Hallo Zusammen,
hier die ausführliche Zusammenfassung des ersten Jahres mit unserer AP. Angefangen hat alles in der ersten Januar-Woche 2020. Das Jahr 2019 war super anstrengend und am ersten Januar-Wochenende hatte ich vom Job die Nase schon wieder so richtig voll. Am liebsten hätte ich das ganze Wochenende eine weisse Wand anschauen wollen. Stattdessen bin ich Freitags bei YT surfen gegangen und auf Go-Aquaponik gestoßen, alle Videos in Deutsch https://www.youtube.com/watch?v=VwJMBgkjOmk&list=PLT1NKmMT5BNW8bQsCvwx9cMKqu2YpPUpF
und schon war es um mich geschehen, auch meine Frau war sofort begeistert.
Mit der folgenden Anleitung nach Bernstein, die ich ebenfalls im www gefunden habe, hatte ich dann am Sonntag alle notwendigen Angaben zum Starten.
Vorgehen (nach Bernstein, 2011)
In der 2´ten Januar-Woche wurde das Gewächshaus (GW) bestellt. Geplant war 3,80 m x 1,90 m, dummerweise haben wir 3,80 m x 2,50 m bestellt und somit war der Kirschbaum im Weg. Die Lösung, wir haben das GW um den Baum herum gebaut und bei der Dachverglasung einfach einen Ausschnitt in die Doppelstegplatten geschnitten. Jetzt kann der Kirsch-Baum fröhlich weiter wachsen und da er in der nord-östlichen Ecke des GW steht klaut er fast keine Sonne, aber beschattet im Hochsommer den Fischtank.
Geplant war die Fertigstellung des GW und der AP für Ende Februar, leider sind im Februar die ganzen Stürme über Deutschland gefegt und da das Hochleistungs-GW 9,5m^2 Grundfläche für 407,-€ beim Aufbau doch etwas „schwugelich“ war, die Kaufempfehlungen im Netz lauten in etwa: „Nur mit hohem handwerklichen Geschick sieht das GW nach dem Aufbau aus wie dargestellt“, war an ein Aufstellen bei Sturm nicht zu denken, dann Urlaub und die Fertigstellung des GW und der AP erfolgte erst im April.
Weiter ging´s: Wasser einfüllen, Hydrokultursteine bestellen - hat schon wieder Zeit gekostet. Endlich war es so weit, das System war am Zirkulieren. Gemäß der oben angeführten Anleitung nach Bernstein wollte ich das System mit Geduld und Eigen-Urin einfahren (Klappt einwandfrei, spart Euch das Geld für gekauftes Ammonium). Nach 2 Wochen tapferem warten hatten wir außer Ammonium nichts messbares und mir ist der Geduldsfaden gerissen. Teichstarter-Kulturen mussten her – wieder eine Woche warten - auch in dieser Lieferwoche nur Ammonium. Teichstarter da – endlich! Rein damit und siehe da nach drei Tagen war alles wie es sein sollte, Ammonium und Nitrit weg und Nitrat bei 50ppm. Jetzt noch mal zur Sicherheit drei Tage Werte prüfen, kein Ammonium, kein Nitrit, aber dafür 150 ppm Nitrat. Also Plan A) Teilwasser-Wechsel mit 50% und keine Urin-Gaben mehr und die 20 Tillies mit 7-10 cm konnten am 20.05.20 einziehen.
Aber wieviel fressen die? Die Antwort findet Ihr im Folgenden Link http://www.fao.org/3/i8442en/i8442en.pdf auf Seiten 6 „Futter-Menge in Relation zum Körper-Gewicht“ und auf Seite 25 „Futter-Faktor in Abhängigkeit zur Wasser-Temperatur“. Das Dok. ist Englisch aber die Tabellen erklären sich von selber. Bitte beachten; Seite 6 u. 25 des Textteils des Buchs, das Buch hat eine Ellen-Lange Einleitung.
Nachtrag 08.11.20
1. Download in dem Ihr eine Tabelle findet in der die „Relation von Fischlänge zu Fischgewicht“ angegeben ist. (Dokument ist Englisch aber die
Tabelle auf Seite 4 von 10 versteht sich von selber) https://cals.arizona.edu/azaqua/ista/ista6/ista6web/pdf/500.pdf
2. Die Homepage der: „Food and Agriculture Organization of the United Nation (fao)“ mit sehr viel Informationen zu Tilapia und Tilapia-Zucht.
http://www.fao.org/fishery/affris/species-profiles/nile-tilapia/nile-tilapia-home/en/
3. Einen Link vom Forum-User Oliver alias Kessy zur Anzahl Fische und der benötigten Menge Wasser, super wichtig bei der Planung.
Der Link fumpt sofort in den Download-Ordner https://aquaponik-forum.de/attachment.php?aid=3033
4. In Antwort 10 dieses Post findet Ihr nochmals Infos zur möglichen Fischanzahl und einen Link zur Geschlechter-Trennung (Sexing)
bei Tillies vom Forum-User Wolf-Aqua
5. Im Thema Fische des Forums habe ich einen Post zu Fingerlingen erstellt, ist aber nur interessant wenn Ihr
Gewächshaus-Aquaponik (GW-AP) mit Tillies plant.
Unsere AP ist ein sehr großes System mit vielen Pflanzen und wenig Tillies, nach dem Einfahren haben wir nie wieder einen Nachweis von Ammonium und Nitrit gehabt, auch nicht wenn große Futtermengen auf dem Boden lagen (Ja! Ist ein Anfänger-Fehler). Futterreste stören bei unserer AP nicht allzu sehr - außer im Filter - und wenn die Futtermengen auf dem Tankboden (abgesunkenes Schwimm-Futter) zu groß war haben wir die Fütterung einfach ausgesetzt, beim nächsten Füttern sind es wieder Freu-Tillies mit großem Hunger gewesen. Meistens wussten wir vor dem Füttern, ob sie fressen werden oder nicht. Ich habe eine Plexiglas-Scheibe in den IBC eingebaut und die Tillies waren darauf trainiert, das Futter kommt wenn wir an einer bestimmten Stelle der Scheibe mit den Fingern gerieben haben. Bei sehr großem Hunger kamen die Tillies an die Scheibe geschossen und ich bin mir heute noch nicht sicher, ob die dann zu sehenden Freu-Tillies mit den Schwänzen wedelten oder ob die Schwänze die Tillies gewedelt haben.
Häufig liest, hört und sieht man die Aussage, soviel Futter geben wie die Tillies in 5 Minuten gierig fressen. Zu Beginn der Saison hatten wir viel zu viel Spaß am Füttern, daher die vorher erwähnten hohen Mengen an Futterresten. Ab Juli haben wir dann die 5 Minuten-Regel bei dreimaliger Fütterung am Tag mit Erfolg eingehalten und die Futterreste gab es nicht mehr bzw. nur selten mal.
Ein weiterer guter Link mit einer guten Erklärung der Grundlagen der AP (auch auf Englisch, aber einfach geschrieben), der für unsere erste Saison leider zu spät kam, den wir aber noch sehr genau studieren werden. http://www.fao.org/in-action/globefish/publications/details-publication/en/c/338354/
Und wer dann hardcore mäßiges Englisch braucht kann den Stand der AP-Forschung kennen lernen und die folgenden 619 Seiten runterladen. https://www.springer.com/de/book/9783030159429)
Da wir die ganzen Verzögerungen hatten und der Prozess des Aufbauens und des Einfahrens der AP sehr spannend war und unsere Ungeduld mit jeder Woche größer wurde, hatte meine Frau in dieser Zeit den Traum von einem Fisch namens Heinrich. Nach dem die kleinen Flundern erstmal im Tank waren, war am nächsten Tag klar, welcher Fisch „Heinrich“ heißen solle. Heinrich war im Gegensatz zu allen anderen Fischen grau gestreift und somit einmalig, der Rest hatte lediglich vereinzelte schwarze Flecken. Es haben auch noch andere Fische Namen bekommen z.B. hatten wir Dorie im Tank. Dorie hatte einen Unterbiss und daraus resultierend ein ganz spitzes Maul, genau wie die Dorie bei „Findet Nemo“.
Jetzt zur AP: Die AP haben wir unter dem Gesichtspunkt des Fischwohls gebaut. Der Fischtank ist 40 cm in der Erde vergraben und hat ein Volumen von 800l, die installierte Heizleistung hat 1000W (2x 500Watt falls mal ein Heizstab defekt geht), von dort mittels Pumpe mit 1500l/h abzgl. Hebe-Leistung in das Ebbe und Flut Beet, die Pumpe bzw. das Pumpen-Set ist ausgestattet mit UV C-Licht, Grob- und Fein-Filter. Die Taktung des Ebbe und Flut Beets ist bei 9 Minuten, der Bell-Siphon ergießt sich in den Helix-Tank um die Helix ordentlich in Bewegung zu halten, der Helix-Tank hat ca. 600l Wasser u. 100l Helix, weiter geht es mittels kommunizierender Röhren in den Wassertank ebenfalls ca. 600l Wasser und von dort zurück in den Fischtank. Mit diesem Aufbau haben wir bei 100l Wasser im Ebbe und Flut-Beet im Fischtank einen Gezeitenhub von nur 3 cm um die Fische nicht zu stressen. Im Beipass läuft ein Schwimmbeet (ca. 250l Wasser) ausgestattet mit 80 Jogurt-Bechern als Blumentöpfe, schwimmend in 1m2 Styropor. Ja das sind viel zu viele auf zu wenig Fläche, der Abstand der Becher ist nur 5 cm, aber die Kombi von z.B. Porree, dann Salat, dann Schnittlauch, dann wieder Pak-Choi usw. also immer hoch und schmal wachsende Pflanzen neben breit wachsenden Pflanzen funktioniert.
Die Joghurt-Becher sind im unteren Drittel seitlich geschlitzt, im Boden habe ich 3mm Bohrungen eingebracht. Zur Bepflanzung fülle ich die Joghurt-Becher zu ca. 3/4 der Höhe mit 8-10mm Blähton, darauf Blähton mit 2-5mm damit die Samen nicht durchrutschen. Entsprechend der Aussaatempfehlung werden dann die Samen, wenn vorgegeben mit dem feinen Blähton abgedeckt. Bis zum Keimen der Samen kommt ein transparenter Bier-Plastikbecher als Mini-GW, falschherum auf den Joghurt-Becher. Klappt hervorragend.
Sind die Pflanzen gekeimt und die Wurzel durch den Becher bis in das Wasser gewachsen, werden die Pflanzen, die Wasserbad an den Wurzeln nicht mögen hochgelegt, indem ich den Boden eines weiteren Joghurt-Becher abschneide diesen falsch herum über das Loch im Styropor setze und den bepflanzten Joghurt-Becher mit den Wurzeln einfädele, so haben die Wurzeln 5 cm bis 7 cm Luft bis zur Wasseroberfläche und trocknen nicht aus.
Da wir immer wieder gelesen und gehört haben das in der AP die Gurken und Tomaten den 5-6 fachen Ertrag erbringen sollen, habe wir jeweils alle Pflanzen doppelt gezogen 1x für die AP und 1x für das GW. Natürlich war ich für die GW Saison mit Ende Mai viel zu spät unterwegs, aber über den Aufbau der AP hatten wir vollständig vergessen die Pflanzen rechtzeitig vorzuziehen, aber was solls! Die Saison im GW ist ja länger. Um hier das Ergebnis vorweg zu nehmen, bei den Snack-Gurken hat es geklappt ca. 70 Gurken/Pflanze im Ebbe u. Flut Beet und „nur“ 21 Gurken/Pflanze im Gewächshaus, bei den Tomaten bitte das folgende Kapitel zur Brennesel-Jauche lesen.
Jetzt kam die Wartezeit bei der wir lediglich den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zuschauen konnten und ich hatte Zeit mir neue Dinge zu überlegen.
Als erstes haben wir ausprobiert ob Tillies, wie in einem der Videos von Go-Aquaponik behauptet, handzahm werden. Stimmt. Ich habe unsere Tillies mit der Hand-Verfütterung von Salat handzahm bekommen, die schwammen uns sogar durch die Finger um an den Salat zu kommen und ab und zu durfte ich Einzelne auch streicheln.
Mir war schon bei der Planung der AP bewusst, das wir zu viele stark zehrende Pflanzen im Ebbe und Flut Beet hatten und nochmals viel zu viele Pflanzen im Schwimmbeet, für viel zu wenig Fische als Düngerlieferanten.
Auf Grund dieses Wissens bin ich auf die Idee gekommen, Brennnessel-Jauche (BJ) als biologischen Dünger anzusetzen um den Düngerunterschuss auszugleichen. An sich eine gute Idee, aber nicht wenn man(n) es übertreibt wie ich es getan habe. Dann hat man(n) einen Grund sich hier im Forum anzumelden weil die Fisch irgendwann Rückenschwimmen lernen bzw. kurz davor sind. Mein Grund mich anzumelden war ein absolut und ausschließlich durch mich erzeugtes Problem in der AP und da konnte mir niemand mit Ratschlägen helfen.
Die BJ ist ein ziemlich saures Zeug und mein Lackmuß-Papier war zu ungenau. Um ganz genau zu sein es war China-Billig-Sch…! Es hat mir immer, wie gewünscht, pH 7 angezeigt, tatsächlich war ich vermutlich nach einem Monat schon deutlich unter pH 6 und als ich das Problem erkennen konnte, leider an der Tatsache das die Tillies schon leichte Schlagseite hatten, musste ich zum zweiten Mal Plan A) ausführen den "Teilwasser-Wechsel!" aber diesmal 75%. Erste erkennbare negative Folge meiner BJ-Attacke war, das Schiefmaul im Gegensatz zu allen anderen Fischen nach dem Teilwasser-Wechsel schlapp geblieben ist.
Die einzelne Gabe BJ war im Verhältnis 400ml BJ zu 2.250 Litern Wasser mit pH 7,5 unerheblich, auf Basis der Messwerte für Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat habe ich zuerst 1 Becher pro Woche gegeben , aber dann schrittweise auf 1 Becher pro Tag erhöht , mit immer guten Messwerten der Wasser-Zusammensetzung. Um mit den Tröpfchentests in den Meßbereich zum kommen musste ich die BJ 1:500 verdünnen und lang dann bei Nitrit, Nitrad und Phosphat an der oberen Nachweisgrenze.
Die Pflanzen sind gewachsen wie verrückt und das hat mir gut gefallen. Wie bereits zuvor geschrieben, es war das Lackmus-Papier das uns beinahe die Tillies gekostet hat. Über die Dauer ist ein Säuresturz entstanden den ich nicht erkennen konnte. Ich denke Schiefmaul hätte meine erste Frühwarnstufe sein können. Es war insbesondere sein Pech, das ich ungeeignetes Lackmus-Papier hatte.
Ich habe natürlich versucht Schiefmaul zu retten, in dem ich aus einem großen 40l Eimer eine "Intensiv-Station" inkl. Beatmungsgerät (Luftsprudler) und Frischwasserinfusion (Beipass aus dem Wasserlauf) improvisiert habe. Bereits in der ersten Nacht ist Schiefmaul aus dem Notfalleimer gesprungen, natürlich entgegen meinem ausdrücklichen Rat. Im Tank hat er wahrscheinlich sehr schnell das Rückenschwimmen gelernt da er, geschwächt wie er war, von den vier Super-Stänkern (Thema „Super-Stänker“ kommt gleich) zu Tode gehetzt worden ist. Bitte glaubt nicht es wäre mir egal gewesen, aber mehr als das Getane war nicht möglich ggf. hätte ich noch einen Deckel auf den Eimer machen können, aber am Ende wäre der Fisch wahrscheinlich so oder so in den großen Teich zurück-gewechselt und so wie der aussah, hätte ich Ihn auch nicht essen wollen. Irgendwo hier im Forum habe ich irgendwann später gelesen das auch andere AP’ler dieselbe Erfahrung mit geschwächten Fischen gemacht haben, auch bzw. obwohl Sie Ihre Fische aufpäppeln konnten.
OK zurück zur BJ. Die langfristigen Folgen aufgrund der Überdüngung waren die Folgenden:
1. Der Säuresturz
2. Der Tod von Schiefmaul
3. Sehr langsames Wachstum der Fische. Unser Durchschnittsgewicht war 220 g nach knapp 5 Monaten.
4. Die Tomaten im Ebbe und Flut-Beet sind gewachsen wie verrückt und haben die Wasser-Werte i.o. gehalten, aber sie haben nicht
angesetzt, die Blüten sind einfach abgefallen.
5. Die schwach zehrenden Pflanzen im Schwimmbeet sind nicht mehr gewachsen bzw. zum Teil verkümmert
6. Lediglich die Snack-Gurke und der Pak-Choi haben Gas gegeben
Zusammenfassend: Wir können BJ nutzen, da unser Brunnen-Wasser extrem stark bei pH 7,5 gepuffert ist, aber nur in wohl dosierten Mengen und nicht im vom mir ausgeführtem Über-Maß.
Ein anderes Problem unserer AP ist das Schwimmbeet, nach dem ich die BJ-Attacke beendet hatte waren anschließend zu wenig Nährstoffe im Schwimmbeet und die eh schon schwachen Pflanzen haben weiter vor sich hin gemickert. Die Durchspülung des Schwimmbeetes im Beipass des Ebbe und Flut Beet war zu gering, die Wasseraufteilung von 10% zu 90% war zu wenig. Als Problem-Lösung wollte ich zuerst durch ein Ebbe-Flut-System mit nur 7 cm Gezeitenhub diesen Nährstoffmangel ausgleichen, habe aber letztlich das Schwimmbeet höher gelegt als das Ebbe und Flut-Beet und jetzt pumpen wir das gesamte Wasser aus dem Fischtank zuerst in das Schwimmbeet und der Überlauf erfolgt in das Ebbe und Flut Beet, alles andere wie oben beschrieben.
Eigentlich war die GW-AP ganzjährig geplant aufgrund folgender Überlegungen:
1. Die Tanks sind alle mit 8 cm Styropor isoliert
2. Der Spalt zwischen Kunststoffblase und Gitter ist mit Bauschaum abgedichtet, sodass an dieser Stelle die thermische
Zirkulation gestoppt ist
3. Das Styropor wiederum ist aus optischen Gründen mit Nut-Feder Brettern verkleidet, aber auch die isolieren zusätzlich
4. Das GW wird im Winter komplett mit einer Gewebeplane abgedeckt um die thermische Zirkulation der Warmluft aus dem GW zu
stoppen. Das Hochleistungs-GW in unserer billig Version hat 16m^3 und ist undicht an allen Scheiben.
5. Ich habe mir überlegt den Wasserstand im Fischtank von 800l auf das zulässige Minimum zu reduzieren je nach Fischgewicht
bis dahin. (Anmerkung: Ist aktuell erst wieder für die nächste Saison relevant)
6. Die 2.250l Wasser-Zirkulation werde ich kurzschließen, sodass das Ebbe u. Flut Beet (ca. 100l) direkt wieder zu den Tillies geht,
also Punkt 5 zzgl. der 100l
7. Final noch die Rest-Wasser-Menge auf ca. 19°C absenken.
8. Ich habe ein DN 120 PE-Rohr 1m tief im Garten unter der Erde liegen ca. 80m lang. Die Luft wird mittels Rohrventilator aus dem
Wintergarten abgezogen und direkt in das Gewächshaus gepustet. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich schnell mit der Sonnenwärme
des Wintergartens das Erdreich von 10°C auf aktuelle 18°C gebracht. Ich habe aber noch keine Erfahrung zum Verhalten des
Systems im Winter, jetzt bleibt abzuwarten, wie sich der Winter und daraus resultierend die Temp. entwickelt.
Heute 22.10.20 = 14, 6 Grad Celsius.
(9. In Planung: Hinter dem GW Luft-Sonnen-Paneel gekoppelt mit einer Wärmesenke bestehend aus den Speichersteinen einer
Nachtspeicherheizung unter dem Plattenweg des GW. Ggf. noch koppeln mit dem PE-Rohr. Muss ich aber noch basteln.)
Die Wasser-Temp. haben wir im Sommer mit 2.250l zirkulierendem Wasser bei konstanten 25°C gehalten, die Kostet lagen bei 1,50 €/Tag in der Zeit von Mai – September.
Ab Oktober hat der Stromzähler angefangen seine Rotationsgeschwindigkeit auf 3,60 €/Tag zu erhöhen und das bei Tagestemperaturen von immerhin noch 10-15°C und Nachttemperaturen von 4-8°C und das obwohl wir die Wasser-Temp. von 25°C auf 23°C abgesenkt hatten. Wir wollten gar nicht erst herausfinden ob der Stromzähler auf Grund noch niedrigerer Temp. und noch höherer Rotationgeschwindigkeiten das Schweben beginnt, jetzt sind die Baby-Tillies im Wintergarten und die großen in der Tiefkühltruhe und die Saison beendet.
Wir haben die Hoffnung auf Winter AP mit Tillies, die sich Richtung 2 kg entwickeln können noch nicht aufgegeben. Ein Versuch den ich zur Kostenreduzierung in diesem Winter noch durchführen werde (als Ergänzung zu Punkt 6 der obigen Lise) ist das Ebbe und Flut-Beet noch besser zu isolieren. Mit dem oben erwähntem Kurzschluss im Wasserkreislauf, bei vielleicht 500l hoffe ich auf moderate Stromkosten im Winter.
Wie oben in der Auflistung der Isolations-Aktionen unter Punkt 4 genannt, dass „GW mit Gewebeplane eintüten“ zieht ein neues Problem nach sich. Das GW wird zur Tropfsteinhöhle und die Pflanzen, im Besonderen die Tomaten bekommen durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit Pflanzenrost, aber auch die Paprika, das mehrjährige Basilikum usw. fangen an zu schimmeln. Abhilfe soll hier die Wärmesenke bringen. Durch die zwangsläufig entstehende Kondensat-Kühlung in der Wärmesenke wird, wie ich vermute, die Wärmesenke auch zur Kältefalle für die Luftfeuchtigkeit. Wir werden es erfahren.
Wir kannten AP im Jahr 2019 noch gar nicht, wir haben GW-AP innerhalb von einem Wochenende aus YT-Videos gelernt, wir haben Messwerte auf Basis von www-Informationen festgelegt und einfach angefangen.
Es hat Spaß gemacht die GW-AP zu bauen, in Betrieb zu nehmen, den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zu zu schauen und wir haben viel gelernt. Nächstes Jahr werden wir vieles besser machen. Wir sind dann immer noch Anfänger und wir werden weiter lernen.
Gruß
Stephan und Birgit
PS. Ein letzter Rat. Niemals, aber auch wirklich niemals Mexikanische-Mini-Gurken in die AP des GW pflanzen.
hier die ausführliche Zusammenfassung des ersten Jahres mit unserer AP. Angefangen hat alles in der ersten Januar-Woche 2020. Das Jahr 2019 war super anstrengend und am ersten Januar-Wochenende hatte ich vom Job die Nase schon wieder so richtig voll. Am liebsten hätte ich das ganze Wochenende eine weisse Wand anschauen wollen. Stattdessen bin ich Freitags bei YT surfen gegangen und auf Go-Aquaponik gestoßen, alle Videos in Deutsch https://www.youtube.com/watch?v=VwJMBgkjOmk&list=PLT1NKmMT5BNW8bQsCvwx9cMKqu2YpPUpF
und schon war es um mich geschehen, auch meine Frau war sofort begeistert.
Mit der folgenden Anleitung nach Bernstein, die ich ebenfalls im www gefunden habe, hatte ich dann am Sonntag alle notwendigen Angaben zum Starten.
Vorgehen (nach Bernstein, 2011)
- Das System bepflanzen.
- Ammoniak zugeben bis 2-4 ppm erreicht sind. Die gebrauchte Menge notieren.
- Diese Menge gibt man täglich zu, bis mindestens 0,5 ppm Nitrit im Wasser messbar sind. Falls der Ammoniakpegel gegen 8 ppm geht, wartet man so lange mit weiteren Ammoniakgaben, bis er wieder auf 2-4 ppm zurück geht.
- Sobald Nitrit erscheint, werden die Ammoniakgaben halbiert. Falls der Nitritpegel über 5 ppm geht, mit den Ammoniakgaben aufhören, bis der Pegel auf 2 ppm fällt.
- Sobald Nitrat 5-10 ppm erreicht, wartet man bis Nitrit- und Ammoniakpegel auf Null sind. Dann kann man Fische einsetzen.
- Der pH-Wert sollte bei 6,8 bis 7,0 liegen und kann vorsichtig mit Essig (zu hohe Werte) oder Calciumcarbonat (zu niedrige Werte) eingestellt werden – bevor Fische eingesetzt werden.
In der 2´ten Januar-Woche wurde das Gewächshaus (GW) bestellt. Geplant war 3,80 m x 1,90 m, dummerweise haben wir 3,80 m x 2,50 m bestellt und somit war der Kirschbaum im Weg. Die Lösung, wir haben das GW um den Baum herum gebaut und bei der Dachverglasung einfach einen Ausschnitt in die Doppelstegplatten geschnitten. Jetzt kann der Kirsch-Baum fröhlich weiter wachsen und da er in der nord-östlichen Ecke des GW steht klaut er fast keine Sonne, aber beschattet im Hochsommer den Fischtank.
Geplant war die Fertigstellung des GW und der AP für Ende Februar, leider sind im Februar die ganzen Stürme über Deutschland gefegt und da das Hochleistungs-GW 9,5m^2 Grundfläche für 407,-€ beim Aufbau doch etwas „schwugelich“ war, die Kaufempfehlungen im Netz lauten in etwa: „Nur mit hohem handwerklichen Geschick sieht das GW nach dem Aufbau aus wie dargestellt“, war an ein Aufstellen bei Sturm nicht zu denken, dann Urlaub und die Fertigstellung des GW und der AP erfolgte erst im April.
Weiter ging´s: Wasser einfüllen, Hydrokultursteine bestellen - hat schon wieder Zeit gekostet. Endlich war es so weit, das System war am Zirkulieren. Gemäß der oben angeführten Anleitung nach Bernstein wollte ich das System mit Geduld und Eigen-Urin einfahren (Klappt einwandfrei, spart Euch das Geld für gekauftes Ammonium). Nach 2 Wochen tapferem warten hatten wir außer Ammonium nichts messbares und mir ist der Geduldsfaden gerissen. Teichstarter-Kulturen mussten her – wieder eine Woche warten - auch in dieser Lieferwoche nur Ammonium. Teichstarter da – endlich! Rein damit und siehe da nach drei Tagen war alles wie es sein sollte, Ammonium und Nitrit weg und Nitrat bei 50ppm. Jetzt noch mal zur Sicherheit drei Tage Werte prüfen, kein Ammonium, kein Nitrit, aber dafür 150 ppm Nitrat. Also Plan A) Teilwasser-Wechsel mit 50% und keine Urin-Gaben mehr und die 20 Tillies mit 7-10 cm konnten am 20.05.20 einziehen.
Aber wieviel fressen die? Die Antwort findet Ihr im Folgenden Link http://www.fao.org/3/i8442en/i8442en.pdf auf Seiten 6 „Futter-Menge in Relation zum Körper-Gewicht“ und auf Seite 25 „Futter-Faktor in Abhängigkeit zur Wasser-Temperatur“. Das Dok. ist Englisch aber die Tabellen erklären sich von selber. Bitte beachten; Seite 6 u. 25 des Textteils des Buchs, das Buch hat eine Ellen-Lange Einleitung.
Nachtrag 08.11.20
1. Download in dem Ihr eine Tabelle findet in der die „Relation von Fischlänge zu Fischgewicht“ angegeben ist. (Dokument ist Englisch aber die
Tabelle auf Seite 4 von 10 versteht sich von selber) https://cals.arizona.edu/azaqua/ista/ista6/ista6web/pdf/500.pdf
2. Die Homepage der: „Food and Agriculture Organization of the United Nation (fao)“ mit sehr viel Informationen zu Tilapia und Tilapia-Zucht.
http://www.fao.org/fishery/affris/species-profiles/nile-tilapia/nile-tilapia-home/en/
3. Einen Link vom Forum-User Oliver alias Kessy zur Anzahl Fische und der benötigten Menge Wasser, super wichtig bei der Planung.
Der Link fumpt sofort in den Download-Ordner https://aquaponik-forum.de/attachment.php?aid=3033
4. In Antwort 10 dieses Post findet Ihr nochmals Infos zur möglichen Fischanzahl und einen Link zur Geschlechter-Trennung (Sexing)
bei Tillies vom Forum-User Wolf-Aqua
5. Im Thema Fische des Forums habe ich einen Post zu Fingerlingen erstellt, ist aber nur interessant wenn Ihr
Gewächshaus-Aquaponik (GW-AP) mit Tillies plant.
Unsere AP ist ein sehr großes System mit vielen Pflanzen und wenig Tillies, nach dem Einfahren haben wir nie wieder einen Nachweis von Ammonium und Nitrit gehabt, auch nicht wenn große Futtermengen auf dem Boden lagen (Ja! Ist ein Anfänger-Fehler). Futterreste stören bei unserer AP nicht allzu sehr - außer im Filter - und wenn die Futtermengen auf dem Tankboden (abgesunkenes Schwimm-Futter) zu groß war haben wir die Fütterung einfach ausgesetzt, beim nächsten Füttern sind es wieder Freu-Tillies mit großem Hunger gewesen. Meistens wussten wir vor dem Füttern, ob sie fressen werden oder nicht. Ich habe eine Plexiglas-Scheibe in den IBC eingebaut und die Tillies waren darauf trainiert, das Futter kommt wenn wir an einer bestimmten Stelle der Scheibe mit den Fingern gerieben haben. Bei sehr großem Hunger kamen die Tillies an die Scheibe geschossen und ich bin mir heute noch nicht sicher, ob die dann zu sehenden Freu-Tillies mit den Schwänzen wedelten oder ob die Schwänze die Tillies gewedelt haben.
Häufig liest, hört und sieht man die Aussage, soviel Futter geben wie die Tillies in 5 Minuten gierig fressen. Zu Beginn der Saison hatten wir viel zu viel Spaß am Füttern, daher die vorher erwähnten hohen Mengen an Futterresten. Ab Juli haben wir dann die 5 Minuten-Regel bei dreimaliger Fütterung am Tag mit Erfolg eingehalten und die Futterreste gab es nicht mehr bzw. nur selten mal.
Ein weiterer guter Link mit einer guten Erklärung der Grundlagen der AP (auch auf Englisch, aber einfach geschrieben), der für unsere erste Saison leider zu spät kam, den wir aber noch sehr genau studieren werden. http://www.fao.org/in-action/globefish/publications/details-publication/en/c/338354/
Und wer dann hardcore mäßiges Englisch braucht kann den Stand der AP-Forschung kennen lernen und die folgenden 619 Seiten runterladen. https://www.springer.com/de/book/9783030159429)
Da wir die ganzen Verzögerungen hatten und der Prozess des Aufbauens und des Einfahrens der AP sehr spannend war und unsere Ungeduld mit jeder Woche größer wurde, hatte meine Frau in dieser Zeit den Traum von einem Fisch namens Heinrich. Nach dem die kleinen Flundern erstmal im Tank waren, war am nächsten Tag klar, welcher Fisch „Heinrich“ heißen solle. Heinrich war im Gegensatz zu allen anderen Fischen grau gestreift und somit einmalig, der Rest hatte lediglich vereinzelte schwarze Flecken. Es haben auch noch andere Fische Namen bekommen z.B. hatten wir Dorie im Tank. Dorie hatte einen Unterbiss und daraus resultierend ein ganz spitzes Maul, genau wie die Dorie bei „Findet Nemo“.
Jetzt zur AP: Die AP haben wir unter dem Gesichtspunkt des Fischwohls gebaut. Der Fischtank ist 40 cm in der Erde vergraben und hat ein Volumen von 800l, die installierte Heizleistung hat 1000W (2x 500Watt falls mal ein Heizstab defekt geht), von dort mittels Pumpe mit 1500l/h abzgl. Hebe-Leistung in das Ebbe und Flut Beet, die Pumpe bzw. das Pumpen-Set ist ausgestattet mit UV C-Licht, Grob- und Fein-Filter. Die Taktung des Ebbe und Flut Beets ist bei 9 Minuten, der Bell-Siphon ergießt sich in den Helix-Tank um die Helix ordentlich in Bewegung zu halten, der Helix-Tank hat ca. 600l Wasser u. 100l Helix, weiter geht es mittels kommunizierender Röhren in den Wassertank ebenfalls ca. 600l Wasser und von dort zurück in den Fischtank. Mit diesem Aufbau haben wir bei 100l Wasser im Ebbe und Flut-Beet im Fischtank einen Gezeitenhub von nur 3 cm um die Fische nicht zu stressen. Im Beipass läuft ein Schwimmbeet (ca. 250l Wasser) ausgestattet mit 80 Jogurt-Bechern als Blumentöpfe, schwimmend in 1m2 Styropor. Ja das sind viel zu viele auf zu wenig Fläche, der Abstand der Becher ist nur 5 cm, aber die Kombi von z.B. Porree, dann Salat, dann Schnittlauch, dann wieder Pak-Choi usw. also immer hoch und schmal wachsende Pflanzen neben breit wachsenden Pflanzen funktioniert.
Die Joghurt-Becher sind im unteren Drittel seitlich geschlitzt, im Boden habe ich 3mm Bohrungen eingebracht. Zur Bepflanzung fülle ich die Joghurt-Becher zu ca. 3/4 der Höhe mit 8-10mm Blähton, darauf Blähton mit 2-5mm damit die Samen nicht durchrutschen. Entsprechend der Aussaatempfehlung werden dann die Samen, wenn vorgegeben mit dem feinen Blähton abgedeckt. Bis zum Keimen der Samen kommt ein transparenter Bier-Plastikbecher als Mini-GW, falschherum auf den Joghurt-Becher. Klappt hervorragend.
Sind die Pflanzen gekeimt und die Wurzel durch den Becher bis in das Wasser gewachsen, werden die Pflanzen, die Wasserbad an den Wurzeln nicht mögen hochgelegt, indem ich den Boden eines weiteren Joghurt-Becher abschneide diesen falsch herum über das Loch im Styropor setze und den bepflanzten Joghurt-Becher mit den Wurzeln einfädele, so haben die Wurzeln 5 cm bis 7 cm Luft bis zur Wasseroberfläche und trocknen nicht aus.
Da wir immer wieder gelesen und gehört haben das in der AP die Gurken und Tomaten den 5-6 fachen Ertrag erbringen sollen, habe wir jeweils alle Pflanzen doppelt gezogen 1x für die AP und 1x für das GW. Natürlich war ich für die GW Saison mit Ende Mai viel zu spät unterwegs, aber über den Aufbau der AP hatten wir vollständig vergessen die Pflanzen rechtzeitig vorzuziehen, aber was solls! Die Saison im GW ist ja länger. Um hier das Ergebnis vorweg zu nehmen, bei den Snack-Gurken hat es geklappt ca. 70 Gurken/Pflanze im Ebbe u. Flut Beet und „nur“ 21 Gurken/Pflanze im Gewächshaus, bei den Tomaten bitte das folgende Kapitel zur Brennesel-Jauche lesen.
Jetzt kam die Wartezeit bei der wir lediglich den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zuschauen konnten und ich hatte Zeit mir neue Dinge zu überlegen.
Als erstes haben wir ausprobiert ob Tillies, wie in einem der Videos von Go-Aquaponik behauptet, handzahm werden. Stimmt. Ich habe unsere Tillies mit der Hand-Verfütterung von Salat handzahm bekommen, die schwammen uns sogar durch die Finger um an den Salat zu kommen und ab und zu durfte ich Einzelne auch streicheln.
Mir war schon bei der Planung der AP bewusst, das wir zu viele stark zehrende Pflanzen im Ebbe und Flut Beet hatten und nochmals viel zu viele Pflanzen im Schwimmbeet, für viel zu wenig Fische als Düngerlieferanten.
Auf Grund dieses Wissens bin ich auf die Idee gekommen, Brennnessel-Jauche (BJ) als biologischen Dünger anzusetzen um den Düngerunterschuss auszugleichen. An sich eine gute Idee, aber nicht wenn man(n) es übertreibt wie ich es getan habe. Dann hat man(n) einen Grund sich hier im Forum anzumelden weil die Fisch irgendwann Rückenschwimmen lernen bzw. kurz davor sind. Mein Grund mich anzumelden war ein absolut und ausschließlich durch mich erzeugtes Problem in der AP und da konnte mir niemand mit Ratschlägen helfen.
Die BJ ist ein ziemlich saures Zeug und mein Lackmuß-Papier war zu ungenau. Um ganz genau zu sein es war China-Billig-Sch…! Es hat mir immer, wie gewünscht, pH 7 angezeigt, tatsächlich war ich vermutlich nach einem Monat schon deutlich unter pH 6 und als ich das Problem erkennen konnte, leider an der Tatsache das die Tillies schon leichte Schlagseite hatten, musste ich zum zweiten Mal Plan A) ausführen den "Teilwasser-Wechsel!" aber diesmal 75%. Erste erkennbare negative Folge meiner BJ-Attacke war, das Schiefmaul im Gegensatz zu allen anderen Fischen nach dem Teilwasser-Wechsel schlapp geblieben ist.
Die einzelne Gabe BJ war im Verhältnis 400ml BJ zu 2.250 Litern Wasser mit pH 7,5 unerheblich, auf Basis der Messwerte für Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat habe ich zuerst 1 Becher pro Woche gegeben , aber dann schrittweise auf 1 Becher pro Tag erhöht , mit immer guten Messwerten der Wasser-Zusammensetzung. Um mit den Tröpfchentests in den Meßbereich zum kommen musste ich die BJ 1:500 verdünnen und lang dann bei Nitrit, Nitrad und Phosphat an der oberen Nachweisgrenze.
Die Pflanzen sind gewachsen wie verrückt und das hat mir gut gefallen. Wie bereits zuvor geschrieben, es war das Lackmus-Papier das uns beinahe die Tillies gekostet hat. Über die Dauer ist ein Säuresturz entstanden den ich nicht erkennen konnte. Ich denke Schiefmaul hätte meine erste Frühwarnstufe sein können. Es war insbesondere sein Pech, das ich ungeeignetes Lackmus-Papier hatte.
Ich habe natürlich versucht Schiefmaul zu retten, in dem ich aus einem großen 40l Eimer eine "Intensiv-Station" inkl. Beatmungsgerät (Luftsprudler) und Frischwasserinfusion (Beipass aus dem Wasserlauf) improvisiert habe. Bereits in der ersten Nacht ist Schiefmaul aus dem Notfalleimer gesprungen, natürlich entgegen meinem ausdrücklichen Rat. Im Tank hat er wahrscheinlich sehr schnell das Rückenschwimmen gelernt da er, geschwächt wie er war, von den vier Super-Stänkern (Thema „Super-Stänker“ kommt gleich) zu Tode gehetzt worden ist. Bitte glaubt nicht es wäre mir egal gewesen, aber mehr als das Getane war nicht möglich ggf. hätte ich noch einen Deckel auf den Eimer machen können, aber am Ende wäre der Fisch wahrscheinlich so oder so in den großen Teich zurück-gewechselt und so wie der aussah, hätte ich Ihn auch nicht essen wollen. Irgendwo hier im Forum habe ich irgendwann später gelesen das auch andere AP’ler dieselbe Erfahrung mit geschwächten Fischen gemacht haben, auch bzw. obwohl Sie Ihre Fische aufpäppeln konnten.
OK zurück zur BJ. Die langfristigen Folgen aufgrund der Überdüngung waren die Folgenden:
1. Der Säuresturz
2. Der Tod von Schiefmaul
3. Sehr langsames Wachstum der Fische. Unser Durchschnittsgewicht war 220 g nach knapp 5 Monaten.
4. Die Tomaten im Ebbe und Flut-Beet sind gewachsen wie verrückt und haben die Wasser-Werte i.o. gehalten, aber sie haben nicht
angesetzt, die Blüten sind einfach abgefallen.
5. Die schwach zehrenden Pflanzen im Schwimmbeet sind nicht mehr gewachsen bzw. zum Teil verkümmert
6. Lediglich die Snack-Gurke und der Pak-Choi haben Gas gegeben
Zusammenfassend: Wir können BJ nutzen, da unser Brunnen-Wasser extrem stark bei pH 7,5 gepuffert ist, aber nur in wohl dosierten Mengen und nicht im vom mir ausgeführtem Über-Maß.
Ein anderes Problem unserer AP ist das Schwimmbeet, nach dem ich die BJ-Attacke beendet hatte waren anschließend zu wenig Nährstoffe im Schwimmbeet und die eh schon schwachen Pflanzen haben weiter vor sich hin gemickert. Die Durchspülung des Schwimmbeetes im Beipass des Ebbe und Flut Beet war zu gering, die Wasseraufteilung von 10% zu 90% war zu wenig. Als Problem-Lösung wollte ich zuerst durch ein Ebbe-Flut-System mit nur 7 cm Gezeitenhub diesen Nährstoffmangel ausgleichen, habe aber letztlich das Schwimmbeet höher gelegt als das Ebbe und Flut-Beet und jetzt pumpen wir das gesamte Wasser aus dem Fischtank zuerst in das Schwimmbeet und der Überlauf erfolgt in das Ebbe und Flut Beet, alles andere wie oben beschrieben.
Eigentlich war die GW-AP ganzjährig geplant aufgrund folgender Überlegungen:
1. Die Tanks sind alle mit 8 cm Styropor isoliert
2. Der Spalt zwischen Kunststoffblase und Gitter ist mit Bauschaum abgedichtet, sodass an dieser Stelle die thermische
Zirkulation gestoppt ist
3. Das Styropor wiederum ist aus optischen Gründen mit Nut-Feder Brettern verkleidet, aber auch die isolieren zusätzlich
4. Das GW wird im Winter komplett mit einer Gewebeplane abgedeckt um die thermische Zirkulation der Warmluft aus dem GW zu
stoppen. Das Hochleistungs-GW in unserer billig Version hat 16m^3 und ist undicht an allen Scheiben.
5. Ich habe mir überlegt den Wasserstand im Fischtank von 800l auf das zulässige Minimum zu reduzieren je nach Fischgewicht
bis dahin. (Anmerkung: Ist aktuell erst wieder für die nächste Saison relevant)
6. Die 2.250l Wasser-Zirkulation werde ich kurzschließen, sodass das Ebbe u. Flut Beet (ca. 100l) direkt wieder zu den Tillies geht,
also Punkt 5 zzgl. der 100l
7. Final noch die Rest-Wasser-Menge auf ca. 19°C absenken.
8. Ich habe ein DN 120 PE-Rohr 1m tief im Garten unter der Erde liegen ca. 80m lang. Die Luft wird mittels Rohrventilator aus dem
Wintergarten abgezogen und direkt in das Gewächshaus gepustet. Dieses Frühjahr habe ich ziemlich schnell mit der Sonnenwärme
des Wintergartens das Erdreich von 10°C auf aktuelle 18°C gebracht. Ich habe aber noch keine Erfahrung zum Verhalten des
Systems im Winter, jetzt bleibt abzuwarten, wie sich der Winter und daraus resultierend die Temp. entwickelt.
Heute 22.10.20 = 14, 6 Grad Celsius.
(9. In Planung: Hinter dem GW Luft-Sonnen-Paneel gekoppelt mit einer Wärmesenke bestehend aus den Speichersteinen einer
Nachtspeicherheizung unter dem Plattenweg des GW. Ggf. noch koppeln mit dem PE-Rohr. Muss ich aber noch basteln.)
Die Wasser-Temp. haben wir im Sommer mit 2.250l zirkulierendem Wasser bei konstanten 25°C gehalten, die Kostet lagen bei 1,50 €/Tag in der Zeit von Mai – September.
Ab Oktober hat der Stromzähler angefangen seine Rotationsgeschwindigkeit auf 3,60 €/Tag zu erhöhen und das bei Tagestemperaturen von immerhin noch 10-15°C und Nachttemperaturen von 4-8°C und das obwohl wir die Wasser-Temp. von 25°C auf 23°C abgesenkt hatten. Wir wollten gar nicht erst herausfinden ob der Stromzähler auf Grund noch niedrigerer Temp. und noch höherer Rotationgeschwindigkeiten das Schweben beginnt, jetzt sind die Baby-Tillies im Wintergarten und die großen in der Tiefkühltruhe und die Saison beendet.
Wir haben die Hoffnung auf Winter AP mit Tillies, die sich Richtung 2 kg entwickeln können noch nicht aufgegeben. Ein Versuch den ich zur Kostenreduzierung in diesem Winter noch durchführen werde (als Ergänzung zu Punkt 6 der obigen Lise) ist das Ebbe und Flut-Beet noch besser zu isolieren. Mit dem oben erwähntem Kurzschluss im Wasserkreislauf, bei vielleicht 500l hoffe ich auf moderate Stromkosten im Winter.
Wie oben in der Auflistung der Isolations-Aktionen unter Punkt 4 genannt, dass „GW mit Gewebeplane eintüten“ zieht ein neues Problem nach sich. Das GW wird zur Tropfsteinhöhle und die Pflanzen, im Besonderen die Tomaten bekommen durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit Pflanzenrost, aber auch die Paprika, das mehrjährige Basilikum usw. fangen an zu schimmeln. Abhilfe soll hier die Wärmesenke bringen. Durch die zwangsläufig entstehende Kondensat-Kühlung in der Wärmesenke wird, wie ich vermute, die Wärmesenke auch zur Kältefalle für die Luftfeuchtigkeit. Wir werden es erfahren.
Wir kannten AP im Jahr 2019 noch gar nicht, wir haben GW-AP innerhalb von einem Wochenende aus YT-Videos gelernt, wir haben Messwerte auf Basis von www-Informationen festgelegt und einfach angefangen.
Es hat Spaß gemacht die GW-AP zu bauen, in Betrieb zu nehmen, den Pflanzen und Fischen beim Wachsen zu zu schauen und wir haben viel gelernt. Nächstes Jahr werden wir vieles besser machen. Wir sind dann immer noch Anfänger und wir werden weiter lernen.
Gruß
Stephan und Birgit
PS. Ein letzter Rat. Niemals, aber auch wirklich niemals Mexikanische-Mini-Gurken in die AP des GW pflanzen.
Auch unter ### www.drehruemchen.de/aquaponik/ ### Über Rückmeldungen zur Verbesserung der Homepage würde ich mich freuen.