(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Schön, so eine Idee mit dem Selbstversorgerhof! Selbstversorgung ist ja heute die einzige Möglichkeit, der Erwerbsarbeit das Erpressungspotenzial zu nehmen und gleichzeitig völlige Freiheit zu erlangen. Mach ich seit nun 13 Jahren. Und Aquaponik ist ein wichtiger Teil!
Bei uns geht es nicht darum. als Einzelkämpfer Selbstversorgung zu machen. Wir wollen hier eine Gruppe von 10 bis 20 deutschsprachigen Familien ansiedeln, die an einem Strang ziehen und dabei eben auch Bio-Lebensmittel in erster Linie für den Eigenbedarf anbauen, aber das mittelfristig durchaus in größerem Stil unter Mitbeschäftigung regionaler Arbeitskräfte.
Wir haben hier jetzt schon insgesamt 33 Hektar zur Verfügung, wovon 8 Hektar für Obstbäume, Moringa und Sonnenblumen vorgesehen sind mit Schafen als Rasenmäher und Laufenten für die Ungeziefervertilgung, 1 Hektar für die Fisch- und Gemüsezucht und ca. 24 Hektar auf dem Außengelände für die Tierzucht.
Dabei kann jeder den Bereich machen, den er/sie gerne möchte. Gemüseanbau zum Teil im Freiland, zum Teil in Gewächshäusern, zum Teil in Hydrokultur als auch in Erde wird alles dazugehören. Ob das im "Hobbymaßstab" nur für die Gruppe passieren wird oder später auch kommerziell, um Überschüsse für das Restaurant und den Wochenmarkt zu erzeugen, wird sich dann zeigen, wenn wir mehr Leute hier angesiedelt haben, die sich an dem Projekt finanziell und mit Mitarbeit beteiligen. Das alles ist nicht SOO wichtig.
Aber es geht uns in jedem Fall darum, insektizidfrei anzubauen. Sonst können wir es auch gleich hier am Markt kaufen. Und das geht durchaus mit Hydroponik und Aquaponik im Gewächshaus.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Zur Aquaponik in wärmeren Gebieten unter schwierigen Bedingungen (Strom): Ich pumpe nur einmal am Tag das gesamte AP System durch und es funktioniert, allerdings muss man eine Menge probieren und Abstriche machen.
Das wollen wir nicht. Wir wollen das Ganze durchaus auf die höchstmöglichen Mengen hin optimieren.
Wir beabsichtigen, so zu pumpen und die Fische so zu füttern, dass das Wachstum deutlich besser wird. Und dass es das wird, liegt, denke ich nur am richtigen Gleichgewicht zwischen Fisch und Pflanzen und möglichst konstanten Wasserwerten und Temperaturen. Als Diplomchemiker mit handwerklichen Fähigkeiten und Grundwissen in der Physik und Messtechnik sollte man das hier im subtropischen Klima besser hinbekommen als in Hobbyanlagen in Europa. Notfalls muss man den Strom halt puffern - oder einen Generator dazu haben.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Ausser Tomaten, CHilli und Kräutern braucht man da getrost nix weiter zu erwarten.
Wieso nicht? Wir wollen da weit mehr produzieren, speziell z.B. auch Paprika, Blumenkohl, Avocados.
Für Chili brauche ich keine Aquaponik. Das wächst hier so am Busch. Und Kräuter kann man auch im Freiland haben.
Wir haben hier ja nicht ständig Stromausfall, nur halt öfter mak kurz, was die Anlage kaum stört, ab und an bei Gewitter aber auch mal 4 bis 6 Stunden. Deshalb war meine Frage, wann es da ohne Generator Tote gibt.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Auch das Fischwachstum ist bei einmaliger Stromverfügung am Tag eher langsam. Tilapia sind gut, denn die sind auch Luftatmer. Clarias hab ich wieder gelassen, zu aggressiv untereinander (gerade auch unter meinen schlechten Bedingungen) – aller 2 Tage ein Toter und kann man nur schwer verkaufen. Ausserdem schmecken Clarias nach nichts, Tilapia dagegen haben ein sehr feines Aroma! (Wenn ihr an ein Restaurant denkt, würd ich den Fisch produzieren, der dort auch gegessen wird – und nicht den, der am schönsten schwimmt;)
Also ich hier niemals Clarias, aber immer Tilapia!
Hier ist Tilapia auch der Normalfisch - Clarias habe ich hier noch nicht gesehen.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Das Futter baue ich alleine an(Mais, Soja, Leguminosen, Maniok, Palmöl), trockne es, mahle es klein und koche es aller 2 Tage für die Fische. Also keine Futterkosten, allerdings eher langsames Fisch-Wachstum. Aber dafür sehr wohlschmeckendes Fischfleisch. Nach 12-15 Monaten kann man mit 500g Fischen rechnen. Die dann aber purer Reingewinn. Wir machen neben unseren Verzehrfischen (genannt Küchenfische - Ernte 2mal wöchentlich) so ca. 1000 EUR aller 2 Jahre nebenher.
Das Futter selbst produzieren hatten wir so schnell wie möglich auch vor - aber nicht Mais und Soja.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Moringa spielt keine Rolle, den Hype darum versteh ich nicht. Ich habe die asiatische und die afrikanische Variante, die asiatische Variante ist schöner, vollblättriger und gehaltvoller, also satter, aber man braucht Unmengen Blättchen um auf irgendein Gewicht zu kommen. Vergiss es einfach als Tierfutter, wenn du nicht mehrere Hektar nur damit bepflanzt, was Arbeiter voraussetzt, …du wirst es nicht machen. Moringa eher als Spinat essen (für Menschen). Schmeckt sehr gut gedünstet. Und mit der Blatternte eines Baumes (2 Jahre alt) hat man eine ausgezeichnete reichliche Gemüsebeilage für 5 Personen. Ansonsten einfach pflanzen und Ziegen langlaufen lassen.
Aber nach der relativ neuen Studie wollen wir das dann auch mit einem Mix aus getrocknetem Moringa-Blattpulver und Sonnenblumenkern-Kuchen machen. Das soll nach der Studie besser sein als mit Fischmehl und Soja. - vitaminreicher und gesünder ist es allemal. Platz für den Anbau sehe ich nicht als Problem. Und Moringabäume muss man eh regelmäßig stutzen, da sie sonst 8 Meter im Jahr wachsen und die Blätter nicht mehr erreichbar sind.
Wir wollen dabei im Normalfall bei den Fischen in etwa 5 Monaten auf das 500 g-Gewicht kommen und das ganze Jahr über produzieren.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Für ein Restaurant (mit Aquaponik) nur den Fisch kalkulieren, sieh Pflanzenwachstum in der Aquaponik nur als kostenlosen Filter, aus dem ab und zu ein paar Früchte kommen. Ansonsten sind Gemüse und Früchte immer besser auf Boden! Und wegen Insektizid: Vergiss Landwirtschaft in den Tropen ohne Insektizid. Vergiss es einfach. Dachte ich auch, aber ich habe immer eine Sprühflasche voll übelstem chinesischem Insektizid (was anderes gibt’s hier nicht) und brauch es doch gelegentlich. Obwohl ich nur einen kleinen 1000m² Garten habe.
Das kommt für uns nicht in Frage. Wir werden hier auch Niembäume pflanzen und dann das Niemöl mit Kokosöl gemischt als Sprühmittel verwenden. Das ist genauso effektiv und für Mnschen ungiftig.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Und noch was zum Schluss: Wenn du wirklich! Mit der Aquaponik anfängst (die meisten sagen es ja nur, machen es dann aber nicht, weil es doch am Anfang recht arbeitsintensiv ist) wirst du besser sein, als jeder einheimische Klempner. Lerne die Klempnerei von Anfang an alleine und lasse keine lokalen Klempner an DEINE Anlage ran. Dann wird’s wenigstens so, wie du dir das denkst. (Soll keine schlechte Nachrede sein, ich habe meine Erfahrungen und nur mein alter Schwiegervater, der Klempner ist, darf mir mündlich Ratschläge geben. Meinen Schwager, der Klempner ist, lasse ich nicht auf 10m an meine Anlage. Aber dazu bin ich wohl doch zu anspruchsvoll, also deutsch;)
Das wird nicht das Problem sein denke ich. Die Pilotanlage baue ich allein - und ab Juli 2017 kommt dann ein Elektriker und Wasserinstallateur zu unserer Gruppe dazu und baut an der Erweiterung der Anage dann mit.
Wir werden das 100% testen und auch nicht so schnell aufgeben, wenn es am Anfang Fehlschläge gibt. Dazu interessiert mich das Ganze zu sehr.
(06.11.2016, 15:26 )robbanu schrieb: Achtung, Aquaponik ist NICHT billig besonders in ärmeren Ländern eben ohne Baumarkt und Internetbestellung.
Das ist uns schon klar. IBC Container kosten hier schon 80 USD pro Stück, die Pumpe auch um die 40 USD und Kies ist auch kaum zu kriegen - alle anderen Medien erst recht nicht. Bei Schotter ist der Nachteil, dass der maschinell gebrochen und relativ scharfkantig ist und eventuell auch zu viele Chemikalien ausgespült werden, die die Wasserqualität beeinflussen. Der hat so bläuliche Flecken, wo ich noch nicht weiß, was für Mineralien das sind. Das werden wir noch alles testen müssen.
Und um die restlichen Teile zu besorgen, werden sicher auch mehrere Tagesreisen in verschiedene Städte hier notwendig sein. Aber da wir selbst eine Baufirma haben, ist das vielfach ein Weg, der dafür sowieso öfter nötig ist. Das eine muss man dann halt bestmöglich mit den anderen Besorgungen kombinieren.
Grüße aus Paraguay
Werner