11.02.2017, 14:28
(09.02.2017, 21:30 )Lukas schrieb: Die Frage ist vor allem, wo er wohnt?
Ein Bekannter von mir war letztes Jahr für längere Zeit in Rumänien.
In den Städten kann man durchaus von einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland reden. Aber in ländlichen Gegenden herrscht teilweise ein starker Rückstand. Da sind auch Esel als Transportmittel im Einsatz.
Als allererstes müsste geklärt werden:
Besteht vor Ort überhaupt Bedarf an Aquaponik-Gemüse? Bzw. sind die potentiellen Konsumenten bereit, das Geld zu zahlen, was es kosten würde?
Selbst in Deutschland sind viele Konsumenten nicht bereicht, den Mehrpreis für Biogemüse und -obst zu zahlen. Von Aquaponik ganz zu schweigen.
Viele hier im Forum machen das als Hobby.
Um im kommerziellen Bereich mittelfristig zu bestehen, müsste eine Anlage wohl in der Größe entstehen:
https://www.youtube.com/watch?v=4dxS3i2hIJ0
Denn mit ~130 m² wird es schwer, da fast keine Skaleneffekte nutzbar sind.
Ohne die Gegebenheiten genauer zu kennen würde ich dennoch aus dem Bauch heraus sagen, dass Aquaponik (vor allem ohne Erfahrung) nicht die erste Wahl für ein finanzielles Investment zur Sicherung/Unterstützung des Familieneinkommens in Rumänien darstellt.
Hallo Lukas,
auch Dir ein herzliches Danke für Deine Einschätzung. Du hast Recht, der Lebensstandart in Bacioiu, so heißt dieser Ort ist mit dem Unsrigen hier nicht vergleichbar. Alexandru sagte mir, dass ca 500,-€ im Monat ausreichen um seine Familie zu ernähren und die laufenden Rechnungen zu bezahlen. Das ist für uns nur schwer vorstellbar. Genauso schwer ist es für uns vorstellbar, dass es in Bacioiu drei Ziehbrunnen für die Wasserversorgung von 4000 Einwohnern gibt. Ja, ihr habt richtig gelesen, „Ziehbrunnen“. Deshalb kamen wir ja auf Aquaponik, weil das Landwirtschaft ist, die mit dem wenigsten Wasser auskommt, (notfalls auch mit zuvor gesammeltem Regenwasser.) und mit der richtigen Technik, auch im Winter Erträge erwirtschaften kann.
Die Anlage in Berlin die sich hinter dem von Dir vorgeschlagenen Link verbirgt, produziert im Jahr 30 Tonnen Fisch und 25 Tonnen Gemüse und Kräuter. Das ist denke ich eine, wenn nicht mehr Nummern zu groß. Ein Gewächshaus, um sich selbst mit Fisch und Gemüse zu versorgen und um mit dem Kleinbus an 5 Tagen die Woche die umliegenden
Dörfer ab zu fahren und seine Produkte an zu bieten, das wäre seine Vorstellung. d.h. Dörfer ohne Lidl und Co.. Ein Beispiel: Der Liter Öl den er in Bacau, der nächsten Stadt, die etwa 40 Km von seinem Dorf entfernt ist kostet logischerweise schon 1,50€ mehr, wenn er es im Wohnzimmerladen seines Nachbarn in Bacioiu kaufen muss. Hier greifen vollständig andere Denkmuster als die Frage danach, ob mir jemand den Preis für ein Produkt mit oder ohne Gütesiegel erstatten kann, es geht darum zu überleben, für viel mehr Menschen als wir es uns vorstellen können und das obwohl Rumänien ein EU Mitgliedsstaat ist. Geld gibt`s nur in den Städten. In vielen Dörfern träumt man noch von fließendem Wasser, wie wir sehen. Trotzdem, Danke für Deine Einschätzung.