23.02.2016, 00:13
(22.02.2016, 07:48 )DomWeb schrieb: Oh Tuna mein Freund woher hast du denn das ?
Oh Dom mein Freund woher ich das habe?
Viele, viele Jahre Erfahrung mit beiden Filtertypen.
(Ich würde es doch nicht wagen, Dinge zu schreiben, die ich nicht selber gesehen habe, oder zumindest sauber belegen kann ;) )
Aber ich gebe zu, mein obiges Posting ist vielleicht etwas missverständlich, weil wir vermutlich verschiedene Betrachtungsweisen zu der Sache haben. Wir nähern uns dem Thema wohl von verschiedenen Seiten. Du hast den Aquaponik-Ansatz in kleinen und mittleren Systemen. Ich komme von der Aquakultur-Seite in grossen bis industriellen Systemen. Da gibt es natürlich grundlegende Unterschiede. Gleiche Technik funktioniert im unterschiedlichen Maßstab nicht zwangsläufig auch gleich.
Rieselfilter werden mit grobem Medium betrieben.
Dadurch hast du entsprechend große Lücken.
Toter Biofilm wird s gespült.
Rieselfilter braucht nicht gereinigt werden und rückspülen geht gar nicht.
Du glaubst gar nicht WIEVIELE Tage ich schon mit Rieselfilter-Reinigen verbracht habe. (Und ich habe jeden einzelnen gehasst :D Wenn du mit dem Kärcher in die verstopften Füllkörper reinhalten musst und dir der muffige Schlamm um die Ohren fliegt . . . )
Zur Erklärung: das waren 5 - 7 m (!) hohe Rieselfilter-Türme, die aus Plastikblöcken aufgesetzt waren. Diese Blöcke haben innenliegende Leitungsbahnen in denen das Wasser im Zick-Zack nach unten fliesst. Bei grosser Belastung setzen die Bakterien leider recht schnell die meisten Leitungsbahnen zu und das Wasser fliesst nur noch in wenigen Kanälen im dicken Strahl schnell nach unten. Die Abbauleistung wird dann natürlich katastrophal.
In kleineren Systemen, mit geringerer Futterlast die kleinere Filterkörper als Schüttgut verwenden funktioniert ein Rieselfilter sicher besser.
Rieselfilter sind für extrem hohen Besatz ausgelegt, der Nachteil ist die Geräusch Entwicklung, Energiekosten und die Verdunstung.
Das ist oft das Problem: die Filter sind vom Hersteller auf hohen Besatz "ausgelegt" - die Realität sieht dann aber oft anders aus. Deshalb wirst du in kommerziellen Fischfarmen, ob in Deutschland, Dänemark oder Norwegen kaum noch Rieselfilter finden. Sondern nur noch moving-beds.
Einen weiteren gravierenden Nachteil hast du ja selbst schon benannt: die Energiekosten. Um das gesamte Prozesswasser ständig auf eine hydraulische Höhe von z.T. mehreren Metern zu bringen, brauchst du eine Wahnsinns-Pumpleistung. Diese Stromrechnung möchte ich nicht zahlen.
Moving bed hat nur den im Wasser gelösten Sauerstoff zur Verfügung (8-12mg/l) während im Rieselfilter 21% Luftsauerstoff permanent zur Verfügung stehen.
Denkfehler. Da ein moving-bed fast immer über ein Gebläse belüftet und umgewälzt wird, habe ich die gleichen 21 % Luft-Sauerstoff zur Verfügung, wie im Rieselfilter auch. Das Wasser kommt dann sowohl aus dem moving-bed als auch aus dem trickling-filter mit genau 100 % Sättigung heraus. Kein Unterschied.
Ach ja und nicht zu vergessen was im Rieselfilter an Ausgasung stattfindet.
Alle flüchtigen Verbindungen verlassen dort das System.
Passiert im moving-bed doch genauso. Sauerstoff wird eingetragen, überschüssiges CO2 wird "ausgeblasen".
Wie gesagt, die Diskussion sollte kein "Rieselfilter-bashing" werden. Diese Systeme funktionieren in bestimmten Bereichen sicherlich tadellos und sind das Mittel der Wahl. In anderen Bereichen geht man mittlerweile halt mehr auf die etwas technischeren moving-beds. Hat beides seine Berechtigung.
Langer Text, jetzt ab in die Koje.
Gruss
nitro