten Start hinlegen, wegen anfänglicher Verfügbarkeit von NH4, zu dem Zeitpunkt aber noch keint Nitrit vorhanden ist, dann kann es doch sein dass für die Nitrit-zersetzer keine Besiedlungsfläche mehr frei ist sobald Nitrit verfügbar wird, oder?
Alle Bakterien in einem System stehen immer in Konkurrenz zueinander, um alle verfügbaren Ressourcen. Das kann Licht, Nahrung, Sauerstoff oder natürlich auch Besiedelungsfläche sein. In einer Aquaponikanlage haben wir hunderte, wenn nicht tausende verschiedener Bakterienarten. Die Artenzusammensetzung balanciert sich je nach den Umweltbedingungen aus. Steigt nun plötzlich ein bestimmtes Substrat an (z.B. NH4+), dann verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten der Ammonium-Oxidierer. Diese Bakterienarten vermehren sich dann schlagartig und überwuchern andere Bakterienpopulationen. Zeitversetzt steigt anschliessend der Nitrit-Gehalt, so dass plötzlich die Nitrit-Oxidierer gefördert werden und deren Population sich schnell vermehrt. (Leider ist die Zellteilungsrate bei dieser Gruppe viel langsamer, was dann zum typischen und gefürchteten Nitritstau führt.)
Die Zusammensetzung des Bakterienrasens ist sehr plastisch, sowohl in der Artenzusammensetzung, als auch in der Anzahl. Die Kolonien reagieren sehr schnell auf die Bedingungen im System und verändern sich ständig. Erst wenn ein System, bzw. ein Biofilter "eingefahren" ist, hat sich ein stabiles Gleichgewicht der Bakterienarten ausgebildet, die dann alle Nährstoffe zügig abbauen.
Das ist der Grund, warum Aquakultur-Kreislaufanlagen oder Aquaponiksysteme immer möglichst "gleichmässig" gefahren werden sollten. Was bedeutet, dass man gleichmässig füttert und starke Umweltschwankungen vermeidet.
Amerikanische Fischfarmer haben hierfür eine goldene Regel: "Never change a running system!"