18.03.2021, 18:24
Hallo Zusammen,
ich hatte ja angekündigt mich schlau zu machen. Hier mein einzelnes Ergebnis, eine Mail von
Herrn Dr. Kohlmann (Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries Department of Ecophysiology and Aquaculture)
Zusammenfassung:
1. Es gibt keine Forschung zu Schleien in AP da das Wachstum der Fische zu langsam ist und die Fische somit wirtschaftlich uninteressant sind.
2. In einem Zucht-Versuch in einer Kreislaupanlage habem die Fische Deformationen entwickelt
(Wahrscheinlichste Vermutung ist eine nicht optimale Futter-Mischung)
Hier der vollständige Mail-Verlauf
Antwort Mail vom 15.01.21
Hallo Stephan,
Sie können meine Informationen zur Schleie gern weitergeben. Ich gehe auch davon aus, dass es bezüglich ihrer Aufzucht in Kreislaufanlagen keine neuen Erkenntnisse gibt. Selbst in der Teichwirtschaft hat das Interesse wegen fehlender ökonomischer Anreize (Stichwort langsames Wachstum) stark abgenommen, so dass meines Wissens zumindest in Deutschland auch nicht mehr diesbezüglich geforscht wird.
Ich kann Ihre Zielsetzungen aus ökologischer und klimaschützerischer Sicht sehr gut verstehen. Allerdings wird es dann auch unmöglich, eine einheimische Fischart zu finden, die alle 3 Kriterien erfüllt.
Wenn Sie Zugang zu Zooplankton als Lebendfutter haben, könnte der Verbrauch an kommerziellem Trockenfutter (und damit dessen Anteil an Fischprotein und -öl) gesenkt werden. Damit würden Sie zu Ziel 1 wenigstens etwas beitragen, laufen aber Gefahr, mit dem Zooplankton aus natürlichen Gewässern Parasiten oder andere Krankheiten in ihre AP-Anlage einzuschleppen.
Übrigens ist man sich in der Aquakultur durchaus der Problematik des Fischmehlanteils in den Futtermitteln bewusst. Es laufen national und international zahlreiche Forschungsarbeiten zu dessen teilweisem oder vollständigem Ersatz entweder durch pflanzliche Rohstoffe (z.B. Soja) oder alternative tierische Quellen (z.B. Protein von Insektenlarven). Wenn solche Futtermittel eines Tages zur Verfügung stehen, wäre der Zander für Ihre Zielstellungen dann der ideale Kandidat ...
Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Klaus Kohlmann
-----Original message-----
From: Wolf-der-III@web.de <Wolf-der-III@web.de>
Sent: Friday 8th January 2021 18:51
To: Klaus Kohlmann <info@igb-berlin.de>
Subject: Aw: RE: Schleien in Aquaponik
Hallo Herr Kohlmann,
an dieser Stelle erstmal herzlichen Dank das Sie geantwortet haben.
Eine Frage vorab: "Darf ich Ihre Informationen bezgl. der Schleie in Kreislaufanlagen weiter geben?"
Grund für die Weitergabe der Informationen: Es gibt eine bescheidene aber aktive Hobby Aquaponik (AP) Szene in Deutschland und die Anzahl der Hobby AP´ler ist (gefühlt) steigend da der Klimawandel langsam aber sicher eine begriffene Realität wird. Bei der Such nach einem geeigneten Fisch taucht in diesem Zusammenhang immer mal wieder die Schleie auf und mit Ihren Informationen könnte ich möglicherweise eine Fehl-Tendenz, hin zur Schleie, in Teilen vermeiden.
Ich glaube nicht das sich bei der Aufzucht von Schleien in Kreislaufanlagen in den letzten 20 Jahren neue Erkenntnisse ergeben haben da die Schleie auf Grund ihres langsamen Wuchs kommerziell uninteressant ist und mit Ihrer Information der möglichen körperlichen Deformationen ist die Schleie für uns in der AP als Alternative nicht akzeptabel.
Die Zielsetzung in unserer Hobby AP ist:
1. Es soll eine Fischsorte sein die z.T. pflanzliche Nahrung verwerten kann. Tierische Nahrung sollte nicht verwendet werden, da der Fleischanteil im Fisch-Futter meistens durch Wildfang gedeckt wird und somit nicht bzw. nur sehr begrenzt umweltverträglich ist.
2. Stromkosten für die Beheizung des Fischtanks sollen entfallen, so daß wir nicht unnötig Strom verbrauchen und den Klimawandel verstärken.
3. Es soll definitiv ein Speisefisch sein und somit fallen Goldfische und Koi aus da Sie als Speisefisch doch ziemlich fragwürdig sind, es sei den Sie können mir diese Sorten als Speisefische empfehlen, dann würde ich vielleicht darüber nochmal nachdenken.
Mit diesen drei Voraussetzung, dem Fressen von pflanzlicher Nahrung und die Verträglichkeit von nicht beheiztem Wasser führt die Suche nach einem geeigneten, einheimischen Speise-Fisch zur Schleie da sie gegenüber dem Karpfen, den man natürlich auch wählen könnte, nicht soviele Gräten hat und geschmacklich besser ist.
Ich liebe Zander und würde ganz sicher nicht den Teller vom Tisch schubsen wenn er mir serviert wird, aber leider erfüllt der Zander nicht alle Zielsetzung.
Nochmals herzlichen Dank für Ihre Antwort und ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Gruß
Stephan
Antwort-Mail vom 08.01.21
Hallo Stephan,
schön zu hören, dass sich noch Jemand für die Schleienzucht interessiert. Wir hatten uns vor nunmehr gut 20 Jahren mit der Schleie als alternative Fischart für die Teichwirtschaft befasst und dabei auch Aufzuchtversuche in Kreislaufanlagen durchgeführt. Leider stellte sich heraus, dass die Schleie für Kreislaufanlagen nicht zu empfehlen ist. Neben dem generell langsamen Wachstum mussten wir auch bei vielen Tieren Deformationen an Kopf, Flossen und Wirbelsäule feststellen, was im Sinne des Tierwohls nicht akzeptabel ist. Wir haben das damals auf unausgewogene Futtermittel zurückgeführt. Bei der Teichaufzucht auf Naturnahrungsbasis treten solche Probleme naturgemäß nicht auf.
Ich würde Ihnen daher eher den Zander als heimische Fischart empfehlen. In der angehängten Broschüre finden Sie alle notwendigen Informationen über die Aufzucht. Wenn es jedoch in Richtung Zierfische gehen soll, wären Goldfische oder Farbkarpfen (Koi) weitere Alternativen: Für beide gibt es vollwertige Futtermittel, sie können kühl überwintert werden und sind im Handling deutlich robuster als der Zander. Zu den Haltungsbedingungen gibt es darüber hinaus reichlich Literatur aus dem Aquaristik-Bereich.
Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben. Sie können mich bei Rückfragen auch gerne nochmals kontaktieren - wegen Corona allerdings nur per Email im Homeoffice.
Mit freundlichen Grüßen,
Klaus Kohlmann
Dr. Klaus Kohlmann
Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries
Department of Ecophysiology and Aquaculture
ich hatte ja angekündigt mich schlau zu machen. Hier mein einzelnes Ergebnis, eine Mail von
Herrn Dr. Kohlmann (Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries Department of Ecophysiology and Aquaculture)
Zusammenfassung:
1. Es gibt keine Forschung zu Schleien in AP da das Wachstum der Fische zu langsam ist und die Fische somit wirtschaftlich uninteressant sind.
2. In einem Zucht-Versuch in einer Kreislaupanlage habem die Fische Deformationen entwickelt
(Wahrscheinlichste Vermutung ist eine nicht optimale Futter-Mischung)
Hier der vollständige Mail-Verlauf
Antwort Mail vom 15.01.21
Hallo Stephan,
Sie können meine Informationen zur Schleie gern weitergeben. Ich gehe auch davon aus, dass es bezüglich ihrer Aufzucht in Kreislaufanlagen keine neuen Erkenntnisse gibt. Selbst in der Teichwirtschaft hat das Interesse wegen fehlender ökonomischer Anreize (Stichwort langsames Wachstum) stark abgenommen, so dass meines Wissens zumindest in Deutschland auch nicht mehr diesbezüglich geforscht wird.
Ich kann Ihre Zielsetzungen aus ökologischer und klimaschützerischer Sicht sehr gut verstehen. Allerdings wird es dann auch unmöglich, eine einheimische Fischart zu finden, die alle 3 Kriterien erfüllt.
Wenn Sie Zugang zu Zooplankton als Lebendfutter haben, könnte der Verbrauch an kommerziellem Trockenfutter (und damit dessen Anteil an Fischprotein und -öl) gesenkt werden. Damit würden Sie zu Ziel 1 wenigstens etwas beitragen, laufen aber Gefahr, mit dem Zooplankton aus natürlichen Gewässern Parasiten oder andere Krankheiten in ihre AP-Anlage einzuschleppen.
Übrigens ist man sich in der Aquakultur durchaus der Problematik des Fischmehlanteils in den Futtermitteln bewusst. Es laufen national und international zahlreiche Forschungsarbeiten zu dessen teilweisem oder vollständigem Ersatz entweder durch pflanzliche Rohstoffe (z.B. Soja) oder alternative tierische Quellen (z.B. Protein von Insektenlarven). Wenn solche Futtermittel eines Tages zur Verfügung stehen, wäre der Zander für Ihre Zielstellungen dann der ideale Kandidat ...
Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Klaus Kohlmann
-----Original message-----
From: Wolf-der-III@web.de <Wolf-der-III@web.de>
Sent: Friday 8th January 2021 18:51
To: Klaus Kohlmann <info@igb-berlin.de>
Subject: Aw: RE: Schleien in Aquaponik
Hallo Herr Kohlmann,
an dieser Stelle erstmal herzlichen Dank das Sie geantwortet haben.
Eine Frage vorab: "Darf ich Ihre Informationen bezgl. der Schleie in Kreislaufanlagen weiter geben?"
Grund für die Weitergabe der Informationen: Es gibt eine bescheidene aber aktive Hobby Aquaponik (AP) Szene in Deutschland und die Anzahl der Hobby AP´ler ist (gefühlt) steigend da der Klimawandel langsam aber sicher eine begriffene Realität wird. Bei der Such nach einem geeigneten Fisch taucht in diesem Zusammenhang immer mal wieder die Schleie auf und mit Ihren Informationen könnte ich möglicherweise eine Fehl-Tendenz, hin zur Schleie, in Teilen vermeiden.
Ich glaube nicht das sich bei der Aufzucht von Schleien in Kreislaufanlagen in den letzten 20 Jahren neue Erkenntnisse ergeben haben da die Schleie auf Grund ihres langsamen Wuchs kommerziell uninteressant ist und mit Ihrer Information der möglichen körperlichen Deformationen ist die Schleie für uns in der AP als Alternative nicht akzeptabel.
Die Zielsetzung in unserer Hobby AP ist:
1. Es soll eine Fischsorte sein die z.T. pflanzliche Nahrung verwerten kann. Tierische Nahrung sollte nicht verwendet werden, da der Fleischanteil im Fisch-Futter meistens durch Wildfang gedeckt wird und somit nicht bzw. nur sehr begrenzt umweltverträglich ist.
2. Stromkosten für die Beheizung des Fischtanks sollen entfallen, so daß wir nicht unnötig Strom verbrauchen und den Klimawandel verstärken.
3. Es soll definitiv ein Speisefisch sein und somit fallen Goldfische und Koi aus da Sie als Speisefisch doch ziemlich fragwürdig sind, es sei den Sie können mir diese Sorten als Speisefische empfehlen, dann würde ich vielleicht darüber nochmal nachdenken.
Mit diesen drei Voraussetzung, dem Fressen von pflanzlicher Nahrung und die Verträglichkeit von nicht beheiztem Wasser führt die Suche nach einem geeigneten, einheimischen Speise-Fisch zur Schleie da sie gegenüber dem Karpfen, den man natürlich auch wählen könnte, nicht soviele Gräten hat und geschmacklich besser ist.
Ich liebe Zander und würde ganz sicher nicht den Teller vom Tisch schubsen wenn er mir serviert wird, aber leider erfüllt der Zander nicht alle Zielsetzung.
Nochmals herzlichen Dank für Ihre Antwort und ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Gruß
Stephan
Antwort-Mail vom 08.01.21
Hallo Stephan,
schön zu hören, dass sich noch Jemand für die Schleienzucht interessiert. Wir hatten uns vor nunmehr gut 20 Jahren mit der Schleie als alternative Fischart für die Teichwirtschaft befasst und dabei auch Aufzuchtversuche in Kreislaufanlagen durchgeführt. Leider stellte sich heraus, dass die Schleie für Kreislaufanlagen nicht zu empfehlen ist. Neben dem generell langsamen Wachstum mussten wir auch bei vielen Tieren Deformationen an Kopf, Flossen und Wirbelsäule feststellen, was im Sinne des Tierwohls nicht akzeptabel ist. Wir haben das damals auf unausgewogene Futtermittel zurückgeführt. Bei der Teichaufzucht auf Naturnahrungsbasis treten solche Probleme naturgemäß nicht auf.
Ich würde Ihnen daher eher den Zander als heimische Fischart empfehlen. In der angehängten Broschüre finden Sie alle notwendigen Informationen über die Aufzucht. Wenn es jedoch in Richtung Zierfische gehen soll, wären Goldfische oder Farbkarpfen (Koi) weitere Alternativen: Für beide gibt es vollwertige Futtermittel, sie können kühl überwintert werden und sind im Handling deutlich robuster als der Zander. Zu den Haltungsbedingungen gibt es darüber hinaus reichlich Literatur aus dem Aquaristik-Bereich.
Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben. Sie können mich bei Rückfragen auch gerne nochmals kontaktieren - wegen Corona allerdings nur per Email im Homeoffice.
Mit freundlichen Grüßen,
Klaus Kohlmann
Dr. Klaus Kohlmann
Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries
Department of Ecophysiology and Aquaculture
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